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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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davon erfährt, oder?«
    Jetzt musste der Sergeant unwillkürlich lächeln. »Nicht, wenn du es mir zurückzahlst«, sagte er trocken.
    Endlich hatten sie es geschafft! Was für eine Freude muss es sein, Kapitän eines Kriegsschiffes zu sein, dachte Miles, wo man die Rechnung einfach an den Kaiser schicken lassen konnte. So ein Kapitän musste sich wie eine Kurtisane mit Kreditkarte vorkommen, nicht wie ich armes arbeitendes Kind.
    Er stand im Navigations- und Kontrollraum seines eigenen Schiffs und sah Arde Mayhew zu, wie dieser die Kontrollliste für die Flugüberwachung durchging. Er war ungemein frisch und hellwach. Auf dem Bildschirm drehte sich unter ihnen die schimmernde ockerfarbene Sichel der Beta Kolonie.
    »Erlaubnis zum Orbitbrechen erteilt«, kam die Stimme der Flugüberwachung. Miles wurde vor Freude und Aufregung schwindlig. Sie waren wirklich dabei, die Sache durchzuziehen …
    »Moment mal RG 132«, fuhr die Stimme fort. »Es ist eine Nachricht für sie gekommen.«
    »Schicken Sie sie rauf«, sagte Mayhew und schob sich den Kopfhörer mit dem Mikrophon zurecht.
    Diesmal erschien ein aufgeregtes Gesicht auf dem Bildschirm, auf das Miles absolut verzichten konnte. Er hatte ein verdammt schlechtes Gewissen.
    Lieutenant Croye fragte sehr ernst: »Mylord! Ist Sergeant Bothari bei Ihnen?«
    »Nicht im Augenblick, warum?« Der Sergeant war unten und riss mit Daum bereits die Schotten raus.
    »Wer ist bei Ihnen?«
    »Nur Pilot Mayhew.« Miles hielt den Atem an. So knapp vor dem Ziel …
    Croye entspannte sich etwas. »Mylord, Sie konnten das nicht wissen, aber der Ingenieur, den Sie eingestellt haben, ist ein Deserteur aus den Kaiserlichen Streitkräften. Sie müssen auf der Stelle mit einem Gleiter herunterkommen und den Mann unter irgendeinem Vorwand mitbringen. Nehmen Sie unbedingt den Sergeant mit – der Mann ist als gefährlich einzustufen. Wir haben eine Patrouille des betanischen Staatsschutzes auf der Andockbucht in Bereitschaft. Und ferner …« Er blickte zur Seite. »Was, zum Teufel, haben Sie mit diesem Kerl Calhoun gemacht? Der ist hier in der Botschaft und schreit nach dem Botschafter …«
    Mayhew blickte Miles mit Panik in den Augen an.
    »Aha …« Tachykardie nennt man das. Kann ein Siebzehnjähriger auch schon einen Herzinfarkt bekommen?
    »Lieutenant Croye, die Übertragung war extrem undeutlich. Können Sie alles noch einmal wiederholen?« Er warf Mayhew einen flehenden Blick zu. Dieser zeigte auf ein Armaturenbrett. Croye wiederholte die Nachricht, sah aber beunruhigt drein. Miles klappte das Paneel auf und betrachtete das Spinnennetz aus Drähten. In seinem Kopf schwirrte es. Panik. In letzter Minute …
    »Ich kann Sie immer noch nicht verstehen, Sir«, erklärte Miles fröhlich. »Moment, ich bring das in Ordnung. Verdammt!« Er zog einfach irgendwelche Drähte heraus. Auf dem Bildschirm rieselte nur noch Schnee. Croye war mitten im Satz abgeschnitten worden.
    »Los, Arde!«, rief Miles. Mayhew brauchte keine Aufmunterung. Kolonie Beta entschwand unter ihnen.
    Schwindel. Übelkeit. Verdammt, er war nicht in Schwerelosigkeit! Miles setzte sich abrupt hin. Von der Beinahe-Katastrophe war ihm so schlecht, dass er nicht mehr stehen konnte. Nein, daran lag es nicht allein. Exotische Seuchen kamen ihm in den Sinn. Doch dann war ihm klar, was mit ihm los war.
    Mayhew hatte ihn anfangs besorgt, dann grinsend betrachtet. »Höchste Zeit, dass das Gebräu dich erwischt«, sagte er und drückte auf die Sprechanlage. »Sergeant Bothari? Kommen Sie bitte in den Kontrollraum. Ihr Lord braucht Sie.« Miles bedauerte einige der Grobheiten, die er Mayhew vor drei Tagen an den Kopf geworfen hatte.
    Der Sergeant und Elena kamen. Sie sagte gerade: »Alles ist so schmutzig. Die Türen des Medizinschranks sind mir unter den Händen abgefallen und …« Bothari betrachtete wütend Miles, der wie ein Häuflein Elend auf dem Boden hockte.
    »Die Wirkung seines Zaubertranks hat gerade nachgelassen«, erklärte Mayhew. »Ja, das haut einen blitzschnell um, was Junge?«
    Miles murmelte etwas Unartikuliertes vor sich hin. Bothari brummte ebenfalls. Es war nur ›verdient‹ zu verstehen. Dann packte er seinen Lehnsherrn und warf ihn ohne Umschweife über die Schulter.
    »Wenigstens hört er auf, sich von den Wänden abzustoßen und lässt uns mal ’ne Ruhepause«, meinte Mayhew fröhlich. »Ich habe noch nie jemanden erlebt, der auf das Zeug so extrem reagiert wie er.«
    »Ach, Ihr Schnaps war ein

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