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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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mal kurz in einer Pornomassenszene aufzutreten.«
    Wax steuert den Viper eine Betontreppe hinunter in den Park, Auspuffteile und Federung klappern hinter uns her, und er sagt: »Ach, ich könnte heulen bei diesen perfekt manikürten Fingernägeln, wenn es nicht so komplett bescheuert wäre.«
     
    Shot Dunyun: Ohne Scheiß. Wenn man mit seinem Auto in den Gegenverkehr schleudert, und man hört dabei die Archies »Sugar Sugar« singen, dann kann ich nur sagen: selbst schuld.
     
    Lynn Coffee: Häufig konnte man sofort erkennen, dass man es mit einem Killer zu tun hatte, oder einer Killerin. Denn das Fahrzeug war immer in absolut tadellosem Zustand - selbst wenn es nur eine Chevette oder ein Pinto war, wie gerade vom Händler abgeholt. Sie hatten es in der Regel nur minimal dekoriert, meist nur mit der Flagge. Sie fuhren auch ohne Federlesens über Bordsteine und schrammten bedenkenlos an Leitplanken entlang. Aus so etwas konnte man schließen, dass der Wagen der zerplatzte Traum von jemand anderem war. Irgendeine Geliebte oder eine Trophäe, die der Besitzer keinem anderen gönnen wollte.
     
    Moore Jarrell: Als Foul gilt auch das Rammen gewisser Tabuzonen. Zum Beispiel ein Stoß genau in die Flanke. Weder senkrecht noch schräg angesetzt - die Seiten zwischen Vorderund Hinterachse sind tabu.
     
    Tina Something: Es hat Rant und Wax wütend gemacht, dass man ganze Berge und Wälder in Scheiben schnitt, nur um kostengünstige Küchenarbeitsflächen aus Granit für unsere Vorstadthäuser zu produzieren und Armaturenbretter aus peruanischem Rosenholz für Luxusautos, die kein Mensch fahren würde.
    Einmal erwähnte Wax, wie entsetzlich er es finde, dass Menschen, die Wundermedikamente und Kernspaltung und unglaubliche Computer-Spezialeffekte entwickeln können, dass dieselben Menschen so absolut phantasielos sind, wenn es darum geht, Geld auszugeben: Arbeitsflächen aus Granit und Luxusautos. Wenn Wax beim Fahren von solchen Dingen sprach, konnte man seine Wut am Tachometer ablesen, der stieg dann nämlich von hundert schnell auf hundertfünfzig.
     
    Lynn Coffee: Wenn wir von Killern oder vielleicht überhaupt von Crashern sprechen, reden wir von einer Art Selbsthass, der auf die Straße getragen wird.
    Manche Männer behaupten, sie lieben Frauen; sie heiraten ein Dutzend Mal und treiben jede einzelne ihrer Frauen durch Misshandlungen in den Selbstmord. Karl Waxman hatte diesen gestohlenen Luxuskarossen gegenüber die gleichen Gefühle. Er liebte es, mit hundert Sachen durch die Gegend zu jagen und von neidischen Blicken verfolgt zu werden. Es demütigte ihn aber, dass er, um solche Aufmerksamkeit zu erlangen, einen Jaguar oder BMW brauchte. Dass das Auto ihm nicht einmal gehörte, war der Gipfel der Demütigung. Die schlimmste Manifestation all seiner Defizite.
     
    Shot Dunyun: Ohne Scheiß, aber ich verlasse nie das Haus ohne einen Mix für alle möglichen Fälle: Mich verlieben. Jemanden sterben sehen. Enttäuschung. Ungeduld. Stau. Ich habe für jede Situation einen Mix dabei. Egal ob mir was Gutes oder was Schlechtes passiert: um zu verhindern, dass ich überreagiere - also dass ich mich von meinen Gefühlen zu irgendetwas hinreißen lasse -, ermittel ich den perfekten Soundtrack für diesen Moment. Auch in der Nacht, als Rant starb, war mein erster Gedanke automatisch: das zweite Violinkonzert von Philip Glass oder das Klavierkonzert von Ravel ...?
     
    Moore Jarrell: Wie ich das sehe, muss ein Organisator von Crash-Partys Buch über die Fouls führen. Und die Teams anhand ihrer Kennzeichen im Auge behalten. Und für jede Runde die Flagge und das Fenster bestimmen. Ja, und alle Spieler von kommenden Veranstaltungen unterrichten. Wenn das einer allein macht, kann man davon ausgehen, dass er ganz schön beschäftigt ist. So einer muss ziemlich was auf dem Kasten haben. Ganz doof kann er jedenfalls nicht sein.
     
    Tina Something: Egal ob es ein Lexus oder Rolls-Royce war, am Ende einer Crash-Party landeten Wax und ich jedes Mal oben auf der Bootsrampe in der Madison Street, an der Stelle, wo die Rampe steil ins tiefe Wasser führt. Hinter uns eine Spur aus Keilbolzen und Nadellagern, Motorenöl, Bremsflüssigkeit und Splittern von Kunststoffverkleidungen. Und Rauch, gottverdammte Nebelbänke aus schwarzem oder blauem Rauch. Unser Getriebe ist gerade noch so funktionstüchtig.
    Ich bin dann immer ausgestiegen und habe zugesehen, wie Wax in den ersten Gang runter schaltete. Manchmal, wenn niemand in der Nähe war,

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