Das Kadett
verblüfft die Stirn. »Na schön, stellen Sie durch, zerhacken Sie aber weiter.«
Im nächsten Augenblick tauchte das vertraute Gesicht des Eurasiers in Überlebensgröße auf dem Bildschirm auf.
Bothari war wach und hatte stumm den gewohnten Posten neben der Tür eingenommen. Seit dem Zwischenfall im Gefängnistrakt sprachen er und Elena noch weniger als früher miteinander.
»Wie geht es Ihnen, Captain Tung? So trifft man sich also wieder.« Die leichten Vibrationen des Schiffes veränderten sich, als es mit verstärkter Kraft in den offenen Raum vorstieß.
»In der Tat.« Tung lächelte. »Ist der Job noch zu haben, Sohn?«
Die beiden Gleiter trafen sich auf halbem Weg zwischen ihren Raumschiffen und klebten Bauch an Bauch wie Schnecken aneinander. Dort konnten sich die beiden Männer ungestört unterhalten, nur begleitet von Bothari, der angespannt und diskret außer Hörweite blieb, und Tungs Pilot, der sich ebenfalls diskret in Tungs Gleiter zurückzog.
»Meine Leute sind mir treu ergeben«, erklärte Tung. »Ich kann sie Ihnen allesamt zur Verfügung stellen.«
»Es ist doch klar«, sagte Miles freundlich, »dass dies ein idealer Trick wäre, falls Sie Ihr Schiff zurückerobern wollten. Sie mischen Ihre Leute unter meine und schlagen irgendwann zu. Können Sie beweisen, dass Sie kein Trojanisches Pferd sind?«
»Nur so, wie Sie bewiesen haben, dass unser denkwürdiges Essen nicht mit Drogen präpariert war, indem Sie davon aßen«, antwortete Tung.
»Hm.« Miles zog sich wieder auf den Sitz des Gleiters in dem Schwerelosigkeit herrschte, als könne er damit Körper und Verstand zur Orientierung zwingen. Er bot Tung einen Kolben mit Limonade an, den dieser ohne Zögern oder eine Bemerkung entgegennahm. Beide tranken. Miles nur wenig, weil sein Magen bereits wieder gegen die Schwerelosigkeit protestierte. »Ihnen ist doch klar, dass ich Ihnen Ihr eigenes Schiff nicht zurückgeben kann? Im Augenblick habe ich lediglich einen gekaperten pelischen Kahn und den Titel eines Stabsoffiziers anzubieten.«
»Ja, das verstehe ich.«
»Sie müssen mit Auson und Thorne zusammenarbeiten, ohne alte Reibereien aufzuwärmen.«
Tung sah keineswegs begeistert aus, antwortete aber: »Wenn nötig, schaffe ich sogar das.« Er presste einen Schluck Limonade aus dem Kolben und fing ihn mit dem Mund auf. Übung, dachte Miles neidisch.
»Im Moment besteht meine Soldkasse nur aus felicianischen Millifenigen. Kennen Sie Millifenige?«
»Nein; aber wenn ich an die strategische Situation der Felicianer denke, kann es sich nur um bildhübsches Toilettenpapier handeln.«
»Da haben Sie nicht unrecht.« Miles wurde wieder ernst. »Captain Tung, nachdem Sie unter beträchtlichen Schwierigkeiten vor zwei Wochen geflohen sind, haben Sie anscheinend ebenso große Schwierigkeiten auf sich genommen, um zurückzukehren und sich der offensichtlich verlierenden Seite anzuschließen. Sie wissen, dass Sie Ihr Schiff nicht zurückhaben können. Sie wissen, dass es mit der Bezahlung – vornehm ausgedrückt – hapert. Warum? Ich kann einfach nicht glauben, dass es nur wegen meines persönlichen Charmes ist.«
»Ach, die Flucht war nicht so schwierig. Die entzückende junge Dame – ich muss ihr unbedingt die Hand küssen – ließ mich raus«, erklärte Tung.
»Diese ›entzückende junge Dame‹ ist für Sie Commander Elena Bothari, Sir. Und wenn man bedenkt, was Sie ihr verdanken, können Sie sich absolut auf Salutieren beschränken.« Miles war selbst überrascht, dass er so schroff reagierte. Um die Verlegenheit zu überspielen, nahm er schnell einen Schluck Limonade.
Tung hob die Augenbrauen und lächelte. »Verstehe.«
Miles konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. »Also, warum.«
Tungs Gesicht wurde hart. »Weil Sie die einzige Truppe in diesem Raum haben, um Oser in den Hintern zu treten.«
»Und seit wann hegen Sie diesen Wunsch?«
»Er hat unseren Vertrag gebrochen. Im Fall, dass ich mein Schiff in einer Schlacht verliere, schuldete er mir ein neues Kommando.«
Miles hob das Kinn, um Tung aufzumuntern, weiterzusprechen.
Tung senkte die Stimme. »Er hatte das Recht, mich für meine Fehler zusammenzuscheißen – aber nicht das Recht, mich vor versammelter Mannschaft zu erniedrigen …« Die Knöchel der Hände, welche die Armlehne des Sitzes umschlossen, waren weiß wie Elfenbein.
Miles konnte sich die Situation ausmalen. Nach einem Jahr leichter Siege war Admiral Oser so über diese plötzliche Niederlage
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