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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zuckte bei der Bewegung zusammen, entspannte sich aber, als er sah, dass es keine Waffe war. Nach barrayaranischen Anstandsregeln nahm Miles als erster einen Schluck – diesmal nur einen ganz kleinen – und wischte dann die Öffnung mit dem Ärmel ab, ehe er die Flasche Baz anbot. »Einen Drink zum Abendessen? Das Zeug ist gut, nimmt auch das Hungergefühl. Schmeckt wie Pferdepisse mit Honig.«
    Baz verzog das Gesicht, nahm aber die Flasche. »Danke.« Er trank und wiederholte etwas heiser: »Danke.«
    Baz schob sein Abendessen auf eine Radkappe als Tellerersatz und setzte sich im Schneidersitz mitten zwischen den Müll, um die Gräten herauszulösen. »Möchten Sie einen Bissen?«
    »Nein, danke. Ich habe gerade zu Abend gegessen.«
    »Du lieber Gott, kein Stück! Das ist ja ekelhaft!«, rief Hathaway.
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte Miles. »Vielleicht doch ein Stückchen zum Probieren.« Baz streckte ihm ein Stück Fisch auf der Messerspitze entgegen. Botharis Hand zuckte. Miles nahm den Fisch mit den Lippen ab und verzehrte ihn, wobei er Hathaway hinterhältig angrinste. Baz bot die Flasche Bothari an.
    »Möchte Ihr Freund?«
    »Er darf nicht«, erklärte Miles. »Er ist im Dienst.«
    »Leibwächter«, flüsterte Baz und blickte Miles mit einer Mischung aus Angst und noch etwas an. »Was, zum Teufel, sind Sie?«
    »Nichts, wovor Sie Angst haben müssen. Wovor Sie sich auch verstecken – ich habe damit nichts zu tun. Darauf kann ich Ihnen mein Wort geben, wenn Sie es wünschen.«
    »Vor«, stieß Baz heraus, »Sie sind ein Vor.«
    »Nun, ja. Aber was, zum Teufel, sind Sie?«
    »Ein Niemand.« Er verschlang den Fisch, Miles fragte sich, wie lange der Mann nichts mehr gegessen hatte.
    »Es ist schwierig, an einem Ort wie diesem ein Niemand zu sein«, bemerkte Miles. »Auf diesem Planeten hat jeder eine Nummer und einen zugewiesenen Aufenthaltsort. Es gibt nicht viele Schlupflöcher, in denen man ein Niemand sein kann. Dazu brauchen Sie eine Menge Kraft und Genialität.«
    »Da haben Sie recht!«, stimmte ihm Baz zu. »Das ist der schlimmste Platz, an dem ich je war. Man muss die ganze Zeit in Bewegung bleiben.«
    »Sie wissen doch, dass die Barrayaranische Botschaft Ihnen hilft, nach Hause zurückzukehren, wenn Sie das wollen«, sagte Miles vorsichtig. »Sie müssen später natürlich alles zurückzahlen. Darin sind die Bestimmungen ziemlich strikt – schließlich ist die Botschaft nicht dazu da, Trampern Freikarten zu geben. Aber wenn Sie wirklich in Not sind …«
    »Nein!« Das war fast ein Schrei. Baz senkte erschrocken die Stimme. »Nein, ich will nicht nach Hause. Früher oder später finde ich schon irgendeine Arbeit am Weltraumhafen und segle woanders hin, wo es besser ist. Es wird sich bestimmt bald eine Gelegenheit ergeben.«
    »Wenn du arbeiten willst«, mischte Hathaway sich eifrig ein, »musst du dich nur registrieren lassen und …«
    »Ich bekomme etwas auf meine Art«, unterbrach ihn Baz schroff.
    Langsam ergaben die Puzzleteile ein Bild. »Baz will sich nicht irgendwo registrieren lassen«, erklärte Miles Hathaway oberlehrerhaft. »Bis jetzt ist Baz etwas, das es, wie ich bisher geglaubt habe, in der Beta-Kolonie nicht gibt. Er ist ein Mann, den es nicht gibt! Er ist durchs Informationsnetz geschlüpft, ohne einen Piepser auszulösen. Er ist nie angekommen – nie durch den Zoll gegangen – Ich wette, das war ein heißer Trick! Soweit es die Computer betrifft, hat er nie gegessen, geschlafen oder etwas gekauft – er ist nicht registriert, hat auch keine Karte. Er würde lieber sterben, als das tun.«
    »Und warum, um Himmels willen?«, fragte Hathaway.
    »Deserteur«, erklärte Bothari lakonisch von oben.
    »Ich habe diesen Blick schon gesehen.« Miles nickte. »Ich glaube, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Sergeant.«
    Baz sprang auf. »Sie sind vom Staatsschutz! Sie hinterlistiger kleiner Mistkerl!«
    »Setzen Sie sich!«, befahl Miles, ohne sich zu bewegen. »Ich bin nicht irgendjemand. Darin bin ich nicht so gut wie Sie.«
    Baz zögerte. Miles musterte ihn sehr ernst. »Ich weiß nicht so recht – berittener Milizsoldat? – Nein. Lieutenant?«
    »Ja«, gab Baz mürrisch zu.
    »Ein Offizier – natürlich.« Miles kaute sorgenvoll auf der Unterlippe. »War es mitten im heißen Kampf?«
    Baz verzog das Gesicht. »Technisch gesehen, ja.«
    »Hm.« Ein Deserteur. Seltsam und völlig unverständlich, dass ein Mann den beneidenswerten Glanz des Militärdienstes für

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