Das Kadett
überlegte er noch Einzelheiten, was er mit den Gefangenen tun könnte, aber in seinem Kopf drehte sich alles. Er war dankbar, als Elena kam, um ihn über den Stand der Dinge zu informieren.
Miles vertraute ihr wahllos ein halbes Dutzend seiner neuen Ideen an und fragte sie besorgt: »Schlucken sie es? Ich bin nicht sicher, wie ich bei ihnen ankomme? Werden sie von einem grünen Jungen Befehle annehmen?«
Elena lächelte. »Major Daum hat dies Problem gelöst. Offenbar hat er geschluckt, was du ihm erzählt hast.«
»Daum? Was habe ich ihm denn erzählt?«
»Das mit deiner Verjüngungsbehandlung.«
»Meiner was?«
»Er glaubt, dass du von den Dendarii beurlaubt warst, um dich in der Kolonie Beta einer Verjüngungstherapie zu unterziehen. Hast du ihm das denn nicht erzählt?«
»Nein, zum Teufel! Ich habe ihm gesagt, dass ich wegen einer medizinischen Behandlung dort sei. Ja, ich dachte, es würde dies erklären.« Er deutete auf die Absonderlichkeiten seines Körpers. »Kriegsverletzungen oder etwas Ähnliches. Aber es gibt überhaupt keine betanische Verjüngungstherapie! Das ist nur ein Gerücht. Sie haben nur ein phantastisches Gesundheitssystem. Hinzu kommt noch ihre Genetik und die Art, wie sie leben …«
»Du weißt das vielleicht, aber viele Nicht-Betaner wissen das nicht. Daum hält dich nicht nur für älter, sondern für sehr viel älter, als du bist.«
»Natürlich glaubt er das, wenn er es sich selbst ausgedacht hat.« Miles machte eine Pause. »Aber Bei Thorne weiß Bescheid.«
»Bei widerspricht nicht.« Elena grinste. »Ich glaube, er ist in dich verknallt.«
Miles fuhr sich durch die Haare und übers Gesicht. »Baz weiß doch auch, dass diese Verjüngung reiner Blödsinn ist. Ich muss ihn warnen, niemand diesen Glauben zu nehmen, denn er ist zu unserem Vorteil. Ich frage mich, wofür er mich hält? Inzwischen müsste er es herausgebracht haben.«
»Oh, Baz hat seine eigene Theorie. Das ist eigentlich meine Schuld. Vater hat immer so Angst vor politischen Kidnappern. Da habe ich Baz einen kleinen Bären aufgebunden.«
»Gut! Und was für ein Märchen hast du ihm erzählt?«
»Ich glaube, du hast recht. Die Leute glauben Dinge, die sie sich selbst ausdenken. Ich schwöre dir, eigentlich habe ich nichts Falsches erzählt. Ich habe nur nicht widersprochen. Er weiß, dass du der Sohn eines Grafen bist, da du ihn mit einem Eid als Krieger an dich gebunden hast – übrigens, bekommst du deshalb nicht Ärger?«
Miles schüttelte den Kopf. »Darüber zerbreche ich mir den Kopf, falls wir dies hier überleben. Baz darf nur nicht herausfinden, wessen Grafen Sohn ich bin.«
»Also, ich finde, dass du bei ihm eine gute Tat vollbracht hast! Es scheint ihm sehr viel zu bedeuten. Also: Er hält dich für ungefähr gleichaltrig, und dass dein Vater – wer es auch sein möge – dich enterbt und aus Barrayar verbannt hat, weil …« Sie hob tapfer den Kopf. »Weil er dich nicht mehr sehen wollte.«
»Aha«, sagte Miles. »Eine vernünftige Theorie.« Er blieb nachdenklich vor der kahlen Wand stehen.
»Du darfst ihm das nicht übelnehmen.«
»Tue ich nicht.« Er lächelte ihr zu und nahm seinen Rundgang wieder auf.
»Du hast einen jüngeren Bruder, der sich deines rechtmäßigen Platzes als Erbe bemächtigt hat und …« Miles musste grinsen. »Baz ist ein Romantiker.«
»Er ist selbst verbannt, oder?«, fragte sie leise. »Vater mag ihn nicht, sagt aber nicht, warum.« Erwartungsvoll schaute sie Miles an.
»Dann verrate ich auch nichts. Außerdem geht es mich nichts an.«
»Aber er ist jetzt dein Lehnsmann.«
»Na schön, dann geht es mich etwas an. Ich wünschte, es wäre nicht so. Aber Baz muss es dir selbst erzählen.«
Sie lächelte. »Ich wusste, dass du das sagen würdest.« Seltsamerweise schien sie mit der Nichtbeantwortung der Frage zufrieden zu sein.
»Wie war dein letzter Unterricht? Ich hoffe, die sind alle auf Händen und Knien rausgekrochen.« Elena lächelte zufrieden. »Beinahe. Einige der Techniker tun so, als erwarteten sie, niemals kämpfen zu müssen. Andere sind hervorragend – die lasse ich mit den Plumpssäcken arbeiten.«
»Genau richtig«, lobte er. »Spar deine eigene Energie und lass sie schuften. Du hast das Prinzip kapiert.«
Elena strahlte sichtlich bei diesem Lob. »Du bringst mich dazu, so viele Dinge zu tun, die ich früher nie getan habe. Dinge, von denen ich nicht einmal geträumt habe …«
»Ja, es tut mir leid, dich in diesen Alptraum verwickelt zu
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