Das Kadett
alle hineinpassten und das schnell genug war, um wie der Teufel wegzufliegen. Tung hatte zwei Sprungpiloten. Vielleicht konnte man wenigstens einen überreden, sie aus dem Hoheitsbereich von Tau Verde herauszuspringen.
Miles überdachte die Konsequenzen, wenn er in einem gestohlenen Kriegsschiff mit einem gekidnappten Piloten, zwanzig oder mehr arbeitslosen Söldnern, einer Horde verwirrter Techniker auf der Flucht und ohne Geld für Calhoun zur Kolonie Beta zurückkehrte. Er konnte nicht einmal die Landegebühren für den Raumhafen bezahlen. Die Decke seiner diplomatischen Immunität Klasse III schrumpfte auf die Größe eines Feigenblatts.
Miles wollte sich in die Verteilung und Bereitstellung einiger Waffen aus der RG 132 stürzen, aber sobald er mit den Technikern sprach, wurde er unterbrochen, weil jemand eine Anweisung brauchte oder einen Berechtigungsschein, dass er ein bestimmtes Stück aus der Veredlungsanlage oder den zurückgelassenen Nachschubgütern holen konnte. Miles unterschrieb fröhlich alles, was man ihm unter die Nase hielt, und erwarb sich schnell den Ruf brillanter Entschlussfreudigkeit. Seine Unterschrift – ›Naismith‹ – wurde zu einem bildschönen unleserlichen Schnörkel.
Leider konnte die Personalknappheit nicht mit einem Federstrich behoben werden. Doppelschichten wurden zu Dreifachschichten, was zu verminderter Effizienz aufgrund von Erschöpfung führte. Miles versuchte es mit einer neuen Methode.
Zwei Flaschen felicianischer Wein – Qualität unbekannt. Eine Flasche Tau Ceta Likör, blass orange, zum Glück nicht grün. Zwei Plastikfaltstühle, ein wackliger Klapptisch. Ein halbes Dutzend in Silberfolie eingeschweißte felicianische Delikatessen – Miles hoffte, dass es Delikatessen waren – die genaue Zusammensetzung war ein Geheimnis. Die Nachlese des letzten nicht verfaulten Obstes aus der beschädigten Hydroponikabteilung der Anlage. Das sollte reichen. Miles lud das zusammengestohlene Picknick Bothari auf die Arme und marschierte in die Gefängnisabteilung.
Mayhew zog fragend die Augenbrauen hoch, als sie an ihm auf einem Korridor vorbeigingen. »Wohin geht ihr mit dem ganzen Zeug?«
»Auf Brautschau, Arde.« Miles grinste. »Auf Brautschau.«
Die Pelier hatten eine provisorische Brigg hinterlassen: Ein großer Lagerraum war belüftet und mit sanitären Einrichtungen versehen worden. Dann hatte man eine Reihe von kleinen Metallboxen aufgestellt. Miles hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, Menschen hier einzusperren; aber schließlich hatten die jetzigen Gefangenen auch keine Skrupel gehabt, die Feinde dort einzulochen.
Sie überraschten Captain Tung, als er mit einer Hand oben am Beleuchtungskörper hing und mit der Gürtelschnalle der Uniform versuchte, die Abdeckung zu lockern.
»Guten Tag, Captain«, begrüßte Miles ihn fröhlich. Tung schaute die beiden abschätzend von oben herab an. Bei Bothari fiel die Musterung nicht günstig für ihn aus, daher ließ er sich zu Boden fallen. Der Wachposten schloss wieder die Tür.
»Was hätten Sie damit gemacht, wenn sie das Ding abmontiert hätten?«, fragte Miles neugierig.
Tung stieß einen Fluch aus, so wie ein anderer auf den Boden gespuckt hätte, und versank dann in trotziges Schweigen. Bothari stellte Tisch und Stühle auf, lud die Flaschen und Delikatessen ab und lehnte sich dann an die Wand neben der Tür. Skeptisch sah er anschließend zu, wie Miles die Weinflasche öffnete. Tung blieb stehen.
»Setzen Sie sich doch zu mir«, forderte Miles ihn herzlich auf. »Ich weiß, dass Sie noch nicht zu Abend gegessen haben. Ich würde gern ein bisschen mit Ihnen plaudern.«
»Ich bin Ky Tung, Captain, Oserische Freie Söldnerhandelsflotte. Ich bin Bürger der Volksdemokratie Groß-Südamerika, Erde. Meine Dienstkennziffer ist T-2753-8942-1535-1742. Damit genug ›geplaudert‹.« Tungs Lippen schlossen sich wie Granitplatten.
»Das ist doch kein Verhör«, erläuterte Miles. »Das würde von den Medizinern weit wirkungsvoller durchgeführt werden. Sehen Sie, ich gebe Ihnen sogar einige Informationen.« Er stand auf und verbeugte sich. »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Miles Naismith.« Er deutete auf den anderen Stuhl. »Bitte nehmen Sie Platz. Ich verrenke mir schon den ganzen Tag den Hals.«
Tung zögerte, setzte sich dann schließlich doch. Er machte einen Kompromiss, indem er sich nur auf die Stuhlkante setzte.
Miles schenkte Wein ein und nahm einen kleinen Schluck. Wie gern hätte er
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