Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
noch einmal die Überschriften durchgehen, die Sie den einzelnen Lebensphasen gegeben haben. Was könnten in jeder Lebensphase Ihre Lebensthemen sein?
Im biografischen Coaching wird, wie bereits erwähnt, differenziert zwischen universellen Lebensthemen in der Entwicklungspsychologie sowie individuellen Lebensthemen. Es ist also normal, dass Sie manche Themen bereits durchlebt haben, etwa die erste Identitätsfindung in der Pubertät, die erste Berufswahl und eventuell auch die Frage nach dem Eingehen einer Lebenspartnerschaft. Für viele meiner Klienten ist es erleichternd, festzustellen, dass sie einiges im Leben bereits »abgehakt« haben. Folgende Fragen zum Aufspüren von Lebensthemen können Ihnen helfen:
Sehe ich Themen, die sich für mich »erledigt haben«, die nicht mehr aktuell sind?
Wiederholen sich bestimmte Situationen in meinem Leben immer wieder?
Gibt es bei dem, was ich mache, oder bei den Menschen, mit denen ich mich umgebe, so etwas wie einen gemeinsamen Nenner?
Was hat mich schon immer interessiert?
Welche Frage ist seit jeher zentral?
Als Anregung können Sie jetzt einen Blick auf die Liste mit den Lebensthemen aus dem Anhang werfen. Viele meiner Klienten finden das in der Eigenarbeit hilfreich, um auf Themen zu kommen beziehungsweise diese in ihrem Datenchart zu entdecken.
Die Liste ist zweifach gegliedert, sowohl thematisch als auch zum Teil nach Lebensphasen, je nachdem, welcher Aspekt Sie gerade besonders anspricht. Daher sind manche Begriffe auch zweifach zugeordnet. Es gibt zum Beispiel typische Themen der Lebensphase ungefähr zwischen 30 bis 40, die sogenannte »Rush-Hour des Lebens«. In der Logik der Siebenjahresphasen sind dies die fünfte und die sechste Lebensphase von 28 bis 35 Jahre und von 35 bis 42 Jahre. Und es gibt eine Reihe von Lebensthemen, die alle mit dem Lebensstrang der Berufsbiografie zu tun haben.
Notieren Sie die »erledigten« und vor allem die aktuellen Lebensthemen auf Haftnotizzetteln und ordnen Sie diese jeweils einer Lebensphase in Ihrem KAIROS-Datenchart zu.
Lebensthemen in der Berufsbiografie: Auswertungsbeispiele
Unsere Lebensthemen prägen unsere Berufsbiografie häufig wie eine Signatur. Und manchmal möchten wir diese Signatur verändern. Im Kapitel Innere Mentoren und Saboteure wird es darum gehen, dass unerwünschte Lebensthemen in Ihrer Biografie entweder keinen Raum mehr einnehmen oder erheblich verändert werden.
Ebenso wichtig bei der Betrachtung der berufsbiografischen Lebensthemen ist die Vermischung von Lebensthema und Lebensstrang. Dazu kommt es, wenn ein Lebensthema der persönlichen Entwicklung, wie zum Beispiel »Seine Innerlichkeit entdecken«, »Bindungen eingehen« oder »Eigenständig werden«, sich unbemerkt in die Berufsbiografie einschleicht. Das kann gutgehen und eine neue Perspektive eröffnen, etwa als Heilpraktikerin, Ladenbesitzerin oder auch als Coach. Aber es kann auch ein Irrtum sein, sein Hobby oder ein aktuelles Bedürfnis zum Beruf zu machen. Geht das schief, sind Sie in die »Berufungsfalle« geraten. Näheres dazu finden Sie im gleichnamigen Kapitel. Auf den folgenden Seiten schildere ich Ihnen einige Beispiele, wie ich in Coachingfällen in der Auswertung mit Lebensthemen gearbeitet habe.
Auswertung universeller Lebensthemen der Berufsbiografie
Dass ein weiteres Lebensthema für sie hinzugekommen war, erkannte Christina, als sie vor ihrem biografischen KAIROS-Chart stand. Mit Anfang vierzig hatte sie die aussichtsreiche Bewerbung um den nächsthöheren Posten der Geschäftsführung zugunsten einer jüngeren Bewerberin verloren. »Ich bin eben kein ›Talent‹ mehr«, brachte sie es nicht ohne Bitterkeit auf den Punkt. Bis dahin war Christina oft die Jüngste oder eine Überfliegerin gewesen, egal auf welcher Position. Erstmals in ihrer beruflichen Laufbahn war sie jetzt übertroffen worden, noch dazu von einer jüngeren Mitbewerberin. Eine ganz neue Erfahrung für die ambitionierte und erfolgreiche Sozialmanagerin Christina, mit der sie lernen musste umzugehen. Berufliche Lebensthemen sind hier »Erstes Scheitern«, »Jüngere vorlassen« oder »Stagnation der Karriere«. Diese beruflichen Lebensthemen treffen typischerweise Berufstätige mit Anfang vierzig. Manchmal tritt dies auch schon früher ein, zum Beispiel in Branchen wie der Werbung, die extrem durch Jugendlichkeit dominiert werden. Für Christina stand fest, dass sie gehen wollte. Aber nicht im Zorn. »Man sieht sich immer zweimal«, sagte Christina, die
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