Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
außerdem einen ausgeprägten Wert von Fairness besitzt.
Im Coaching begaben wir uns mit Christina auf die Suche nach einer vergleichbaren Erfahrung, die sie in anderen Lebensbereichen erfolgreich gemeistert hatte und auf die sie in der jetzigen Situation zurückgreifen konnte. Und tatsächlich fand sich ein gelungener »Abschied« im Bereich ihres Privatlebens. Als ehemalige Leistungssportlerin im Hockey hatte Christina wegen ihrer Karriere schon mit 28 Jahren den Status als Semi-Profi aufgegeben. Ein Abschied, der ihr nicht leichtgefallen war, doch inzwischen konnte sie gut damit leben, dass sie danach nur noch an zwei Abenden der Woche in der Halle beim Training war. Und seit die Pflegekinder da sind, sagt sie, »bin ich nur noch Zuschauerin«.
Der Übergang zur Hobby-Hockeyspielerin war Christina gelungen; sie konnte ohne Bitterkeit zurückschauen. Gemeinsam erarbeiteten wir, welche Strategien sie dafür angewendet und auf welche Ressourcen sie dabei zurückgegriffen hatte sowie welche konkreten Schritte sie gegangen war. Wichtig war Christina zum Beispiel, dass sie ein sehr bedeutsames letztes Spiel mit ihrer Mannschaft gewonnen hatte: ein Highlight am Ende der Sportkarriere, das sie in ihrem KAIROS-Datenchart explizit als »Das letzte Spiel« erwähnte. Christina definierte für sich, was dieses »letzte erfolgreiche Spiel« in ihrer aktuellen Berufssituation sein könnte. »Ich will mich jetzt in dem aktuellen Projekt noch einmal richtig reinhängen. Ich will das als Erfolg übergeben. Und dann gehen«, beschloss Christina energisch. Vorher war sie eher demotiviert und lustlos mit diesem Projekt gewesen, nachdem Ihre Bewerbung abgelehnt worden war.
Kurz und bündig war die Auswertung der universellen Lebensthemen in der Berufsbiografie für Stefanie. Bereits in der Übung »Karriereanker« hatte sie ja erkannt, dass sie sich niemals bewusst und willentlich für ihre fachliche Ausrichtung im Controlling und Buchhaltungsbereich entschieden hatte. Das Lebensthema »Berufliche Identität aufbauen«, das meist zwischen 21 und 28 Jahren absolviert wird, war bei Stefanie in einer »beruflichen Notlösung« oder auch »Fassade« geendet. Mit dieser hatte sie sich zwar einige Jahre einigermaßen arrangiert. Aber durch den Kontakt mit ihrer wirklichen Begabung, dem Kommunikationstraining mit Gruppen, konnte sie diesem Thema nun direkt ins Auge sehen. Deutlich zeigte sich die Wahl zwischen »Fassade« oder »Authentizität«.
Auswertung archetypischer Lebensthemen
Archetypische Lebensthemen umfassen Aspekte wie: »Weisheit finden«, »Mütterlichkeit«/»Väterlichkeit«, »Das männliche und/oder weibliche Prinzip in sich leben«. Auf den ersten Blick mag es sich dabei um eher abstrakte Kategorien handeln; das heißt jedoch nicht, dass diese Themen eine untergeordnete Rolle spielen. Häufig lassen sie sich in Mythen, Dramen und heute in Filmen finden und diese auch in uns lebendig erfahrbar werden. Schon vor Jahren haben Figuren aus Dramen von Shakespeare Einzug in Führungstrainings gehalten. Zurückzuführen ist dieses Interesse darauf, dass in solchen Figuren typische und wichtige Krisensituationen sowie Ressourcen beispielhaft gebündelt zu sehen sind. Wenn man die Geschichten erzählt bekommt, kann man gut mit ihnen arbeiten, da sie einerseits nicht trivial sind und andererseits in der Bildlichkeit der Geschichte nachvollziehbare Lösungen abgebildet werden.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich nicht alle Coachingklienten dieser mythologisch-bildlichen Dimension öffnen können. Einen Versuch ist es jedoch in jedem Fall wert, denn durch sie werden diese Themen oft besser vermittelt als durch trockene Kompetenzlisten und Fragebögen. Lassen Sie sich also ruhig einmal inspirieren von Filmen und Erzählungen. Welche Lebensthemen entdecken Sie dabei auch für sich?
Tatsächlich ist es möglich, über bildhafte Geschichten auf die Charakterstärken einer Figur gezielt zuzugreifen und einzelne unterentwickelte Lebensthemen zu stärken. Biografisches Coaching bietet einen hervorragenden Boden, um solche Stärken und andere Kompetenzen im eigenen Lebensweg aufzuspüren und als Ressource neu zu aktivieren, wie das folgende Beispiel zeigt:
Robert arbeitete als Stationsarzt in einer orthopädischen Klinik. Durch den Wechsel der Pflegeleitung war es zu Spannungen auf der Station gekommen, für die er sich gegenüber dem ihm vorgesetzten Oberarzt verantworten musste. Allerdings hatte Robert das Thema »Konflikte
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