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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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geschockt und wütend, dass er die Beherrschung verlor und Tungs unbändigen Stolz aufs tiefste verletzte. Das war dumm, denn er hätte diesen Stolz mit Leichtigkeit für seine Zwecke einsetzen können. Ja, die Geschichte klang wahr.
    »Und nun kommen Sie mir zu Hilfe – und mit allen Offizieren? Ihr Pilot ist auch dabei?«
    Flucht! Mit Tungs Schiff bestand wieder eine Aussicht auf Flucht. Flucht vor den Peliern und Oserern, ja, aber langsam wird die Flucht vor den Dendarii schwierig, überlegte Miles nüchtern.
    »Alle. Nur mein Kommunikationsoffizier natürlich nicht.«
    »Warum ›natürlich‹?«
    »Ach stimmt, Sie wissen ja nichts von seinem Doppelleben. Er ist ein Militäragent und hat die Aufgabe, für seine Regierung die oserische Flotte zu überwachen. Ich glaube, er wollte mitkommen. Während der letzten sechs Jahre haben wir uns ziemlich gut kennengelernt, aber er musste seine Befehle ausführen.« Tung lachte kurz. »Er hat sich sogar entschuldigt.«
    »Ist so etwas üblich?«, fragte er überrascht.
    »Ach, es gibt solche Leute in allen Söldnerorganisationen.«
    Tung musterte Miles scharf. »Hatten Sie denn nie welche? Die meisten Kapitäne werfen sie hinaus, wenn sie ihnen auf die Schliche kommen, aber ich mag sie. Im allgemeinen sind sie hervorragend ausgebildet, und man kann ihnen vertrauen, solange man nicht gegen jemand kämpft, den sie kennen. Hätte ich gegen die Barrayaraner – Gott soll mich schützen! – kämpfen müssen, oder gegen einen ihrer Verbündeten, von denen die Barrayaraner nicht viele haben, hätte ich ihn sofort vorher abgesetzt.«
    Miles schluckte. O ihr Götter! War er entlarvt worden? Mit Sicherheit, wenn es sich um einen von Captain Illyans Agenten handeln würde. Und wie, zum Teufel, hatte der Mann die jüngsten Ereignisse beurteilt – vom Standpunkt der Oserer aus? Dann konnte Miles jede Hoffnung fahren lassen, sein Abenteuer vor dem Vater geheimzuhalten.
    Die Fruchtlimonade schien sich in seinem Magen zu verdicken und ekelhaft zu schmecken. Diese verdammte Schwerelosigkeit. Er sollte lieber die Angelegenheit hier abschließen. Ein Söldneradmiral mit offenkundigen Gebrechen musste sich nicht auch noch durch Raumkrankheit auszeichnen. Miles überlegte kurz, wie viele lebenswichtige Entscheidungen von Kommandanten in der Geschichte durch biologischen Zwang herbeigeführt worden waren.
    Er streckte die Hand aus. »Captain Tung, ich nehme Ihre Dienste an.«
    Tung ergriff sie. »Admiral Naismith – Sie sind doch jetzt Admiral, oder?«
    Miles grinste. »So sieht’s aus.«
    Auch um Tungs Mundwinkel zuckte es. »Verstehe. Es ist mir eine Freude, unter dir zu dienen, Sohn.«
    Nachdem Tung weg war, blieb Miles noch für einen Augenblick sitzen und drückte auf den Kolben. Hellrote Fruchtlimonade ergoss sich über Gesicht und Tunika. Leise fluchend schwebte er davon, um ein Handtuch zu suchen.
     
    Die Ariel war überfällig. Thorne, Arde und Baz sollten den Transport der betanischen Waffen durch den von den Felicianern kontrollierten Raum begleiten und dann den schnellen Sprungkurier zurückbringen. Und bis jetzt waren sie noch nicht da. Miles brauchte zwei Tage, um General Halify zu überreden, Tungs alte Besatzung aus den Zellen zu lassen. Danach konnte er nur noch warten und sich Sorgen machen.
    Mit fünftägiger Verspätung tauchten beide Schiffe auf den Monitoren auf. Miles bekam Thorne an die Sprechanlage und verlangte ziemlich schroff eine Erklärung für die Verspätung.
    Thorne lachte. »Das ist eine Überraschung, die Ihnen gefallen wird. Können Sie uns bei der Dockanlage treffen?«
    Eine Überraschung? Gott, was nun? Allmählich verstand Miles, warum Bothari gern einen langweiligen Dienst schob. Auf dem Weg zur Anlegestelle überlegte er sich, welche Vorwürfe er seinen lahmen Untergebenen machen könnte.
    Grinsend begrüßte ihn Arde. »Stell dich hier hin, Mylord.« Dann rief er. »Es kann losgehen, Baz!«
    Aus der Verbindungsröhre marschierte im Eiltempo eine Kolonne Männer und Frauen. Einige trugen Uniform, andere Zivil. Es war eine Zusammenstellung verschiedenster Planetenmoden. Mayhew dirigierte sie in eine quadratische Formation, wo sie mehr oder weniger stramm standen.
    In der vielfarbigen Menge bildete ein gutes Dutzend Kshatrysche Kaiserliche Söldner in schwarzen Uniformen eine eigene kleine Insel. Bei näherem Hinsehen stellte Miles fest, dass die Uniformen zwar sauber und geflickt, aber keineswegs vollständig waren. Verschiedene Knöpfe, glänzende

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