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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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frontal mit ihm zusammen.
     
    Symon Praeger (

Party-Crasher): Nach dem, was Rant mir erzählt hat, wacht Simms im Krankenhaus auf und fragt: »Wie lange bin ich schon hier?« Und die Krankenschwester sagt: »Vier Tage ...«
     
    Echo Lawrence (

Party-Crasher): Im Krankenhaus fragte dieser junge Mann: »Was ist mit meinem Auto?«
    Und die Ärzte fragten zurück: »Was für ein Auto?« Die Polizei hatte ihn bewusstlos auf der Straße gefunden. Überall hatte er Schürfwunden, das Brustbein und ein Schlüsselbein waren gebrochen.
    Er fragte: »Wo sind meine Kleider?«
    Und die Ärzte sagten: »Was für Kleider?« Die Polizei hatte ihn nackt gefunden.
     
    Chester Casey: Jeder weiß, das ist alles nur dummes Geschwätz, aber Buster hat das nicht gewusst. Buddy hat dem alten Mann geglaubt.
     
    Echo Lawrence: Die Polizei fragte den jungen Mann damals nach seinem Namen und wie man seine Familie erreichen könne, und er sagte es ihnen. Am nächsten Tag kamen sie wieder zu ihm ans Krankenbett und sagten, seine Familie gebe es gar nicht.
     
    Shot Dunyun: Die Polizisten wollten seinen Namen wissen, seinen Personalausweis sehen, seinen Sozialversicherungsausweis. Und einen Tag später sagten sie ihm, es gebe ihn gar nicht.
     
    Echo Lawrence: Die Ärzte im Krankenhaus sahen sich die Narben an seinen Unterarmen an, die vielen Kratzer und Einstichlöcher, und fragten: »Was für Drogen nehmen Sie?« Sie fragten: »Wissen Sie, dass Sie Tollwut haben?«
     
    Moore Jarrell (

Privatdetektiv): Die Verletzungen, die Simms Rant Casey schilderte - die Prellungen an seinem Beckenkamm, die Brustbeinfraktur, das gebrochene Schlüsselbein -, sind typisch für Verletzungen, wie sie Autoinsassen bei einem schweren Zusammenstoß durch Dreipunktgurte zugefügt werden.
     
    Shot Dunyun: Green Taylor Simms war damals dreiundzwanzig Jahre alt, als er sich aus dem Krankenhaus davonschlich. Sie hatten was von Verlegung in eine psychiatrische Klinik erwähnt, und da macht er sich lieber aus dem Staub, bevor sie ihn irgendwo einschließen können. Simms klaut sich Kleider und Schuhe und türmt. Er war nur vier Tage weg, aber jetzt ist die Stadt nicht mehr in Tag und Nacht geteilt. Kein Mensch hat mehr einen Port im Nacken. Die Leute lesen: Bücher. Zeitungen. Zeitschriften. In den Häusern sieht er Fernseher laufen. Musik kommt aus Radios und Stereoanlagen.
    Simms trampt an den einzigen Ort, der ihm sicher scheint. Da lebt seine Familie. Middleton. Genau, er kommt aus demselben Kaff wie Rant.
     
    Chester Casey: Es ist gar nicht zu fassen, was für einen unglaublichen Schwachsinn der alte Simms meinem Jungen da erzählt hat.
     
    Shot Dunyun: In den paar Jahren, die Simms in der Stadt war, hatte jemand die vier Robinien gefällt, die an den vier Ecken im Garten gestanden hatten. An ihrer Stelle fanden sich jetzt dürre Robinienschösslinge, sie waren kaum handhoch. Simms erzählte Rant: Am Haus hatte jemand die völlig verwitterte Holzverkleidung durch neue Bretter ersetzt, die so blendend weiß gestrichen waren, dass sie fast blau aussahen. Die Farbe so frisch, dass man sie noch riechen konnte. Sein Schlüssel passte nicht ins Schloss, und als er anklopfte, machte ihm ein Mädchen auf.
     
    Chester Casey: Sie hieß Hattie und war hübsch auf die Art, wie Leute, die man gernhat, auf alten Fotos hübsch sind. Wenn sie noch jung und vom Leben begeistert sind. Bevor die Jahre sie kaputt gemacht haben, bevor du sie kaputt gemacht hast. Das Bild ist siebzig Jahre alt. Hattie war damals dreizehn und gerade von der Schule nach Hause gekommen, wo um diese Uhrzeit sonst niemand war, weil ihre Eltern noch arbeiteten.
    Simms schien ihr offenbar sympathisch, denn sie bat ihn hinein und ging gleich mit ihm ins Bett. Praktisch auf der Stelle.
     
    Echo Lawrence: So jedenfalls hat der Mann es dargestellt. Er hat sie nicht vergewaltigt. Er hat nicht geahnt, wer sie war, bis Hattie, als sie in der Abenddämmerung auf ihre Eltern warteten, zu ihm sagte: »Sie werden dir nur erlauben, hierzubleiben, wenn ich schwanger werde ...« Dann hatten sie noch einmal Sex.
    Und bei diesem zweiten Mal sagt Hattie plötzlich, mittendrin, sie hoffe, dass es ein Mädchen werde. Dann könne sie es Esther nennen. Und als der fremde junge Mann seinen Orgasmus kriegt, sieht er die Uhr und den Kalender auf ihrer Kommode. Er sagt: »Das ist ja wohl ein Witz.«
    Hattie dreht den Kopf zur Seite, sieht nach der Uhr und sagt: »Die geht nicht ganz pünktlich, aber so ungefähr.«
    Und er

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