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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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trug seine Arbeitsklamotten, in seinem Fall ein marineblauer Maßanzug, dazu ein blütenweißes Hemd mit weinrot-grau gestreifter Seidenkrawatte. Der dicke schwarze Wintermantel war aus Kaschmir und mit Seide gefüttert und sehr teuer. Er schüttelte den Kopf und wirkte dabei sehr frustriert. War bei ihm immer so, wenn wir uns stritten. »Okay, ich bring dich hin, werde dich aber keine Minute aus den Augen lassen. Basta.«
    »Schön. Alles in Ordnung. Lass uns gehen.«
    Als ich schließlich Charlie auf dem Handy erreichte und ihm berichtete, dass McKay in Kalifornien polizeilich gesucht wurde, brüllte er, ich solle den Bastard verhaften und sein Haus nach dem Kind durchsuchen. Draußen vor dem Eingang zur Notaufnahme blies uns eine frische Brise neue Schneeflocken ins Gesicht, jedoch spürte ich die Kälte kaum, als ich in Blacks Humvee stieg.
    Der Himmel an diesem Spätnachmittag war stahlgrau und von schwer dahinziehenden Wolken verdüstert, dunkle Ahnungen heraufbeschwörend, zumindest von einer weiteren Nacht mit arktischen Temperaturen. Blacks Humvee erregte wie üblich großes Aufsehen und zog jedermanns Blicke einschließlich Hund auf sich. Einen Bankraub mit diesem Ding sollte man tunlichst unterlassen. Und auch eine Beschattung würde ich mit dem Vehikel eher nicht durchführen, aber wir wollten ja, dass McKay uns sah.
    »Ist Booker sich denn sicher, dass McKay niemals in seiner Vergangenheit straffällig geworden ist?«
    »Sein familiärer Hintergrund entspricht so ziemlich dem, was Charlie schon gesagt. Joe McKay hat keine lebenden Angehörigen mehr und war auch nie verheiratet. Der klassische Einzelgänger, auch während seiner Militärzeit. Deshalb überließ man ihm die gefährlichen Missionen mit geringen Chancen auf Rückkehr. Seinen Akten zufolge zeigte er nie auch nur eine Spur von Angst, und es war ihm anscheinend egal, ob er tot oder lebendig daraus hervorkam.«
    »Hängt vielleicht damit zusammen, dass er Dinge sieht, die andere nicht sehen, und er genau weiß, wann und wo er sterben wird. Das würde den Druck herausnehmen. Fand Booker irgendwelche Hinweise auf hellseherische Fähigkeiten?«
    »Nein, kein Wort. Offenbar hielt er sich darüber bedeckt, vorausgesetzt, er hat sie wirklich, was ich bezweifle.«
    »Genau, ganz deiner Meinung. Schon seltsam, dass er so schweigsam war, bis er hier auftauchte. Dann auf einmal ist er Uri Geller höchstpersönlich, alle sollen’s wissen.« Ich strich mir über den Verband und schloss die Augen vor dem gleißenden Schnee. In der Klinik hätte ich gleich eine Handvoll Schmerztabletten nehmen sollen. Ich langte in meine Tasche und fand die eine Tablette, die sie mir gegeben hatten, die ich aber nicht genommen hatte, und nahm sie auf der Stelle ohne einen Schluck Wasser.
    »Was war das denn?«
    Manchmal nervte es ziemlich, mit einem Arzt befreundet zu sein. »Eine Schmerztablette für meinen Kopf, falls es dich interessiert.«
    »Da, setz auf. Das hilft.« Er gab mir seine Sonnenbrille. Zufällig wusste ich, dass sie von den Skigebieten bei Turin in Italien stammte. Ich setzte sie auf und presto, das Gleißen war verschwunden. Wow.
    »Was für ’ne Tablette war’s denn?«
    »Keine Ahnung. Ist doch egal, oder?« Ich wechselte das Thema. »Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass dieser Joe in den Mord an Classon verwickelt ist, Black. Und nicht nur das. Sollte er sie alle nicht selbst auf dem Gewissen haben, dann weiß er garantiert, wer es war. Und vielleicht ist es ja auch nur das, vielleicht deckt er jemanden, jemanden ihm Nahestehenden.« Black richtete die Defrosterdüse neu aus, als Eisregen gegen die Windschutzscheibe prasselte. »Und wen zum Beispiel? Familie hat er keine mehr.«
    »Das werde ich herausfinden, wenn ich ihn vorübergehend festnehme.« Und ich lechzte geradezu danach, Hand an ihn zu legen.
    Der Eisregen verdüsterte die Sicht und erschwerte das Vorwärtskommen, als wäre nicht alles schon schlimm genug. Endlich erreichten wir die Stelle, an der mein Explorer stand. Wir hielten kurz an, und ich fragte Shag, ob sie schon was gefunden hatten, was nicht der Fall war. Ein paar Fingerabdrücke, mehr nicht. Wir fuhren weiter, und innerlich verfluchte ich den Schnee, äußerlich auch. Es reichte. Wir lebten hier schließlich nicht am Nordpol.
    Als wir McKays Zufahrt erreichten und auf das Farmhaus zusteuerten, verwandelte sich der prasselnde Eisregen allmählich wieder in sanften, leisen Schneefall.
    »Hoffentlich ist er noch da.«
    »Ist

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