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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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da steht sie und versperrt mir den Weg und sagt: »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du bei künftigen Besuchen in diesem Haus beim Urinieren eine sitzende Position einnehmen würdest ...«
    Mal abgesehen davon, dass ich das Wort »urinieren« noch nie gehört hatte.
     
    Echo Lawrence: Als sie an diesem Abend auf den Bus warteten, blinzelten Rant und sein Vater, als am Horizont ein neuer Stern aufblinkte, dick anschwoll und mit viel Wind und Dieselgestank an ihnen vorbeischoss, ein Stern, der zu zwei grellen Scheinwerfern, gelben Positionsleuchten und roten Hecklampen auseinanderbarst. Führerhaus, Schlafkabine, zwei Anhänger. Und schon wieder weg.
    Rant sagt: »Ich lerne ein Mädchen kennen?« Er sagt: »Wie kannst du das wissen?«
    Und sein Dad sagt: »Genauso wie ich wusste, dass ein alter Mann neben dir gehalten und dich angesprochen hat, bevor du wegen deiner Oma Esther angelaufen kamst.« Chester sagt: »Ein alter Mann in einem Chrysler. Hat dir erzählt, er wäre dein richtiger Pa.«
    Rant spuckt einen braunen Strahl auf den Schotter und sagt: »Chrysler? Welches Modell?«
    Und Chester Casey sagt: »Genauso wie ich wusste, dass deine Oma Esther bei seinem Anblick aufgeschrien und dir gesagt hat, er ist der Teufel, und du sollst weglaufen.«
    Östlich der Haltestelle gehen die echten Sterne auf. Über ihnen blinken noch mehr Sterne auf. Flackern und bleiben dann hell.
    Rant kratzt sich an Mückenstichen, massiert seine Gänsehaut weg und sagt: »Angenommen, das stimmt«, sagt er, »was hat dieser alte Mann mir sonst noch erzählt?«
     
    Cammy Elliot (

Freundin aus Kindertagen) : Wenn man sich bei den Caseys Erdnussbutter nahm, wollte Mrs. Casey immer, dass man den Rest im Glas wieder ordentlich glattstrich. Damit es immer wie neu gekauft aussah.
     
    Echo Lawrence: Chester Casey sagt seinem Sohn: »Dieser alte Mann hat dir erzählt, er ist dein richtiger Vater, er hat dir gesagt, du sollst ihn in der Stadt aufsuchen, sobald du kannst.« Chesters Cowboystiefel. Er tippt mit der Spitze an den Pappkoffer und sagt: »Und dieser alte Mann hat dir gesagt, wo du dieses ganze Geld finden kannst.«
    Und Rant spuckt schwarzen Teer aus, dass es an den Koffer spritzt. Speichel mit Tollwuterregern. Schwarze Sprenkel auf der nagelneuen Pappe. Rant sitzt da und schüttelt den Kopf.
    Chester Casey sagt: »Dieser alte Mann, er hat die Wahrheit gesagt. Er ist dein richtiger Vater.«
     
    Sheriff Bacon Carlyle (

Feind aus Kindertagen): Erwarten Sie kein Mitleid von mir. Jede Stadt ist eine Ansammlung von mehr oder weniger Verrückten. Rant hat sich diese Geschichte hübsch zurechtgelegt. Er und Mr. Casey, die beiden haben ihre Weitpinkelwettbewerbe einfach ein bisschen weiter getrieben als andere Väter und Söhne.
     
    Echo Lawrence: Am Rand der Welt blinkt der nächste Stern auf.
    Rant sagt: »Du lügst bloß, damit ich kein Heimweh kriege ...« Sein Arsch rutscht auf dem Pappkoffer voller Gold herum.
    In der Stadt, sagt Chester, wird Rant seinen richtigen Vater finden, und seinen Großvater. Rant wird herausfinden, wer er wirklich ist. »Wenn du Echo Lawrence triffst«, sagt Chet, »gib ihr als erstes einen dicken Kuss von mir.« Er sagt: »Und sag ihr Bescheid, dass ihr Cholesterinspiegel zu hoch schmeckt.«
     
    Brenda Jordan (

Freundin aus Kindertagen): Verraten Sie nicht, dass Sie das von mir haben. Aber Rant hat mir eine Zwanzig-Dollar-Münze gezeigt, die seine Mama ihm zum Abschied gegeben hat. Von 1884. Mrs. Casey hat erzählt, Chet Casey ist gar nicht Rants Vater, aber sie hat nie gesagt, wie sie an die Münze gekommen ist, die sie ihm als Glücksbringer mitgegeben hat.
     
    Echo Lawrence: Und sein Vater, also Chet Casey, beugt sich über ihn. Sei's nun, um Auf Wiedersehen oder Lebwohl zu sagen, er beugt sich über Rants Stirn, wo der Wind die Haare nach hinten kämmt, und küsst ihn da auf die Haut. Presst seine Lippen drauf und richtet sich wieder auf.
    Chester sagt: »Sag Shot Dunyun, er soll Sandy, seinen Mops, nicht aus dem Klo trinken lassen.«
    Noch so eine Unmöglichkeit. Shot hatte Chet Casey nie kennen gelernt. Und nicht mal ich wusste den Namen von Shots Hund.
    Der nächste Stern schwillt an. Der Bus, seine Scheinwerfer, ein heller Fleck, der in zwei einzelne Sterne zerfällt. Als die Lichter auf Rant und seinen Dad zukommen, gehen sie immer weiter auseinander, diese Scheinwerfer.
    »Wenn du herausgefunden hast, wer du wirklich bist«, sagt Chester zu seinem Sohn, »kommst du schleunigst

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