Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk

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ihres Jahrgangs! Drei Jahre lang war sie Jugendseelsorgerin an unserer Kirche, und im letzten Studienjahr spielte sie in der ersten Mannschaft des Uni-Fußballvereins. Eine Woche, nachdem sie weggelaufen war, heuerten ihre Mutter und ich einen so genannten Privatdetektiv an. Von dem bekamen wir für unser Geld am Ende lediglich ein Foto, das sie und den Jungen in einem verbeulten Auto zeigte. »Frisch verheiratet« stand in weißer Farbe auf der Tür, und sie selbst trug einen Schleier und lachte. Der Junge trug ein weißes Hemd und Fliege. Wir hatten immer davon geträumt, dass unsere Kleine einmal mit allem drum und dran in der Kirche heiraten würde, und dieses Bild brach ihrer Mutter das Herz.
    In der Bibel steht: »Weinet nicht um stinkenden Unrat.«
    Fünftausend Dollar für dieses eine unscharfe Foto, das nur Leid über uns brachte. Aber wenigstens wissen wir, dass dieses Nachtgängerschwein sie schließlich geheiratet hat.

    Shot Dunyun: Ist mir scheißegal, wie dieser Song geht, manchmal ist ein Kuss eben mehr als ein Kuss. Klare Sache. Ich glaube, Rant hat jedes Mal, wenn ihn eine Fledermaus oder ein Stinktier gebissen hat, möglichst lange gewartet, bis er sich behandeln ließ, damit sich die Tollwut immer weiter in ihm entwickeln konnte. Ob vorsätzlich oder nicht, Rant hat einen Virus ausgebrütet, gegen den die Medizin nichts ausrichten konnte.

    Dr. Phoebe Truffeau (

Epidemiologin): Die einzigen nicht behandelbaren Tollwut-Viren waren die afrikanischen Stämme Mokola und Duvenhage. Bis dann der Rant-Serotypus nachgewiesen wurde.
    Galton Nye: Die Bibel sagt:» ... vergiftet sei das Kind, das Vater und Mutter nicht dient.« Wohlgemerkt.

    Neddy Nelson: Haben Sie das Memorandum gelesen, das Kissinger 1974 dem Nationalen Sicherheitsrat vorgelegt haben soll? Wo er erklärt, die größte Bedrohung für die Zukunft Amerikas sei die Überbevölkerung in der Dritten Welt? Was heißt das? Wir brauchen die Bodenschätze und Rohstoffe Afrikas. Die Bevölkerung dieser Bananenrepubliken wächst zu schnell. Die Länder drohen zu kollabieren. Amerika kann seinen Wohlstand und seine politische Stabilität nur bewahren, wenn es die Dritte Welt entvölkert.
    Ist es wirklich ein Zufall, dass um 1975 herum plötzlich das Aids-Virus auftritt?
    Ist Ihnen klar, was der Ausdruck »Depopularisierung« bedeutet?

    Jayne Merris: Das Effeff-Gesetz und die Antidiskriminierungsvorschriften garantieren allen Bürgern, unabhängig von ihrem Tag- oder Nachtstatus, gleichen Zugang zu allen öffentlichen Einrichtungen und Plätzen. Aber wenn Sie mich fragen, die Leute sind irgendwann paranoid geworden. Plötzlich hatten sie Angst vor allem Möglichen: dem Schweiß an den Trainingsgeräten in Fitnessstudios oder der angeblichen Spucke auf Äpfeln. Mit dem Resultat, dass die feineren Lokale - Bars, Restaurants, Salons - am Abend dichtmachten.
    Die beiden Kulturen teilten sich eine Stadt, trieben aber immer weiter auseinander.

    Neddy Nelson: Wie ist es zu erklären, dass die erste große Aids-Welle in Afrika in Missionskliniken ihren Ausgang nahm, wo christliche Freiwillige bei der Impfung der Kinder gegen Pocken und Diphtherie immer wieder dieselben Injektionsnadeln verwendeten? Kommt Ihnen das nicht bekannt vor? Millionen von Kindern? Könnte das nicht erklären, warum die Infektionsrate zwischen 1976 und 1980 in einigen Gegenden Westafrikas von 0,7 Prozent auf bis zu vierzig Prozent anstieg?
    Verspüren Sie angesichts dieses Szenarios nicht auch den Wunsch, in die nächste Klinik zu laufen und sich gratis gegen irgendetwas impfen zu lassen?

    Dr. Phoebe Truffeau: Jede Impfung birgt ein geringes Risiko, sich mit Enzephalitis anzustecken, und daher war es unvermeidlich, dass einige prophylaktisch immunisierte Personen leichte Tollwutsymptome ausbildeten und zusätzlich behandelt werden mussten. Aufgrund der enorm großen Zahl der Geimpften war eine sorgfältige Einzelfallbeobachtung nicht möglich, und, ja, mindestens zwei Personen sind wahrscheinlich infolge ihrer Immunisierung gestorben.
    Shot Dunyun: Einmal wache ich morgens auf, und das Kopfkissen neben meinem ist klatschnass von Spucke, so sehr hat mein Mops im Schlaf gesabbert. Möpse sabbern ja wie die Weltmeister, und deshalb habe ich nicht weiter drüber nachgedacht. Typischer Fall von Nichtsehenwasmannichtsehenwill.

    Dr. Phoebe Truffeau: Innerhalb der Zielgruppe wurden die im Zuge der Impfungen aufgetretenen zwei Todesfälle maßlos aufgebauscht und