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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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abgefahren bin. Aber dies heißt, dass wenigstens der Kampf noch weitergeht.« Er starrte wie gebannt auf den Bildschirm, als könnte er durch das unsichtbare Tor in seine Heimat schauen.
    Die Meldung brachte noch alle möglichen technischen Einzelheiten und endete mit: »Befehl des Admirals Yuan Oser, Kommandant der Oserischen Freien Handelsflotte unter Vertrag der legalen Regierung von Pelias, Tau Verde IV.«
    »Legale Regierung!«, stieß Daum wütend hervor, »Pelier! Verfluchte, großspurige Kriminelle …«
    Miles pfiff tonlos vor sich hin und starrte die Wand an. Wäre ich wirklich ein nervöser Unternehmer, der sich Sorgen macht, wie er die Scheißladung da unten löscht – was würde ich dann tun? Ich wäre nicht glücklich, meinen Piloten zu verlieren, aber … aber ich würde bestimmt nicht mit der Glockenmündung eines Durchschlägers streiten. Lammfromm. »Wir werden lammfromm sein«, erklärte Miles forsch.
    Sie warteten noch einen halben Tag auf dieser Seite des Ausgangs, um letzte Hand an die Stauung der Ladung zu legen und ihre Rolle zu proben. Miles nahm Mayhew zu einem vertraulichen Gespräch beiseite, bei dem nur Bothari noch dabei war. Als er das unglückliche Gesicht des Piloten sah, fragte er ihn geradeheraus: »Nun, Arde, willst du zurücktreten?«
    »Kann ich?«, fragte der Pilot hoffnungsvoll.
    »Ich kann dir nicht befehlen, dich als Geisel zu stellen. Wenn du es allerdings freiwillig machst, schwöre ich dir, dass ich dich niemals im Stich lassen werde. Naja, eigentlich habe ich das als dein Lehnsherr schon geschworen, aber ich nehme an, dass du dich da nicht so auskennst.«
    »Was passiert, wenn ich mich aber nicht freiwillig melde?«
    »Sobald wir in den Orbit um Tau Verde gesprungen sind, haben wir keine Möglichkeit, uns der Forderung nach deiner Festnahme zu widersetzen. Ich schätze, wir müssen uns bei Daum dafür entschuldigen, dass wir seine Zeit und sein Geld vergeudet haben, umdrehen und nach Hause fahren.« Miles seufzte. »Wenn Calhoun in der Botschaft aus dem Grund war, den ich vermute, hat er inzwischen bestimmt längst juristische Maßnahmen ergriffen, um das Schiff zurückzubekommen.« Er versuchte heiter zu klingen. »Naja, dann sind wir wieder so weit, wie an dem Tag, als wir uns trafen, – nur vollkommen pleite. Vielleicht finde ich eine Möglichkeit, Daum den Verlust zu ersetzen …«
    »Und was, wenn …«, begann Mayhew. Er blickte Miles neugierig an. »Wenn sie – sagen wir – Sergeant Bothari statt mich wollten? Was würdest du dann tun?«
    »Dann würde ich hineinfahren«, antwortete Miles ganz automatisch. Dann machte er eine Pause. Alles wartete auf eine Erklärung. »Das ist eine andere Sache. Der Sergeant ist … ist mein Lehnsmann.«
    »Und ich nicht?«, fragte Mayhew. »Das Innenministerium wird froh sein, das zu hören«, fügte er ironisch hinzu.
    Schweigen. »Ich bin dein Lehnsherr«, erklärte Miles schließlich ernst. »Was du bist, kannst nur du beantworten.«
    Mayhew starrte in seinen Schoß und rieb sich die Stirn. Dabei streichelte er unbewusst den Silberring seines Implantats. Dann schaute er Miles an. Das Verlangen in seinen Augen erinnerte Miles an den Ausdruck in den Augen des heimwehkranken Baz Jesek. »Ich weiß nicht mehr, wer oder was ich bin«, bekannte Mayhew. »Aber ich mache den Sprung für dich – und auch den ganzen Zirkus danach.«
    Ein etwas flaues Gefühl im Magen, leichter Schwindel einige Sekunden lang atmosphärische Störungen im Gehirn – und der Wurmlochsprung nach Tau Verde war getan. Miles wartete ungeduldig im Kommunikationsraum auf Mayhew, bei dem die Sekunden biochemisch zu subjektiven Stunden verlängert waren. Endlich kroch er unter seinem Kopfhörer hervor. Miles fragte sich, was wohl die Piloten bei so einem Sprung erlebten, was den Passagieren entging. Wohin verschwand der Pilot auf dem einen aus zehntausend Schiffen, das sprang und nie wieder gesichtet wurde? »Mach einen Wurmlochsprung in die Hölle!«, war ein alter Fluch, den man aber fast nie von einem Piloten hörte.
    Mayhew reckte sich und atmete tief aus. Sein Gesicht war grau und faltig, von der Konzentration auf den Sprung erschöpft. »Das war ein Scheißspiel«, sagte er und grinste Miles an. »Eins kann ich dir sagen: Das wird nie eine vielbefahrene Route, Junge. Aber hochinteressant.«
    Miles machte sich nicht die Mühe, die Anrede zu korrigieren. Er ließ Mayhew sich ausruhen und rutschte selbst an die Komkonsole. Dann drückte er auf die Knöpfe,

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