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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Colonel Benar gesprochen«, unterbrach Miles ihn. »Sie hatten ein Synthesizergespräch mit einem Computer.«
    »Aber sein Stimmabdruck …«
    »Ja, es war Benar – vorher aufgezeichnet. Auf seinem Schreibtisch stand nach den Störungen das Pferd immer woanders. Diese Störungen wurden absichtlich gesendet, um die Schnitte zu verbergen. Ist ihnen auch beinahe gelungen. Aber jemand hat geschlampt. Wahrscheinlich haben sie seine Antworten in mehreren Sitzungen aufgezeichnet.«
    »Pelier«, brummte Thorne. »Die können doch nichts richtig machen …«
    Daum war aschgrau. »Benar würde nie Verrat üben …«
    »Wahrscheinlich hatten sie genug Zeit, die Aufnahme vorzubereiten, und es gibt …« – Miles holte tief Luft – »viele Möglichkeiten, einen Mann zu brechen. Ich wette, dass es vor einigen Wochen einen Angriff der Pelier gegeben hat – aber er wurde nicht abgewehrt.« Es war vorbei! Die Kapitulation unvermeidlich. Die RG 132 und ihre Ladung würden konfisziert werden. Daum würde Kriegsgefangener sein, Miles und seine Lehnsleute interniert, wenn nicht gleich erschossen. Irgendwann würde der Barrayaranische Sicherheitsdienst für ihn das Lösegeld schon bezahlen, aber nicht ohne großen Skandal. Und dann war da noch der Betaner Calhoun mit weiß Gott was für zivilen Anklagen – und zum Schluss das Letzte Gericht: sein Vater. Miles überlegte, ob er auf die diplomatische Immunität Klasse III in der Kolonie Beta verzichten und ins Gefängnis gehen könnte. Aber nein, Betaner sperrten niemanden ins Gefängnis – sie heilten Verbrecher.
    Daum saß mit großen Augen da. »Ja«, sagte er überzeugt. »Was tun wir jetzt, Sir?«
    Das fragst du mich? dachte Miles. Hilfe, Hilfe, Hilfe … Er betrachtete die Gesichter der anderen im Raum: Daum, Elena, die Techniker der Söldner, Thorne und Auson. Alle schauten ihn so zuversichtlich an, als sei er eine Gans, die gleich ein goldenes Ei legen würde. Bothari lehnte an der Wand. Von seiner Haltung konnte Miles auch nichts ablesen.
    »Sie fragen, warum unsere Übertragung unterbrochen wurde«, meldete der Kommunikationsoffizier.
    Miles schluckte kurz. »Spielen Sie irgendwelche süßliche Musik«, befahl er. »Und schalten Sie auf dem Videogerät das Schild ein: technische Störung – bitte warten.«
    Der Kommunikationsoffizier grinste und gehorchte.
    Gut, damit waren die nächsten neunzig Sekunden gerettet …
     
    Auson sah mit seinen bandagierten Armen so elend aus, wie Miles sich fühlte. Zweifellos freute er sich nicht darauf, seine unrühmliche Gefangennahme dem Admiral erklären zu müssen. Thorne hatte Mühe, seine Aufregung zu unterdrücken. Der Lieutenant kann sich bald für diese Woche rächen, dachte Miles unglücklich – und er weiß es.
    Jetzt stand Thorne stramm. »Irgendwelche Befehle, Sir?«
    Mein Gott, haben die denn nicht kapiert, dass sie frei sind? Wilde Hoffnung stieg in ihm auf. Sie sind mir nach Hause gefolgt, Vater. Darf ich sie behalten?
    Thorne war erfahren und kannte das Schiff, die Soldaten und die Ausrüstung nicht nur oberflächlich, sondern durch und durch. Außerdem – was noch wichtiger war – hatte Thorne den Drang nach vorn. Miles richtete sich so kerzengerade auf, wie er nur konnte, und schnarrte: »Rekrut Thorne, Sie halten sich wohl für befähigt, ein Kriegsschiff zu führen, was?«
    Thorne antwortete mit hoch erhobenem Kinn: »Sir!«
    »Wir stehen vor einer äußerst interessanten kleinen taktischen Übung.« – Damit hatte sein Vater immer die Eroberung Komarrs beschrieben, wie Miles sich erinnerte. – »Ich werde Ihnen die Gelegenheit geben. Wir können die Pelier noch ungefähr eine Minute warten lassen. Was würden Sie als Kommandant dann tun?« Miles faltete die Arme und legte den Kopf schief. So hatte ein besonders furchteinflößender Prüfungsoffizier bei seinem Examen immer dagestanden.
    »Das Trojanische Pferd«, antwortete Thorne prompt, »Ihren Hinterhalt durch einen Hinterhalt überfallen, die Station von innen heraus nehmen … Sie wollen sie doch funktionsfähig erobern, oder?«
    »Aha, das klingt gut«, sagte Miles. Er suchte krampfhaft in der Erinnerung nach ein paar Geräuschen, die Militärberater ausstoßen könnten. »Aber es müssen doch in der Nähe Schiffe auf der Lauer liegen. Was würden Sie gegen diese unternehmen, nachdem Sie sich darauf festgelegt haben, eine unbewegliche Basis zu verteidigen? Verfügt die Veredlungsanlage eigentlich über Waffen?«
    »In wenigen Stunden bestimmt«, warf Daum

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