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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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denk ans Budget. Übermorgen soll’s losgehen.«
    »In Ordnung – wann …?« Jetzt verhießen die drohend hochgezogenen dunklen Brauen nichts Gutes. »Was ist mit mir? Du kannst mich doch nicht einfach hierlassen, während ihr …«
    Metaphorisch gesprochen, verkroch Miles sich hinter Bothari und schwenkte eine weiße Fahne. »Das muss dein Vater entscheiden und Großmutter natürlich.«
    »Elena ist hier willkommen und kann bleiben, so lange sie will«, sagte seine Großmutter leise. »Aber Miles, du bist doch gerade erst gekommen …«
    »Den Besuch holen wir natürlich nach, Ma’am«, versicherte Miles. »Wir verschieben unsere Rückkehr nach Barrayar. Schließlich muss ich ja nicht zurück – weil die Schule anfängt oder aus sonst einem triftigen Grund.« Elena blickte mit schmalen Lippen flehend ihren Vater an. Bothari atmete hörbar aus und ließ seinen Blick überlegend von seiner Tochter zu Mrs. Naismith und dem Holovid-Gerät schweifen. Welche Erinnerungen oder Gedanken ihm dabei durch den Kopf gingen, konnte Miles nicht erraten.
    Elena trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Miles … Mylord … kannst du ihm nicht befehlen …«
    Miles hob abwehrend die Hand und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Mrs. Naismith lächelte hinter vorgehaltener Hand, als sie Elenas Ungeduld sah. »Meine Liebe, eigentlich wäre es wunderschön, dich eine Zeitlang hier zu haben. Es wäre, als hätte ich wieder eine Tochter. Du könntest junge Leute kennenlernen – zu Parties gehen. Ich habe Freunde drüben in Quarz, die mit dir einen Ausflug in die Wüste machen könnten. Ich bin zu alt dafür, aber ich bin sicher, dass du viel Spaß hättest …«
    Bothari zuckte zusammen. Quarz war eine der größten Hermaphroditen-Gemeinden der Beta Kolonie. Obwohl Mrs. Naismith Hermaphroditen für ›Menschen, die krankhaft unfähig sind, sich zu entscheiden‹ hielt, wehrte sie sich mit betanischem Patriotismus gegen Botharis offene barrayaranische Verurteilung dieses Geschlechts. Bothari hatte selbst Miles mehr als einmal bewusstlos von einer betanischen Party getragen. Und was Miles katastrophalen Ausflug in die Wüste betraf … Miles warf seiner Großmutter einen dankbaren Blick zu.
    Sie nickte schelmisch zurück und lächelte Bothari unschuldig an.
    Bothari fand das Ganze gar nicht komisch, und das war nicht ironisch gemeint, wie es sonst auf den Kleinkrieg zutraf, den er mit Mrs. Naismith über Miles’ kulturbedingtes Benehmen führte. Nein, jetzt war er richtig wütend. Miles’ Magen verkrampfte sich. Mit großen Augen schaute er zu seinem Leibwächter auf.
    »Sie fährt mit uns«, erklärte Bothari. Elena hätte beinahe triumphierend in die Hände geklatscht. Allerdings hatte Mrs. Naismiths Aufzählung möglicher Freuden den Vorsatz etwas ausgehöhlt, auf keinen Fall beim Tross zu bleiben, wenn die Truppen vorrückten. Der Sergeant musterte seine Tochter ungerührt, warf einen finsteren Blick auf den Holovid und fixierte dann Miles’ Gürtelschnalle.
    »Entschuldige mich, Mylord. Ich werde auf dem Flur Wache halten, bis du wieder weggehst.« Seine großen Hände hingen halb gekrümmt seitlich herab. Man konnte deutlich die Sehnen, Adern und Muskelstränge erkennen.
    Ja, geh nur, dachte Miles, und schau, ob du da draußen deine Selbstbeherrschung wiederfindest. Im Augenblick bist du allerdings überempfindlich. Aber, zugegeben, niemand lässt sich gern piesacken.
    »O Mann«, sagte Mayhew. »Was hat den denn gebissen?«
    »Ach du liebe Güte«, sagte Mrs. Naismith. »Ich hoffe, dass ich ihn nicht beleidigt habe.« Aber leise fügte sie hinzu: »Diesen scheinheiligen, alten Knochen …«
    »Er beruhigt sich schon wieder«, versprach ihr Miles. »Lasst ihn nur eine Zeitlang in Ruhe. Inzwischen gibt es eine Unmenge Arbeit. Alles klar, Elena? Proviant und Ausrüstung für zwei Mann Besatzung und vier Passagiere.«
     
    Die nächsten achtundvierzig Stunden herrschte hektische Tätigkeit. Schon bei normaler Befrachtung war es eine Heidenarbeit, ein so altes Schiff für eine achtwöchige Fahrt herzurichten, doch Miles brauchte noch sehr viele Extras für die Tarnung. Er musste eine Teilladung aller möglichen Gegenstände kaufen, um ein echtes Manifest zu erstellen. Darin konnte er das falsche verstecken. Außerdem musste er Material kaufen, um die Schotten in den Ladeluken umzubauen. Das wollten sie während der Fahrt erledigen. Jetzt standen die Ladeluken weit offen. Lebenswichtig, und daher sehr teuer, waren die

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