Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
Vom Netzwerk:
dramatisiert, was die Bereitschaft zur Teilnahme an weiteren Behandlungsprogrammen erheblich minderte und somit die Etablierung eines festen Kerns von Virusträgern innerhalb der Nachtgänger-Population unausweichlich machte.
     
    Shot Dunyun: Rant Casey pflegte zu sagen: »Egal was passiert, es ist immer jetzt ...« Ganz schön kryptisch. Aber gemeint hat er wohl, wir leben immer im gegenwärtigen Augenblick der Wirklichkeit, und egal was vorher war, egal wie sehr wir einen Menschen oder einen Hund geliebt haben: Wenn der uns angreift, sehen wir nur diesen Augenblick der Gefahr.
     
    Neddy Nelson: Ist es nicht unheimlich, dass ein Regierungsbericht Mitte 1974 die Depopularisierung Afrikas empfiehlt -und am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts sterben ganze Generationen einfach weg? Ist das nicht verdächtig, dass ehemalige europäische Kolonien, die reich sind an Bodenschätzen, man denke an Gold und Diamanten, Länder wie Botswana, Simbabwe und Südafrika, von der Aids-Epidemie am schlimmsten betroffen sind?
     
    Shot Dunyun: So ein prächtiges Tier, und ich ließ es meine Spucke trinken. Manchmal bin ich wirklich unfassbar dumm. Echt.
    Eines Abends weckt mich die Sirene zehn Minuten vor der Sperrstunde, und Sandy steht auf meiner Brust, und von ihrem Mopsgesicht trieft mir Sabber auf den Hals. Ihre schwarzen Lippen hat sie so gefletscht, dass ich alle ihre gelben Zähne bis zur Wurzel sehen kann. Ihr Atem weht mir heiß ins Gesicht, und genauso, wie sie zum Sprung nach einem Tennisball ansetzt, sehe ich sie jetzt zum Sprung an meine Kehle ansetzen. Und als sie dann springt, werfe ich die Bettdecke über sie und packe sie fest darin ein, damit sie nicht heraus kann. Sandy war nie schwerer als eine fünfzehnpfündige Bowlingkugel, nur dass sie jetzt herumtobt wie ein ausgewachsener Werwolf. Ich halte sie in diesem Lakensack gefangen, aber meine Laken sind so alt, dass sie schon ganz fadenscheinig sind. Eine ihrer kleinen Mopspfoten ist schon durch, ich sehe ihre schwarzen Zehennägel. Noch eine Pfote, und sie ist draußen und beißt mich. Nur um sie zu betäuben, mehr nicht, schwinge ich das Bündel und schlage es an die Wand. Sandy knurrt und strampelt noch immer, also schlage ich das Bündel ein zweites Mal an die Wand. Aber sie gibt keine Ruhe, und ich schlage sie immer wieder an die Wand, bis mein Nachbar auf der anderen Seite nun ebenfalls anfängt, an die Wand zu hämmern. Die Sirene eine Minute vor der Sperrstunde jault los, dann schrillt die Sperrstundenglocke. Die Wand, an die ich das Deckenbündel schlage, ist an der Stelle schon rot verschmiert. Das Bündel selbst trieft schon. Mein Nachbar klopft immer noch an die Wand und schreit, ich soll endlich aufhören, aber Sandy hat sich ja längst beruhigt. Kennen Sie den Film »Sein Freund Jello?« Das hier war so ziemlich das Gegenteil davon.
    Apropos Panik. Jetzt wissen Sie, was für ein unverbesserlicher Idiot ich bin.
     
    Neddy Nelson: Tatsache ist, dass es vor dem Ausbrechen der Tollwut mehr junge Nachtgänger gab als junge Taggänger, Tendenz weiter steigend. Konnte eine entsprechende Seuche unter den Nachtgängern nicht dasselbe erreichen, was Aids in Afrika erreicht hatte? Die politische Macht einer aufstrebenden Gruppe zu brechen, um einen Status quo zu erhalten?
     
    Galton Nye: Wir wissen nicht, ob sie infiziert ist oder nicht, aber wir wollen kein Risiko eingehen. Wir müssen auch an unsere eigene Gesundheit denken. Ich sage nicht, dass ihre Mutter und ich sie nicht mehr lieben, doch an dem Abend, an dem sie mit ihrem so genannten Freund unser Haus verließ, war unsere Tochter für uns gestorben.
    Gott schütze sie, aber wenn unsere Kleine eines Nachts hier auftaucht, wird unsere Tür verschlossen bleiben.

34
Mal angenommen
     
    Neddy Nelson (

Party-Crasher): Sagen Sie, haben Sie sich schon mal gefragt, warum die jeweils herrschende Schicht uns bestimmte Dinge erzählt? Ich meine, warum sie einem zum Beispiel eintrichtert, dass manche Sachen absolut unmöglich sind? Zum Beispiel, was die Wissenschaft das »Großvater-Paradox« nennt? Dass Zeitreisen in die Vergangenheit ein Ding der Unmöglichkeit seien, weil man ja aus Versehen seinen Großvater töten könnte, und dann - zack - würde man selbst gar nicht auf die Welt kommen? Zugegeben, wenn man sich das so anhört, dann würde man wohl lieber die Finger davon lassen, oder?
     
    Echo Lawrence (

Party-Crasher): Ich war noch ganz klein, erinnere mich aber an die Einführung der

Weitere Kostenlose Bücher