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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hundertzwanzig zu werden. Sie halten es für eines ihrer Bürgerrechte.«
    Miles’ betanische Großmutter lebte sieben Wurmlochsprünge und drei Wochen Reisezeit entfernt. Die direkte Route führte über – Escobar! Bestimmt ließ sich ein Passagierlinienschiff finden, das in Escobar einen Zwischenstopp einlegte. Zeit für die Touristenattraktionen – und für einige Nachforschungen. Selbst wenn Bothari ihm dauernd über die Schulter blickte, konnte er es schaffen. Was war natürlicher für einen jungen Mann, der sich für Militärgeschichte interessierte, als eine Pilgerfahrt zum Soldatenfriedhof seines Kaisers? Vielleicht sogar ein Rauchopfer für die toten Helden? »Sir«, begann Miles, »meinst du, ich könnte vielleicht …«
    »Sohn«, sagte Graf Vorkosigan im selben Augenblick. »Wie würde es dir gefallen, deine Mutter zu vertreten« und »Entschuldigung!« und »Sprich weiter, Vater.«
    »Ich wollte gerade sagen, dass es doch für dich ein guter Zeitpunkt wäre, mal wieder deine Großmutter Naismith zu besuchen«, meinte der Graf. »Es ist doch schon … na … zwei Jahre her, seit du in der Kolonie Beta warst. Auch wenn die Betaner davon ausgehen, hundertzwanzig Jahre alt zu werden – naja, man weiß nie.«
    »Was für eine großartige Idee!« Miles gab sich Mühe, nicht vor Freude in die Luft zu springen.
    »Ach – kann ich Elena mitnehmen?«
    Wieder gingen die Brauen nach oben. »Was?«
    Miles stand auf und watschelte im Zimmer hin und her, weil er vor Aufregung nicht mehr still sitzen konnte. Was für Aussichten! Elena einen Ausflug außer Planet zu schenken! Mein Gott, dann war er in ihren Augen ein Held, lockere zwei Meter groß, wie Vorthalia der Kühne. »Ja, sicher – warum nicht? Bothari begleitet mich doch. Einen besseren Anstandswauwau als den Vater gibt es doch gar nicht. Wer könnte da Bedenken haben?«
    »Bothari«, antwortete sein Vater knapp. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von der Idee begeistert ist, Elena die Kolonie Beta zu zeigen. Schließlich war er schon mal dort. Und wenn die Einladung von dir kommt, ist er mit Sicherheit noch weniger davon angetan.«
    »Mhh.« Hin, drehen, zurück. Gedankenblitz! »Dann lade ich sie eben nicht ein!«
    »Sehr weise.« Graf Vorkosigan entspannte sich.
    »Ich bitte Mutter, sie einzuladen. Mal sehen, ob er dann etwas dagegen sagen kann!«
    Graf Vorkosigan lachte. »Du hinterlistiger Bengel!« Aber er klang zustimmend. Miles’ Herz hüpfte höher.
    »Diese Fahrt war doch eigentlich Mutters Idee, oder?«, sagte Miles.
    »Naja – schon«, gab Graf Vorkosigan zu, »Tatsache ist, dass ich im Grunde froh über diesen Vorschlag war. Mir wäre wohler, wenn du die nächsten paar Monate sicher in der Kolonie Beta wärst.« Er stand auf. »Jetzt entschuldige mich. Die Pflicht ruft. Ich muss mich mit diesem unverschämten Schleimer Vordrozda befassen – alles für den Ruhm des Imperiums.« Seine Miene sprach Bände. »Ehrlich gesagt: Ich würde mich lieber mit diesem Idioten Ivan in einem stillen Winkel besaufen oder mich weiter mit dir unterhalten.« Die Augen des Vaters ruhten liebevoll auf Miles.
    »Deine Arbeit geht natürlich vor, Sir. Das verstehe ich.«
    Graf Vorkosigan warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Dann verstehst du nichts. Meine Arbeit war von Anfang an für dich das reinste Gift. Tut mir leid, ehrlich leid, dass dadurch alles für dich so schlimm geworden ist.«
    Schlimm? dachte Miles. Verdammt noch Mal sag doch offen, was du meinst.
    »Ich habe das nie gewollt.« Ein Nicken, dann war er verschwunden.
    Wieder Mal hat er sich bei mir entschuldigt, dachte Miles. Ihm war elend zumute. Immer wieder sagt er mir, dass ich in Ordnung bin – und dann entschuldigt er sich wieder. Das ist doch ein Widerspruch, Vater.
    Er watschelte wieder im Zimmer auf und ab. Der Schmerz in seinem Innern machte sich Luft. Laut rief er gegen die taube Tür: »Ich bring dich dazu, diese Entschuldigung zurückzunehmen! Verdammt noch mal, ich bin in Ordnung! Und das werde ich dir beweisen! Ich werde dafür sorgen, dass du vor Stolz auf mich platzt, und kein Raum mehr ist für Schuldgefühle! Das schwöre ich als Vorkosigan. Ich schwöre es, Vater!« Dann flüsterte er: »Großvater. Irgendwie schaffe ich das. Ich weiß nur noch nicht, wie …«
    Danach ließ er sich aufs Bett fallen. Ihm war kalt, und er sehnte sich nach Schlaf. Überall Krümel, eine leere und eine volle Weinflasche. Stille.
    »Du führst wieder Selbstgespräche«, flüsterte er. »Ein

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