Das Kadett
doch unbedingt deine eigenen Entscheidungen fällen. Jetzt tu’s auch, mein Junge. Aber laut sagte er: »Gregor, Ihr seid ein ebenso großer Kaiser, wie Dorca es war. Tut, was Ihr wollt!«
Gregor blickte wieder Miles an. »Du konntest die Blockade nicht in diesem militärischen Zusammenhang brechen. Daher hast du den Zusammenhang verändert.«
»Jawohl, Sir.«
»Ich kann Dorcas Gesetz nicht ändern …«, sagte Gregor langsam. Graf Vorkosigan entspannte sich. Er hatte schon Zeichen von Unruhe zu erkennen gegeben. »Es hat schließlich Barrayar gerettet.«
Der Kaiser schwieg und dachte angestrengt nach. Miles konnte ihm nachfühlen, was in ihm vorging. Miles ließ ihn aber noch eine Zeitlang schmoren, bis Gregor den verzweifelten Blick hatte, den Miles aus den mündlichen Examen her kannte, wenn jemand die Antwort nicht wusste. Jetzt!
»Die Dendarii Söldner des Kaisers«, schlug Miles vor.
»Was?«
»Warum nicht?« Miles drehte die Hände nach außen. »Ich wäre entzückt, sie dir zu übergeben. Mach sie zu deiner Kronen-Truppe. Ein Wort – und es ist geschehen.«
»Mit Pferden und Kavallerie!«, sagte Graf Vorkosigan, aber sein Gesicht war viel heller geworden.
»Was er mit ihnen macht, ist sowieso nur eine juristische Fiktion, da sie außerhalb seiner Reichweite sind«, sagte Miles. »Er kann alles so arrangieren, wie es ihm am besten passt.«
»Wem am besten passt?«, fragte Graf Vorhalas.
»Du hast an eine private Deklaration gedacht, vermute ich«, sagte Graf Vorkosigan.
»Naja – ich fürchte, die meisten Söldner wären etwas verstört, wenn sie erführen, dass sie zur Barrayaranischen Kaiserlichen Armee eingezogen wurden. Unterstellt sie doch Captain Illyans Abteilung! Dann müsste ihr Status geheim bleiben. Ihm wird schon etwas einfallen, wo und wie er sie sinnvoll einsetzen kann. Eine freie Söldnerflotte, insgeheim im Besitz des Barrayaranischen Kaiserlichen Geheimdienstes.«
Gregor schaute plötzlich beinahe begeistert drein. »Das könnte funktionieren …«
Graf Vorkosigan lächelte ganz kurz. »Simon wird mehr als erfreut sein.«
»Wirklich?«, fragte Gregor zweifelnd.
»Dafür garantiere ich persönlich.« Graf Vorkosigan verbeugte sich im Sitzen.
Vorhalas schnaubte und schaute Miles an. »Du bist ausgekochter, als es dir gut tun wird, Junge.«
»So ist es, Sir.« Miles war fast hysterisch erleichtert. Er war dreitausend Soldaten und weiß Gott wie viele Tonnen Ausrüstung los! Er hatte es geschafft: Jetzt lag auch das letzte Stückchen an seinem Platz im Puzzle.
»… wage nicht, mich hinters Licht zu führen«, sagte Vorhalas. Dann wandte er sich an Graf Vorkosigan. »Damit ist meine Frage nur halb beantwortet, Aral.«
Graf Vorkosigan betrachtete seine Fingernägel mit blitzenden Augen. »Stimmt! Wir können den Jungen nicht frei herumlaufen lassen. Auch mir graut, in welche Zufälle er wieder hineingeraten könnte. Man sollte ihn in eine Anstalt stecken, wo er hart arbeiten muss und ständig überwacht wird.« Er machte eine Pause. »Dürfte ich die Kaiserliche Offiziersakademie vorschlagen?«
Miles verschlug es den Atem. Diese Hoffnung war doch reiner Schwachsinn. Alle seine Kalkulationen hatten sich nur darum bewegt, wie er straffrei dem Vorgehen gegen Vorloupulous’ Gesetz entkommen könne. Von einem Leben danach hatte er nie zu träumen gewagt, von einer derartigen Belohnung ganz zu schweigen …
Sein Vater neigte sich zu ihm und flüsterte: »Natürlich nur, wenn es nicht unter Ihrer Würde ist – Admiral Naismith. Ich habe dir noch gar nicht zu deiner steilen Karriere gratuliert.«
Miles wurde rot. »Es war doch nur Hochstapelei. Das weißt du doch!«
»Alles?«
»Naja, das meiste.«
»Hm, du bist vorsichtiger geworden. Aber schließlich hast du einen Geschmack davon bekommen, wie es ist, zu befehlen. Kannst du wieder lernen, dich unterzuordnen? Degradierungen sind bittere Pillen.«
»Du wurdest nach Komarr degradiert, Sir …«
»Ja, zurückgestuft zum Captain.«
Miles lächelte verschmitzt. »Ich habe jetzt einen bionischen Magen, der alles verdaut. Ich werde es schaffen.«
Graf Vorhalas zog fragend die Brauen hoch. »Welche Art von Fähnrich soll er werden, Admiral Vorkosigan?«
»Ich glaube, dass er einen grauenvollen Fähnrich abgeben wird«, antwortete Graf Vorkosigan ehrlich. »Aber wenn er es schafft, dass ihn seine erbosten Vorgesetzten nicht erwürgen – wegen übergroßer Initiative, wird aus ihm eines Tages vielleicht ein hervorragender
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg