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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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verschwinde. Na los, Junge!«
    »Jawohl, Sir.« Ivan salutierte noch mal. Man sah ihm die Erleichterung deutlich an.
    »Und hör auf, vor mir zu salutieren!«, fügte Graf Vorkosigan scharf hinzu. »Noch bist du kein Offizier!« Zum ersten Mal schien er Ivans Uniform zu bemerken, »Ach ja, übrigens …«
    »Jawohl, Sir. Nein, Sir!« Ivan setzte zum Gruß an, drehte sich dann aber schnell um und verließ das Zimmer. Um Graf Vorkosigans Mundwinkel zuckte es.
    Nie hätte ich geglaubt dass ich je im Leben Ivan dankbar sein müsste , dachte Miles. »Was wolltest du gerade sagen, Vater?«
    Graf Vorkosigan musste nach der Ablenkung durch den jungen Verwandten kurz seine Gedanken sammeln. Doch dann fragte er ruhig: »Warum hat Elena geweint, Sohn? Du bist ihr doch nicht … hm … irgendwie zu nahe getreten?«
    »Nein, Sir. Ich weiß, wie es ausgesehen hat, aber so war es nicht. Ich gebe dir darauf mein Wort, wenn du willst.«
    »Nicht nötig.« Graf Vorkosigan zog sich einen Stuhl ans Bett. »Ich hoffe, dass du nicht diesem Idioten Ivan nacheiferst. Aber – naja – die betanische Philosophie deiner Mutter über Sex ist schon richtig – in der Beta Kolonie. Vielleicht auch hier eines Tages. Aber ich möchte eins klarmachen: Elena Bothari ist kein passendes Versuchskaninchen.«
    »Warum nicht?«, fragte Miles. Graf Vorkosigan zog die Brauen hoch. »Ich meine, warum muss sie immer so … so zurückgezogen bleiben?«, fuhr Miles schnell fort. »Sie wird zu Tode bewacht. Sie ist intelligent, sieht gut aus und könnte mich in der Mitte durchbrechen – warum bekommt sie keine bessere Ausbildung zum Beispiel? Der Sergeant hat keinerlei Pläne für eine höhere Schulbildung für sie. Er hat nur immer für ihre Aussteuer gespart. Er lässt sie auch nirgendwohin gehen. Sie würde von Reisen mehr profitieren – ja, sie würde Reisen tausendmal mehr zu schätzen wissen, als irgendein anderes Mädchen, das ich kenne.« Etwas atemlos machte er eine Pause.
    Graf Vorkosigan spitzte die Lippen und strich nachdenklich über die Stuhllehne. »Das ist alles durchaus richtig. Aber Elena bedeutet dem Sergeant sehr viel mehr, als du dir vorstellen kannst. Für ihn ist sie ein Symbol für alles, wovon er träumt … ich weiß auch nicht, wie ich es richtig erklären soll. Sie ist eine wichtige Quelle der Ordnung in seinem Leben. Ich schulde es ihm, diese Ordnung zu schützen.«
    »Ja, ja, alles richtig. Das weiß ich auch«, sagte Miles ungeduldig. »Aber du kannst nicht ihm alles und ihr nichts schulden.«
    Graf Vorkosigan blickte ihn beunruhigt an. »Ich verdanke ihm mein Leben, Miles. Und das deiner Mutter. Tatsache ist, dass ich alles, was ich für Barrayar während der letzten achtzehn Jahre gewesen bin und getan habe, ihm verdanke. Auch dein Leben, sogar zweifach, und meinen gesunden Verstand – jedenfalls den Rest, wie deine Mutter sagen würde. Wenn er plötzlich diese Schuld einkassieren wollte, wäre sie unermesslich.« Er rieb sich nachdenklich die Lippen. »Außerdem – und das möchte ich betonen – wäre es mir im Augenblick sehr angenehm, jeglichen Skandal in meinem Haushalt zu vermeiden. Meine Gegner suchen ständig nach einer Handhabe gegen mich, um mich auszuhebeln. Ich bitte dich, werde du nicht ihr Werkzeug.«
    Was, zum Teufel, ist diese Woche bloß in der Regierung los? fragte Miles sich. Aber mir sagt ja keiner etwas! Lord Miles Naismith Vorkosigan. Beruf: Sicherheitsrisiko. Hobbies: Von Mauern fallen, alte kranke Männer so enttäuschen, dass sie sterben und Mädchen zum Weinen bringen … Wenn er nur die Sache mit Elena wieder in Ordnung bringen könnte! Aber wie konnte er sie beruhigen und die schrecklichen Vorstellungen aus ihrer Phantasie verjagen? Ihm fiel nur eine Lösung ein: Er musste das verdammte Grab ihrer Mutter finden! Und das befand sich höchstwahrscheinlich auf Escobar, inmitten der sechs oder siebentausend Opfer des Krieges, die man dort einst zurücklassen musste.
    Der Plan kam ihm so plötzlich, dass er vergaß, was er eigentlich hatte sagen wollen, und jetzt mit offenem Mund stumm dasaß. Verwundert blickte Graf Vorkosigan ihn an. Schließlich fragte Miles: »Hat man in letzter Zeit etwas von Großmutter Naismith gehört?«
    Graf Vorkosigans Augen verengten sich, »Merkwürdig, dass du sie erwähnst. Deine Mutter hat gerade öfters von ihr gesprochen.«
    »Eigentlich doch logisch unter den Umständen. Obwohl Großmutter so ein kerngesundes altes Huhn ist – ich glaube, alle Betaner erwarten

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