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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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verlangsamten sie die Geschwindigkeit und signalisierten ihre Absicht, zu erobern, nicht zu zerstören. Und sie kamen allein, ohne ihre oserischen Angestellten.
    Miles war entzückt, als er durch das Gewühl von Menschen und Ausrüstung auf den Korridoren der Dockanlage herumhinkte. Die Pelier hielten sich so haargenau an sein Lieblingsdrehbuch, als gäbe er ihnen die Befehle. Es hatte eine Diskussion gegeben, als er darauf bestand, die äußersten Wachposten und Hauptwaffen auf die dem Gürtel zugewendete Seite der Veredlungsanlage zu stationieren und nicht auf die zur Sonne. Dabei lag es doch auf der Hand: Abgesehen von einer List – und diese Taktik war inzwischen ausgeschöpft – bestand die einzige Hoffnung der Pelier darin, überraschend zuzuschlagen. Vor einer Woche hätte ihnen das noch etwas genützt.
    Miles wich seinen Leuten aus, die auf ihre Posten stürzten. Gebe Gott, dass er nie zu Fuß einen Rückzug antreten musste! Am besten er meldete sich freiwillig zur Nachhut, damit er nicht von den eigenen Leuten und vom Feind totgetrampelt würde.
    Er eilte durch die Anschlussröhre in die Triumph. Ein Soldat wartete schon, um sofort hinter ihm die Schleuse zu schließen und die Röhrenanschlussstutzen zu lösen. Wie vermutet, kam er als letzter an Bord. Er ging zur Leitzentrale, als das Schiff von der Veredlungsanlage abgelegt hatte.
    Die Leitzentrale der Triumph war sehr viel größer als die der Ariel und ebenso gepflegt. Miles verlor fast den Mut angesichts der vielen gepolsterten Drehsessel. Die knappe Hälfte von Ausons Besatzung plus einige Techniker, die sich freiwillig gemeldet hatten, ergab kaum eine Skelettbesatzung für das neue Schiff.
    Holographische Anzeigen leuchteten in bunter verwirrender Vielfalt. Auson blickte erleichtert auf. Er versuchte, zwei Stationen gleichzeitig zu bemannen.
    »Ich bin froh, dass Sie es geschafft haben, Mylord.«
    Miles rutschte in einen Sessel. »Ich auch. Aber bitte – nur ›Mr. Naismith‹. Nicht ›Mylord‹.«
    Auson sah ihn verwundert an. »Die anderen nennen Sie doch auch so.«
    »Ja, aber das ist nicht nur aus Höflichkeit. Es kennzeichnet eine ganz besondere rechtliche Beziehung. Sie würden mich auch nicht ›mein Gatte‹ nennen, obwohl sie gehört haben, dass meine Frau so von mir sprach, oder? Also – was haben wir denn da draußen?«
    »Sieht aus wie zehn kleine Schiffe – alle pelischer Herkunft.«
    Ausons breites Gesicht wurde besorgt. »Ich weiß nicht, wo unsere Jungs sind. Diese Sache wäre doch genau ihr Stil.«
    Miles war klar, dass Auson mit ›unsere Jungs‹ seine ehemaligen Kameraden, die Oserer, meinte. Der Versprecher bereitete ihm aber kein Kopfzerbrechen. Auson war jetzt fest verpflichtet. Miles betrachtete ihn von der Seite und war sich ziemlich sicher, dass er wusste, warum die Pelier nicht ihre gemieteten Gewehre mitgenommen hatten. Für die Pelier stand fest, dass sich ein oserisches Schiff gegen sie gewendet hatte. Miles Augen blitzten bei dem Gedanken, wie Verzweiflung und Misstrauen im Oberkommando der Pelier wüteten.
    Ihr Schiff kam in hohem Bogen auf die Angreifer zu. Miles rief den Kommunikationsraum.
    »Alles in Ordnung, Arde?«
    »Nicht übel, wenn man bedenkt, dass ich blind, taub, dumm und gelähmt fliege«, antwortete Mayhew. »Die manuelle Steuerung ist eine echte Qual. Es ist, als würde die Maschine mich bedienen. Ein grauenvolles Gefühl.«
    »Halt dich weiterhin senkrecht«, sagte Miles fröhlich. »Denk dran, dass wir mehr daran interessiert sind, sie in die Reichweite unserer fest stationierten Waffen zu scheuchen, als sie selbst abzuschießen.«
    Miles lehnte sich zurück und betrachtete die ständig wechselnden Anzeigen. »Ich glaube nicht, dass denen klar ist, wie viele amtliche Verordnungen Daum mitgebracht hat. Sie wiederholen die gleiche Taktik wie beim letzten Mal. Genauso haben es die felicianisehen Offiziere geschildert. Natürlich – einmal hat’s schon geklappt …«
    Die ersten pelischen Schiffe kamen jetzt in Reichweite der Veredlungsanlage. Miles hielt den Atem an, als könnte er damit seine Leute zwingen, mit dem Schießen zu warten. Sie waren dünn verstreut und nervös. Es gab in der Station mehr Waffen, als Miles bemannen konnte, selbst mit computergesteuertem Feuer. Außerdem hatte das Kontrollsystem noch viele Macken vom Einbau her, die sie nicht alle hatten ausmerzen können. Baz hatte bis zur letzten Minute daran gearbeitet – er plagte sich wohl auch jetzt noch damit – und Elena an

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