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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Plastikbinden, Intravenöse Schläuche, Sauerstoff für den Notfall – hier waren keine Überraschungen versteckt. Dann fuhr er mit der Hand über den Boden des Kastens. Ihm stockte der Atem: Plastiksprengstoff? Nein, nur alter Kaugummi. Verdammt.
    Kostolitz war fertig und wartete ungeduldig, als Miles vorn ankam. »Du bist langsam, Vorkosigan«, beschwerte er sich und stopfte sein Reportpaneel ins Ablesegerät. Dann glitt er auf den Pilotensitz.
    Miles bemerkte eine interessante Ausbeulung in der Brusttasche des Ausbilders. Er fasste sich an die eigenen Taschen und lächelte hilflos. »Verzeihung, Sir, ich scheine meinen Lichtschreiber verloren zu haben. Dürfte ich Ihren ausborgen?«
    Unwillig tat ihm der Ausbilder den Gefallen. Miles schaute unter gesenkten Lidern genau hin. Außer dem Lichtschreiber steckten noch drei zusammengefaltete Atemmasken für den Notfall in der Tasche des Ausbilders. Drei war eine interessante Zahl. Jeder auf der Raumstation konnte natürlich eine Reservemaske bei sich haben – aber drei? Es war aber doch ein Dutzend Atemmasken an Bord. Kostolitz hatte das doch gerade überprüft – nein! Kostolitz hatte sie nur gezählt!
    »Ihre Lichtschreiber sind Eigentum der Armee«, sagte der Ausbilder. »Sie müssen sorgfältig damit umgehen, sonst steigt uns noch eines Tages der Rechnungshof aufs Dach.«
    »Jawohl, Sir. Vielen Dank, Sir.« Miles unterschrieb schwungvoll. Als er den Schreiber wieder einsteckte, fand er natürlich den eigenen. »Oh, da ist meiner. Tut mir leid, Sir.«
    Er steckte seinen Report in den Schlitz und schnallte sich auf dem Copilotensitz fest. Wenn er den Sitz ganz nach vorn stellte, konnte er gerade die Fußkontrollen erreichen. Kaiserliche Ausrüstung war nicht so flexibel wie die der Söldner. Egal. Er zwang sich zu größter Aufmerksamkeit, denn im Umgang mit einem Gleiter war er immer noch ziemlich ungeschickt. Doch bei etwas mehr Übung würde er bald nicht mehr von der Gnade irgendeines Gleiterpiloten abhängen, um herumzukommen.
    Aber jetzt war Kostolitz an der Reihe. Miles wurde bei der Beschleunigung, als der Gleiter sich aus den Halterungen löste, in den Sitz gepresst. Atemmasken. Checklisten. Annahmen. Kostolitz … Vermutungen. Miles Nerven dehnten sich. Geduldig wie eine Spinne saß er da. Die Minuten krochen dahin.
    Ein Befehl, dann Zischen – hinten aus der Kabine. Miles Herz machte einen Sprung und klopfte wie wahnsinnig, obwohl er eigentlich darauf gewartet hatte. Er drehte sich um und erfasste die Situation. Es war, als enthülle ein Blitzlicht die Geheimnisse der Finsternis. Kostolitz fluchte. Miles sagte nur. »Ha!«
    Aus einem Loch auf der Steuerbordseite des Gleiters drangen dicke grüne Gasschwaden. Eine Kühlleitung war geplatzt, wie es bei einem Meteoreinschlag passieren könnte. Der ›Meteor‹ war zweifellos Plastiksprengstoff, da das Zeug in die Kabine herein und nicht hinaus strömte. Außerdem saß der Ausbilder ruhig da und beobachtete sie. Kostolitz sprang zu der Kiste mit den Atemmasken.
    Miles übernahm inzwischen blitzschnell die Kontrollen. Er schaltete den Atmosphärenkreislauf von Wiederaufbereiten auf Abzug und stellte fast gleichzeitig die Lagepeilung des Gleiters auf volle Kraft voraus. Der Gleiter heulte kurz auf, dann drehte er sich, schneller und immer schneller um die Mittelachse der Kabine. Miles, der Ausbilder und Kostolitz wurden vorwärtsgeschleudert. Da das Kühlgas schwerer als die Luftmischung war, wurde sie durch diese einfache Zentrifugalkraft gegen die Außenwände gepresst und bildete dort dicke Schwaden.
    »Bist du wahnsinnig, du dummes Schwein!«, brüllte Kostolitz und griff nach einer Atemmaske. »Was machst du?«
    Der Gesichtsausdruck des Ausbilders ähnelte zuerst dem von Kostolitz, doch dann begriff er plötzlich. Er legte sich gemütlich zurück in seinen Sitz und sah interessiert zu.
    Miles hatte keine Zeit, um Kostolitz zu antworten. Der würde selbst bald kapieren, was los war. Kostolitz setzte die Atemmaske auf und wollte einatmen. Dann riss er sie ab und holte die nächste. Miles kletterte inzwischen die Wand hoch zum Erste-Hilfe-Kasten.
    Die zweite Maske sauste an ihm vorbei. Leerer Behälter. Kein Zweifel. Kostolitz hatte die Masken gezählt, ohne die Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Miles machte den Erste-Hilfe-Kasten auf und holte die intravenösen Schläuche heraus, dazu zwei Y-Anschlüsse. Kostolitz warf die dritte Maske weg und wollte nach Steuerbord zum Kasten mit den anderen Masken.

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