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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ellbogen und Hosenböden, schiefgelaufene Stiefelabsätze. Offenbar waren sie weit von der Heimat entfernt. Miles’ Faszination an ihnen wurde durch das Erscheinen zwei Dutzend cetagandischer Ghemkämpfer unterbrochen. Alle waren verschieden gekleidet. Die Gesichter mit frischer Kriegsbemalung wirkten wie eine Reihe chinesischer Tempeldämonen, Bothari fluchte bei ihrem Anblick und legte sofort die Hand an den Plasmabogen, doch Miles winkte ab.
    Technisches Personal von Frachtern und Passagierschiffen in Uniform, ein weißhäutiger und weißhaariger Mann mit gefiedertem Lendenschurz hatte einen glänzenden Patronengurt um die Brust geschlungen und trug ein Plasmagewehr. Bei seinem Anblick verging Miles das Lächeln. Dann kam eine dunkelhaarige Frau, Mitte dreißig, von beinahe überirdischer Schönheit, die vier Techniker energisch dirigierte. Erst streifte sie ihn mit einem flüchtigen Blick, dann starrte sie ihn ganz unverhohlen mit seltsamem Ausdruck an.
    Er richtete sich noch etwas auf. Ich bin kein Mutant, Ma’am, dachte er verärgert. Als die Verbindungsröhre endlich geleert war, standen etwa hundert Menschen vor ihm auf der Dockanlage. Miles schwirrte der Kopf.
    Mit ausgesprochen zufriedenen Gesichtern traten Thorne, Baz und Arde neben ihn.
    »Baz, was soll das?«, fragte Miles hilflos.
    Jesek stand stramm. »Dendarii Rekruten, Mylord!«
    »Habe ich euch etwa gebeten, Rekruten zu sammeln?« So betrunken war er mit Sicherheit niemals gewesen …
    »Du hast gesagt, wir hätten nicht genug Personal, um unsere Ausrüstung zu bemannen. Da habe ich etwas Dampf gemacht – und so sieht’s jetzt aus.«
    »Wo, zum Teufel, habt ihr denn die alle aufgetrieben?«
    »In Felice. Durch die Blockade sitzen dort etwa zweitausend Galaktiker fest. Besatzungen von Handelsschiffen, Passagiere, Geschäftsleute, Techniker – so von jeder Sorte ein paar. Sogar Soldaten. Natürlich sind dies nicht alles Soldaten – noch nicht.«
    »Aha.« Miles räusperte sich. »Also sozusagen handverlesen.«
    »Naja …« Baz rieb eine Stiefelsohle über das Deck und tat, als suche er nach Spuren. »Ich habe sie Waffen auseinandernehmen und wieder zusammensetzen lassen. Wer nicht versuchte, das Plasmabogenmagazin in eine Nervenschere zu schieben, den habe ich genommen.«
    Miles wanderte an den Reihen vorbei. »Ich verstehe. Das war genial. Ich hätte es kaum besser machen können.«
    Dann nickte er in Richtung der Kshatryer. »Wohin wollten die denn?«
    »Das ist eine interessante Geschichte«, erklärte Mayhew. »Sie waren eigentlich durch die Blockade nicht behindert. Offenbar hatte irgendein felicianischer Magnat sie vor einigen Jahren als Leibwächter angeheuert. Vor sechs Monaten haben sie bei diesem Job versagt und waren danach arbeitslos. Sie tun alles, wenn sie nur von hier wegkommen. Die habe ich selbst entdeckt«, fügte er stolz hinzu.
    »Baz, ich sehe da – Cetagander.« Bothari hatte die grell bemalten wilden Gesichter nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, seit sie aus der Röhre gekommen waren.
    Der Ingenieur hielt abwehrend die Hände hoch. »Die sind ausgebildet!«
    »Ist ihnen klar, dass einige Dendarii Barrayaraner sind?«
    »Sie wissen, dass ich einer bin, und bei dem Namen Dendarii kann jeder Cetagander die Verbindung herstellen. Dieses Gebirge hat während des Großen Krieges bei ihnen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Aber auch sie wollen unbedingt von hier weg. Das war Teil des Vertrages, verstehst du – um den Preis niedrig zu halten: Fast alle wollen außerhalb des felicianischen Hoheitsgebiets entlassen werden.«
    »Das kann ich ihnen nachfühlen«, murmelte Miles. Der felicianische Schnellkurier schwebte außerhalb der Dockanlage. Miles wollte sich ihn unbedingt sofort näher ansehen.
    »Also gut – geht zu Captain Tung und bringt sie in Unterkünfte. Und sorgt auch für Trainingspläne …«
    Ja, er musste sie auf Trab halten, während er sich aus dem Staub machte?
    »Captain Tung?«, fragte Thorne.
    »Ja, er gehört jetzt auch zu den Dendarii. Ich habe auch ein paar Leute rekrutiert. Für euch ist das doch beinahe wie eine Familienzusammenführung. Und Bei«, er fixierte den Betaner mit strengem Blick –, »ihr seid jetzt Waffenbrüder. Als ein Dendarii erwarte ich, dass Sie das nicht vergessen.«
    »Tung.« Thorne klang eher überrascht als eifersüchtig. »Oser wird schäumen vor Wut.«
     
    Miles verbrachte den Abend damit, die Dossiers seiner neuen Rekruten in die Computer der Triumph einzugeben. Er

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