Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Später erfuhren wir, dass dies das Werk von Vorkosigans Geheimdienstpfadfinder war.«
    Miles ermutigte Tung, diesen unerwarteten Quell alter Erinnerungen sprudeln zu lassen. Obst wurde zu Planeten und Satelliten. Proteinstückchen fuhren als Kreuzer, Kurierschiffe und Truppentransporter und Bomber hin und her. Besiegte Schiffe wurden gegessen. Die zweite Flasche Wein führte zu anderen weniger bekannten Söldnerschlachten. Miles hing an Tungs Lippen.
    Schließlich lehnte Tung sich mit zufriedenem Seufzen zurück. Er war voll von Wein und Delikatessen und leer an Geschichten. Miles, der wusste, wie viel er vertrug, hatte nur höflich genippt. Jetzt schwenkte er den Rest Wein im Becher und wagte einen vorsichtigen Versuch.
    »Es ist doch reine Verschwendung, wenn ein Offizier mit Ihrer Erfahrung hier eingesperrt sitzt und einen so guten Krieg verpasst.«
    Tung lächelte. »Ich habe keineswegs vor, in diesem Kasten zu bleiben.«
    »Aha, verstehe. Aber es gibt mehr als nur eine Möglichkeit herauszukommen. Die Dendarii Söldner sind eine expandierende Organisation. Für ein Talent ist eine Menge Platz an der Spitze.«
    Tung lächelte griesgrämig.
    »Sie haben mir mein Schiff weggenommen.«
    »Ich habe auch Captain Ausons Schiff gekapert. Fragen Sie ihn, ob er darüber unglücklich ist.«
    »Netter Versuch … äh … Mr. Naismith! Aber ich habe einen Vertrag. Im Gegensatz zu anderen erinnere ich mich an diese Tatsache. Ein Söldner, der seinen Vertrag nicht in guten wie in schlechten Zeiten ehrt, ist ein Verbrecher, kein Soldat.«
    Miles war begeistert. »Ich kann es Ihnen nicht übelnehmen, Sir.«
    Tung betrachtete ihn mit amüsierter Nachsicht.
    »Egal, was dieser Idiot Auson denkt, für mich sind Sie ein junger, tollkühner Offizier, dem die Sache über den Kopf gewachsen ist – und der jetzt schnell absäuft. Ich glaube, dass Sie – nicht ich – sich bald einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen. Sie haben wenigstens ein durchschnittliches Verständnis von Taktik und Sie haben Vorkosigan über Komarr gelesen. Allerdings muss jeder Offizier, der Auson und Thorne zusammenspannen und eine gerade Furche mit den beiden pflügen kann, ein wahres Genie im Umgang mit Leuten sein. Wenn Sie aus dieser Sache lebendig herauskommen, besuchen sie mich. Vielleicht kann ich für Sie einen Posten auf höherer Ebene finden.«
    Miles schaute seinen Gefangenen mit offenem Mund an. Er bewunderte die Chuzpe dieses Mannes, die seiner gleichkam. Es klang eigentlich recht gut, was Tung ihm vorschlug. Aber …
    »Sie erweisen mir eine große Ehre, Captain Tung, aber auch ich habe einen Vertrag.«
    »Dummes Gewäsch.«
    »Wie bitte?«
    »Wenn Sie einen Vertrag mit Felice haben, wüsste ich gern, wo Sie ihn bekommen haben. Ich bezweifle, dass Daum berechtigt ist, einen solchen Vertrag zu schließen. Die Felicianer sind ebenso geizig wie ihre Gegner, die Pelier. Wir hätten diesen Krieg vor sechs Monaten beenden können, wenn die Pelier mit mehr Geld rübergekommen wären. Aber nein – sie zogen es vor ›ökonomisch‹ vorzugehen und nur eine Blockade und ein paar Anlagen, wie diese hier, zu kaufen. Und dann tun sie so, als würden sie uns einen Gefallen erweisen. Pfui!«
    »Ich habe nicht gesagt, dass mein Vertrag mit den Felicianern abgeschlossen wurde«, erklärte Miles ruhig. Tungs Augen verengten sich verblüfft. Gut! Die Einschätzungen dieses Mannes waren ungemütlich nahe der Wahrheit.
    »Naja, behalt deinen Schwanz unten, Sohn«, ermahnte ihn Tung. »Auf die Dauer bekommen Söldner mehr Schüsse in den Arsch von ihren Auftraggebern als von ihren Feinden.«
    Miles verabschiedete sich höflich. Tung geleitete ihn wie die Verkörperung eines liebenswerten Gastgebers.
    »Brauchen Sie noch irgend etwas?«, fragte Miles.
    »Einen Schraubenzieher«, antwortete Tung schlagfertig.
    Miles schüttelte den Kopf und lächelte bedauernd, als die Tür vor dem Eurasier geschlossen wurde.
    »Verdammt, am liebsten würde ich ihm einen Schraubenzieher schicken«, sagte Miles zu Bothari. »Ich sterbe vor Neugier, was er mit dem Licht tun will.«
    »Und was hast du mit all dem erreicht?«, fragte Bothari. »Er hat deine Zeit mit historischen Betrachtungen vergeudet und nichts preisgegeben.«
    Miles lächelte. »Nichts Unwichtiges.«

 
KAPITEL 14
     
    Die Pelier griffen von der Ekliptik aus an, der Sonne gegenüber. Dabei benutzten sie geschickt die herumfliegenden Massen des Asteroidengürtels als Deckung, wann immer das möglich war. Beim Anflug

Weitere Kostenlose Bücher