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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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er. Schau.«
    Im Farmhaus brannten Lichter, gelbe, in der Abenddämmerung leuchtende Vierecke. Wir hielten vor dem Haus an, und ich wäre beinahe sofort herausgesprungen, als ich den Motor von McKays Allrad hinter dem Haus aufheulen hörte. Ich zog meine Waffe, aber ehe wir das Haus umrundet hatten, befand sich McKay schon auf halber Strecke über das offene Feld, das in die dicht bewaldeten Hügel dahinter führte.
    »Polizei! Stehenbleiben!«
    Ich schoss einige Male in die Luft, aber McKay reagierte nicht. Sekunden später war er in dem Dickicht am äußersten Rand seines Besitzes verschwunden.
    Black sagte: »Los, so ein Humvee kommt überall hin.«
    Wir nahmen die Verfolgung auf, rasant dahinschlitternd, aber Blick grinste nur umso mehr, je weiter er den Motor hochjagte. »Ich wollte schon längst wissen, wie sich dieses Baby im Gelände verhält. Halt dich fest.«
    Manchmal waren Blacks teure Spielzeuge wirklich praktisch. Wie eben jetzt. Finsternis legte sich über das Land wie eine große schwarze Decke, was die Verfolgung erschwerte, aber der Schnee reflektierte das Licht der Frontscheinwerfer, als wir über den Hinterhof preschten. Mein Adrenalinhaushalt geriet ins Kochen.
    »Gib Gas, Black, bleib dran!«
    Wie auch immer, der Allrad hinterließ in jedem Fall eine gut sichtbare Spur, der wir folgen könnten. Wir erreichten den Waldrand, und Black dachte nicht mal daran, zu bremsen. Der Panzer donnerte durch die schlanken Zedern und machte alles platt, was ihm im Weg war. Unmengen Schnee schleuderten durch die Luft, und immergrüne Zweige und Äste knallten gegen die Windschutzscheibe. Ich hielt mich am Armaturenbrett fest und versuchte, nicht daran zu denken, wie sich diese Amokfahrt auf meine Amok laufenden Kopfschmerzen auswirkte.
    Die einsame Wagenspur war im Auf und Ab der Frontscheinwerferkegel des Humvees gut zu sehen. Wir hatten an die dreißig Meter im Dickicht des Waldes zurückgelegt, ehe die Zedern alten Eichen mit sechzig Zentimeter Stammdurchmesser Platz machten, die sich nicht so leicht ummähen ließen. Black bremste ab und brachte den Humvee zum Stehen. Die Scheibenwischer bewegten sich rubbelnd hin und her. »Weiter geht’s nicht. Die Bäume stehen zu dicht zusammen. Entweder wir verfolgen ihn zu Fuß weiter, oder wir starten einen Fahndungsaufruf.«
    »Er steuert den nächsten Highway an, garantiert, und an einem Abend wie diesem ist die Staatspatrouille schon gut unterwegs.«
    Ich wollte nicht aufgeben, aber ganz dumm war ich auch nicht. Keiner von uns beiden war auf eine nächtliche Verfolgungsjagd durch die Wälder vorbereitet, noch dazu als sich gerade ein Blizzard zusammenbraute. Zunächst war McKay die Flucht gelungen. Ich starrte ins dunkle Unterholz, spitzte aber sofort die Ohren, als der »Mexikanische Huttanz« aus meiner Handtasche ertönte.
    Black und ich schauten uns an, und ich ließ es klingeln. Tatsächlich hatte ich Angst den Anruf anzunehmen, Angst davor, es wären Neuigkeiten von Bud. Schlechte Neuigkeiten.
    Black holte das Telefon schließlich heraus. »Nick Black.« Er hörte einige Sekunden lang zu und sagte dann: »Okay, ich werd’s ihr sagen.«
    Mein Atem stockte, und ich rührte mich nicht. Mir war so mulmig zumute. Schließlich lächelte Black, und ich sank erleichtert in mich zusammen. »Die Wirkung setzt jetzt ein. Sie sagen, er wird’s schaffen.«
    Meine Augen gingen fast über, aber ich riss mich zusammen, nein, vor Black würde ich nicht weinen wie ein kleines Kind. Nicht angesichts dieser guten Nachricht. Ich nickte. »Ich wusste, er würde es schaffen, wusste es von Anfang an.«
    Black drückte meine Hand. Ich atmete noch einige Male erleichtert durch. Ich mochte es nicht, wenn mich andere schwach und von Gefühlen überwältigt sahen, was selten genug vorkam, aber wenn, dann meist, wenn Black versuchte, mich zu analysieren.
    »Okay, Gott sei Dank. Aber jetzt wird dieser Bastard gejagt, und zwar mit allen im Staat verfügbaren Polizisten. Ich will ihn noch heute Abend hinter Schloss und Riegel haben, allein mit mir in einem Vernehmungsraum.«
    Black lachte. »Oje, da wäre ich nicht gern an seiner Stelle. Einmal reicht.«
    Ein Anstandslächeln, mehr gab’s dafür nicht, denn mir war nicht nach Scherzen zumute. Ich lechzte mehr nach einem Blutbad. Ich starrte durch den Flockenwirbel nach draußen, an den trüb verwirbelten Schneisen entlang, die unsere Scheinwerfer in den verschneiten Wald laserten. Die Spur des Allrads war deutlich sichtbar, und ich

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