Das Kainsmal
drückte er bei noch laufendem Motor den Alarmknopf. Nachts ein ungeheurer Lärm. Die Sirenen und eventuell ein paar Lichter, die wir nicht kaputt gekriegt hatten, alles jaulte und blinkte. Und während dann so ein Mercedes oder Lamborghini heulte und alles flackerte, stieg Wax aus und schlug die Tür zu. Und schon rollte der Wagen in das schwarze Wasser. Sah aus wie ein sinkender Ozeandampfer. Wie die Titanic. Weiße und gelbe Lichter und das Lärmen der Hupe, während die Karre immer tiefer im Wasser verschwand. Tiefer und tiefer sank, bis sie auf einem geheimnisvollen Berg landete, einem Schrotthaufen aus geplatzten Träumen - Jaguars und Saleens und Corvettes -, deren gekaufter Mörder Wax gewesen war.
18
Die Stadt
Todd Rutz (
Münzhändler): Der Junge, der da gestorben ist. Kommt hier mit einer Socke rein, die Socke ist oben zugeknotet, und er macht den Knoten mit seinen Zähnen auf. Was soll in einer alten gelben Socke schon drin sein, bestimmt nichts, was mich interessieren könnte. Ich habe eine Genehmigung, ich darf das Geschäft bis vier Stunden nach der Sperrstunde offen haben, vorausgesetzt, ich verlasse den Laden nicht. Nach der Sperrstunde schließe ich ab, und wenn jemand kommt, öffne ich die Tür mit dem Summer. Diesen Jungen mit der schmutzigen Socke hätte ich beinahe nicht reingelassen. Bei Nachtgängern weiß man ja nie.
Aber selbst ich kann erkennen, der Junge ist ein Konvertit. Seine von der Sonne gebräunte Haut ist noch nicht verblasst. Also riskiere ich es, vielleicht ist ja doch was für mich drin. Denken Sie an New Orleans, 1982, der Bulldozer auf dieser Baustelle in der Innenstadt; es ist Mittag, die Straßen sind voller Geschäftsleute. Der Bulldozer schiebt einen Haufen Erde weg und reißt dabei drei Holzkisten auf, randvoll mit O-Liberty-Seated-Vierteldollars von 1840. Kein Gold, wohlgemerkt, aber jede einzelne dieser Münzen ist zwei- bis viertausend Dollar wert. Und diese Banker und Anwälte springen in ihren schnieken Anzügen kurzerhand in den Matsch und prügeln sich um das Zeug. Beißen und treten sich für eine Handvoll dieser Gobrecht-Vierteldollars. Ich sage immer, man kann nie wissen, wo urplötzlich ein vergrabener Schatz auftaucht.
Edith Steele (
Personalleiterin): Mr. Casey hatte sich bei uns auf die Stelle des Landschaftspflegers als Nachtgänger beworben. Die Effeff-Arbeitsvermittlung hatte ihn zu uns geschickt. Nachdem er zum dritten Mal nicht zur Arbeit erschienen war, angeblich wegen seiner fünften Verletzung infolge eines außerberuflichen Verkehrsunfalls, haben wir das Arbeitsverhältnis mit ihm beendet.
Todd Rutz: Oder der Baltimore-Fund von 1934. Zwei kleine Jungen treiben sich im Keller eines Mietshauses herum und entdecken ein Loch in der Wand. Man schreibt den 31. August 1934, und sie holen 3558 Goldmünzen aus diesem Loch, alle aus der Zeit vor 1857. South Eden Street Nr. 132 in Baltimore, Maryland. Eine beträchtliche Anzahl dieser Münzen war in »prägefrischem« Zustand. Mindestens jedoch »Stempelglanz« oder »fast Stempelglanz«.
Lew Terry (
Vermieter): Wenn es nach mir ginge, würde ich niemals an Nachtgänger vermieten - diese umgesattelten Taggänger. Die konvertieren doch bloß, um ihre Eltern zu ärgern. Und dann meinen sie, sie müssen jedem Negativklischee entsprechen, das sie von der Nachtgänger-Kultur haben - laute Musik hören, Drogenräusche boosten -, aber wir sind per Gesetz verpflichtet, mindestens zehn Prozent unserer Wohnungen an Konvertiten zu vermieten. Als Casey hier in Wohneinheit 3-E einzog, hatte er außer einem Koffer nichts dabei. Ich würde sie Ihnen gern zeigen, aber die Tür ist noch von der Polizei versiegelt.
Todd Rutz: Der Junge mit der Socke nagt mit seinen Zähnen an dem Knoten rum, und man hört drinnen Münzen klimpern. Und das Geräusch stimmt mich so froh, dass ich den Jungen reinlasse. Silber klingt zum Beispiel ganz anders als Kupfer oder Nickel. Ich habe den Laden schon so lange, da brauche ich eine Münze nur klimpern zu hören, um zu erkennen, ob es eine aus zweiundzwanzig- oder vierundzwanzigkarätigem Gold ist. Und für das, was ich da höre, hätte ich diese stinkende dreckige Socke, wenn es sein müsste, mit meinen eigenen Zähnen aufgerissen.
Jeff Pleat (
Personalleiter): Nach unseren Unterlagen haben wir Buster Casey für zwei Wochen als Tellerwäscher eingestellt. Es mag Zufall gewesen sein, aber während der kurzen Zeit seiner Beschäftigung bei uns fanden
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