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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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um einen Blick auf die Außenwelt einzufangen. »Wo sind sie?«, fragte er nach einigen Minuten. »Sag bloß nicht, dass wir alles für die Party vorbereitet haben, und die Ehrengäste nicht kommen – sind wir an der richtigen Stelle?«
    Mayhew zog die Brauen hoch. »Junge, am Ende eines Lochsprungs bist du entweder an der richtigen Stelle oder ein zwischen Antares und Oz verschmierter Eimer Quark.« Er sah trotzdem nach. »Scheint richtig zu sein.«
    Es dauerte volle vier Stunden, ehe ein Blockadeschiff sich endlich näherte. Miles Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Das langsame Heranfahren wirkte absichtlich einschüchternd. Dann kam Sprechkontakt zustande. Der schläfrige, gelangweilte Ton in der Stimme des Kommunikationsoffiziers der Söldner brachte Klarheit: Sie wollten Zeit schinden. Betont langsam wurde eine kleine Fähre zum Übersetzen klar gemacht.
    Miles schwebte im Lukenkorridor des Schiffes. Alle möglichen Katastrophen schwirrten ihm durch den Kopf: Daum wurde verraten. Der Krieg war vorüber, und die Seite, die mich bezahlen soll, hat verloren. Die Söldner sind zu Piraten geworden und wollen mein Schiff kapern. Irgendein Idiot hat bei ihnen den Massedetektor fallen lassen und kaputt gemacht. Deshalb müssen sie jetzt unseren Laderaum genau ausmessen. Das Ergebnis stimmt aber nicht … Diese letzte Idee schien ihm so wahrscheinlich, dass er die Luft anhielt, bis er einen Techniker mit dem Instrument unter den Ankömmlingen sah.
    Es kamen neun Männer an Bord. Alle waren größer als Miles und alle bis an die Zähne bewaffnet. Bothari stand ohne Waffen – und darüber sehr unglücklich – hinter Miles und musterte sie kühl.
    Sie wirkten irgendwie bunt gemischt. Lag es an den grauweißen Uniformen? Die waren nicht besonders alt, aber manche waren zerrissen, andere schmutzig. Waren sie zu beschäftigt, um sich mit so unwichtigen Dingen abzugeben, oder nur zu faul? Ein Mann lehnte an der Wand. Betrunken im Dienst? Verwundet? Sie trugen alle möglichen Waffen: Betäubungspistolen, Nervenscheren, Plasmabogen, Nadelgewehre. Miles versuchte sie zusammenzuzählen und sie wie Bothari zu bewerten. Aber von außen war es schwer zu sagen, wie funktionsfähig sie waren.
    »Wer ist der Boss auf diesem alten Kasten?«, fragte ein großer Mann und drängte sich durch die anderen.
    Miles trat einen Schritt vor. »Ich bin Naismith, der Eigner, Sir.« Er versuchte, höflich zu klingen. Der große Kerl befehligte offenbar die Männer, die an Bord gekommen waren, den Rangabzeichen nach vielleicht sogar den Kreuzer.
    Der Söldnerführer musterte Miles. Dann zog er die eine Braue hoch und verzog verächtlich den Mund. Er stufte Miles eindeutig als ungefährlich ein. Das ist genau, was ich will, sagte Miles sich. Gut.
    Der Söldner stöhnte gelangweilt. »Na schön, Kleiner, bringen wir die Sache hinter uns. Ist das deine ganze Besatzung?« Er deutete auf Mayhew und Daum, die neben Bothari standen.
    Miles senkte die Lider, um seine Wut zu verbergen. »Mein Ingenieur ist auf seinem Posten, Sir«, sagte er und hoffte, den richtigen Tonfall eines eingeschüchterten Mannes erwischt zu haben, der sich einschmeicheln wollte.
    »Durchsucht sie!«, befahl der Große über die Schulter hinweg. Bothari wurde stocksteif. Miles schüttelte fast unmerklich den Kopf. Danach ließ sich Bothari abtasten, allerdings mit so mürrischem Gesicht, das dies auch dem Anführer auffiel.
    Dann teilte der Anführer seine Männer in drei Suchtrupps auf und bedeutete Miles und seinen Leuten vor ihm in den Navigations- und Kontrollraum zu gehen. Dort untersuchten zwei Söldner alles, was sich auseinandernehmen ließ, sogar die Polsterung der Drehsessel. Dann ließen sie alles so stehen und liegen und gingen weiter zu den Kabinen. Dort wurde die Durchsuchung zur glatten Plünderung. Miles biss die Zähne zusammen, als sie seine persönlichen Sachen einfach auf den Boden warfen und darauf herumtrampelten.
    »Diese Kerle haben wirklich nichts, was sich lohnt mitzunehmen, Captain Auson«, schimpfte der eine Söldner enttäuscht. »Warte mal, hier ist etwas …«
    Miles verfluchte seine Nachlässigkeit. Beim Einsammeln und Verstecken der Waffen hatte er den Dolch seines Großvaters übersehen. Er hatte ihn eigentlich als Erinnerungsstück mitgenommen und auf dem Boden eines Koffers vergessen. Angeblich stammte der Dolch von Graf Selig Vorkosigan selbst. Großvater hatte ihn wie eine Heiligenreliquie verehrt. Man konnte mit dieser Waffe zwar nicht die

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