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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hatte. Henri Vorvolk war einer von Gregors Altersgenossen unter den Grafen und ein persönlicher Freund. Kern einer neuen Clique, vermutete Miles. Kein Wunder, dass Gregor ihn zur Unterstützung herbeizog. Graf Vorhalas …
    Vorhalas war der älteste und unversöhnlichste Feind von Miles’ Vater, seit Vorhalas beide Söhne vor achtzehn Jahren auf der falschen Seite ums Leben kamen, als Vordarian sich des Thrones bemächtigen wollte. Miles betrachtete ihn mit ungutem Gefühl. Der Sohn und Erbe des Grafen war der Mann gewesen, der die Soltoxingasgranate eines Nachts durchs Fenster des Hauses der Vorkosigans geworfen hatte, um den Tod seines jüngeren Bruders zu rächen. Wegen dieses Verrats war er hingerichtet worden. Hatte Graf Vorhalas in Vordrozdas Komplott eine Gelegenheit zur Rache gesehen – dein Sohn für meinen Sohn?
    Allerdings war Vorhalas als gerechter und ehrlicher Mann bekannt – Miles konnte sich durchaus vorstellen, dass er in der Verurteilung von Vordrozdas Komplott mit seinem Vater einer Meinung sein könnte. Die beiden waren schon so lange Feinde und hatten so viele Feinde und Gegner überlebt, dass ihre Feindschaft beinahe eine Art Harmonie erreicht hatte. Dennoch würde niemand es wagen, Vorhalas zu verdächtigen, ein für den früheren Regenten parteiischer Zeuge zu sein. Die beiden Männer nickten sich zu, wie Fechter en garde, und nahmen gegenüberliegende Sitze ein.
    Graf Vorkosigan schaute seinen Sohn sehr ernst und durchdringend an. »Also, Miles, was ist wirklich dort draußen passiert? Ich hatte Illyans Berichte – jedenfalls bis vor kurzem noch. Aber anstatt Antworten zu geben, warfen diese mehr Fragen auf.«
    Miles war einen Augenblick lang abgelenkt. »Sendet sein Agent denn nicht mehr? Ich schwöre, ich habe mich in seine Aufgaben nicht eingemischt.«
    »Captain Illyan ist im Gefängnis.«
    »Was?«
    »Er wartet auf seine Gerichtsverhandlung. Ihm wurde Teilnahme an deiner Verschwörung angelastet.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Keineswegs, sondern nur logisch. Wenn jemand etwas gegen mich unternehmen will, ergreift er als erstes die Vorsichtsmaßnahme, meine Augen und Ohren zu entfernen, wenn er dies kann.«
    Graf Vorhalas nickte als alter Taktiker zustimmend, als wolle er sagen: So hätte ich es auch gemacht.
    Die Augen von Miles Vater verengten sich spöttisch. »Es ist für ihn eine ganz neue Erfahrung, bei einem Justizprozess auf der anderen Seite der Tische zu sitzen. Aber das schadet nicht. Im Augenblick ist er allerdings etwas verärgert über dich.«
    »Die Frage ist«, mischte sich Gregor ein, »ob der Captain mir oder meinem Premierminister gedient hat.« In seinen Augen stand immer noch Unsicherheit zu lesen.
    »Alle, die mir dienen, dienen durch mich Euch«, erklärte Graf Vorkosigan. »So funktioniert es im Vor-System. Viele Ströme der Erfahrung fließen zusammen und bilden einen Strom großer Macht. Ihr seid dieser letzte Zusammenfluss.« Miles hatte seinen Vater noch nie so weit an den Rand einer Schmeichelei gehen sehen. Es war ein Zeichen seiner Besorgnis. »Ihr tut Simon Illyan Unrecht, wenn Ihr ihn verdächtigt. Er hat Euch Euer ganzes Leben lang gedient, und vorher Eurem Großvater.«
    Miles fragte sich, welchen Nebenfluss er selbst darstellte – die Dendarii Söldner kamen aus sehr merkwürdigen Quellen. Jetzt musste er seinem Vater antworten.
    »Was passiert ist? Nun, Sir …« Eigentlich hatte alles vor einer Mauer keine hundert Kilometer von Vorbarra Sultana entfernt begonnen. Aber er setzte als Anfang seine erste Begegnung mit Arde Mayhew in der Kolonie Beta. Er berichtete zögernd und nicht ganz ohne Angst. Ehe er zu Baz Jesek kam, holte er tief Luft. Sein Vater zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen. Doch Miles lieferte einen genauen und ehrlichen Bericht über die darauffolgenden Abläufe: Die Blockade, das Entern der Schiffe, die Kämpfe. Dabei geriet er direkt ins Schwärmen. Plötzlich merkte er, dass er den Kaiser die Rolle der oserischen Flotte spielen ließ, Henri Vorvolk Captain Tung und seinen Vater das Oberkommando der Pelier. Bei Botharis Tod verdüsterte sich das Gesicht seines Vaters. Nach einiger Zeit sagte er: »Nun, er ist von einer großen Last befreit, möge er doch noch Frieden finden.«
    Miles warf einen Blick auf den Kaiser und ließ die Beschuldigungen Elena Viscontis über Prinz Sergs Schandtaten auf Escobar aus, was ihm von seinem Vater einen kurzen dankbaren Blick einbrachte. Miles hielt diese Auslassung für

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