Das Kainsmal
Effeff-Verordnungen noch sehr gut und dass danach die Gaffer-Studien eingestellt wurden, die Studien von diesen Wissenschaftlern, zu denen auch meine Mutter gehörte, die im Auftrag der Regierung Autounfälle herbeiführten, um die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss zu untersuchen. Ich weiß noch, wie meine Mutter sagte, jemand aus ihrem Büro sei nicht mehr da, und dass ich dachte, sie meint gefeuert oder entlassen. Aber dann kamen jede Woche ein paar dazu, die nicht mehr da waren. Ich fragte, ob sie auch gehen will, und sie sagte nein. Niemals, sagte sie, nicht ohne ihre kleine Echo - damit meinte sie mich - und meinen Vater. Sie sagte, sie würde uns niemals im Stich lassen.
Neddy Nelson: Nur mal angenommen: Wenn jemand in die Vergangenheit reist und da etwas verändert, wie sollen wir das merken? Wir kennen ja nur die gegenwärtige Realität, in der wir leben! Was, wenn die Wirklichkeit unablässig - immer wieder in kleinen Details - umgemodelt wird? Was, wenn die Herrschenden die Vergangenheit einfach so verändert haben, dass sie jetzt oben sind, und jetzt erzählen sie uns, wir dürfen nicht an der Geschichte herumpfuschen, sonst töten wir am Ende noch unsere Vorfahren und werden gar nicht erst geboren?
Ich meine, können die Leute, die das Geld haben und die Politik machen, können die sich eine wirkungsvollere Warnung ausdenken? Und haben dieselben Experten früher nicht auch gesagt, die Erde sei eine Scheibe? Und dass wir da draußen am Rand in die Tiefe stürzen würden, wenn wir nicht brav zu Hause bleiben und unsere Arbeit als Bauern oder Sklaven tun?
Echo Lawrence: Ich weiß noch, wie ich als kleines Kind andauernd zu Beerdigungen gehen musste, meistens von Leuten, die mit meiner Mutter gearbeitet hatten. Wir saßen in der Kirche, und mein Vater stupste sie an und sagte: »Da gehen sie also alle hin ...«
Und meine Mutter antwortete hinter ihrem schwarzen Schleier: »Nicht alle ...«
Zu Hause stritten sie sich hinter der Schlafzimmertür, ob sie umziehen sollten, einfach verschwinden. Meine Mutter nannte das »rückwärts vorangehen«, irgendwohin, wo es saubere Luft gäbe und wir nur offenes Land ringsherum hätten. Ein schöner Traum, aber selbst für ein kleines Kind hörte sich das verrückt an. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte existierte auf der verschmutzten, überbevölkerten Welt kein solcher Ort mehr.
Neddy Nelson: Nur mal angenommen: Was, wenn es kein »Großvater-Paradox«, sondern ein »Großmutter-Paradox« gibt? Ich behaupte nicht, dass das schon mal passiert sei, aber was, wenn tatsächlich mal einer in seiner Vergangenheit herumgepfuscht hat? Er hat nicht groß was geändert, bloß ein paar winzige Korrekturen vorgenommen, so dass seine Gegenwart jetzt - besser ist? Ich meine, was, wenn Sie in der Vergangenheit Ihre eigene Ururgroßmutter kennen lernen, also zu einer Zeit, wo nichts dagegenspricht, sich mit ihr einzulassen? Was, wenn sie echt attraktiv ist? Und Sie beide sich zusammentun? Und wenn sie nun ein Kind bekommen würde, das gleichzeitig Ihre Tochter und Ihre Urgroßmutter wäre? Angenommen, einer macht das und hat finstere Pläne im Kopf. Begreifen Sie, was er damit vielleicht bezwecken könnte? Dass er aus sich selbst eine Art Mischling mit übernatürlichen Kräften erschaffen könnte? Könnte so einer nicht in der Vergangenheit bleiben und sich vielleicht mit den nächsten Vorfahren zusammentun - mit seiner Großmutter, mit seiner Mutter -, um die eigenen Gene immer mehr aufzuladen, damit sein zukünftiges Ich - beziehungsweise sein gegenwärtiges - noch stärker, klüger, verrückter ist ... und also irgendwie noch was Zusätzliches hat?
Symon Praeger (
Party-Crasher): Ohne Scheiß. Ich erinnere mich noch an den Riesenwirbel in den Medien, dass wir uns alle einen Port einbauen lassen sollen, damit wir diese Peaks boosten können. Als Erstes wurden Videos und Bücher vom Markt genommen, nicht mal mehr ausleihen konnte man sich noch was. Musikkassetten und CDs, alles weg. Praktisch über Nacht schaltete die Unterhaltungsindustrie komplett um und produzierte nur noch Ports und Transkripte. Die Werbung richtete sich vor allem an junge Erwachsene von vierzehn bis fünfundvierzig. Wer in dieser Altersgruppe keinen Port hatte ... das war so, als ob man nicht lesen konnte. Oder nicht geimpft war. Oder keine Brille trug, obwohl man kurzsichtig war. Man stand da wie ein Vollidiot.
Es ist kein Zufall, dass nahezu alle Party-Crasher aus dieser Altersgruppe
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