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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Doktor aufgab. Er sah uns an. »Es hat keinen Sinn. Er ist tot.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Stillschweigen; dann begann eine junge Schwester zu schluchzen. Als sie aus dem Zimmer rannte, sagte Bud: »Verdammter Mist aber auch!«
    Ich sah zu Buckeye hinunter, der noch immer vor dem Schlafsack kniete, und mir fiel auf, dass meine Hände zitterten. Alle in der Notaufnahme zitterten. In dem Moment wurde mir eines klar. Wer dazu fähig war, egal ob Mann oder Frau, war kein normaler Mörder, sondern ein seelenloses Monster ohne Herz und ohne Gewissen. Und er befand sich irgendwo dort draußen auf freiem Fuß, möglicherweise noch in unserer unmittelbaren Umgebung, mit noch mehr Spinnen und noch mehr Schlafsäcken und weiteren Opfern, die dazu bestimmt waren, einen unvorstellbar grausigen Tod zu sterben.

Der Erzengel Gabriel
    »Okay, Uriel, und nun wird’s geheim. Folge mir, aber pass auf, wo du hintrittst, falls eine meiner Schlangen freigekommen ist.«
    Gabriel führte ihn in den hinteren Bereich der alten Jagdhütte, in einen kleinen Raum mit einem verbeulten und verrosteten Heizungsboiler. Gabriel kickte ein paar alte Flaschen und Unrat beiseite und schob den Boiler ein Stück weiter. Darunter befand sich eine Falltür.
    »Sieh gut zu, Uriel.« Gabriel zog an einem Ring aus Metall, und als sich die Tür öffnete, setzte er sich hin und ließ seine Beine über der Öffnung baumeln. Dann sprang er hinab und war verschwunden. Als Uriel in das dunkle Loch hinunterschaute, sah er Gabriel ungefähr drei Meter weiter unten stehen.
    »Setz dich auf die Kante, Uriel, und ich fang dich auf.«
    Als sie beide in diesem dunklen Tunnel waren, nahm Gabriel eine alte Öllaterne und entzündete den Docht mit einem Streichholz. Dann machte er sich auf den Weg über den schräg abfallenden Lehmboden und leuchtete, indem er die Lampe vor sich her trug. »Unter der Hütte befindet sich eine Höhle. Ich bin eines Tages darauf gestoßen, als ich eine Maus unter dem Boiler fing. Ich glaube, sie diente dazu, die Räume im Sommer zu kühlen, weil ich in allen Räumen Lüftungsschlitze fand, die dort hinunterführten. Weiter vorne gibt sogar eine heiße Quelle, die sie früher sicher auch genutzt haben.«
    Der ziemliche steile Abstieg führte in ein großes, höhlenartiges Gewölbe. Darin roch es seltsam unangenehm wie nach Schwefel von Streichhölzern und nach modrigem Laub. Von oben fiel durch einen schmalen Spalt im Gestein ein schwacher Lichtstrahl herab und sorgte für staubiges Dämmerlicht. Überall standen Aquarien und Käfige herum.
    Gabriel sagte: »Diese alten Fischtanks habe ich vom Flohmarkt in der Stadt. Manche haben einen Sprung und sind undicht, aber den Spinnen und sonstigen Tieren ist das egal.« Er stellte das Glas mit der gefangenen Schlange auf den Boden und ging neben einem großen Glastank in die Hocke. »Hey, Uriel, schau mal. Weißt du, was das ist?«
    Uriel kniete sich daneben und lugte durch die schmutzige Scheibe. Den Boden bedeckten vertrocknete Grassoden und bergeweise Bachkiesel, und zwischen den Scheiben war ein dicker Ast mit etwas Pappe darauf eingeklemmt. Überall hingen Spinnweben, und auf dem Boden fiel Uriel ein großer Klumpen von der Größe eines Tennisballs auf. Er war ganz in das grauweiße Gespinst eingehüllt. Darin hockte eine große schwarz glänzende Spinne. Sie schien fast drei Zentimeter lang.
    »Fass da nie mit der Hand rein, Uriel«, warnte Gabriel. »Merk dir das, okay?« Er wartete, bis Uriel nickte, und sagte dann: »Das hier ist eine Schwarze Witwe, und ihr Gift ist ungefähr fünfzehn Mal tödlicher als das einer Klapperschlange. Damit tötet sie ihre Beute.«
    Uriel starrte auf die grässliche Spinne und ging instinktiv etwas zurück.
    »So ist es gut, geh nicht zu dicht ran. Sie sind unsere Freunde, weil ich sie hier unten züchte, aber du musst wirklich vorsichtig sein. Siehst du die rote Zeichnung auf ihrem Rücken, die aussieht wie ein Stundenglas? Daran erkennst du, ob es sich um eine Witwe handelt. Sie hat viele, viele Babys, aber sie isst sie auf, weshalb ich ganz viele kleine Gläser habe, in die ich sie reintue. Du kannst Spinnen nicht zusammen halten, denn meistens würden die Großen die Kleinen fressen. Ich mag alles, was giftig ist, du nicht? Aber im Ernst, du musst wissen, was du mit ihnen machen kannst, und was nicht. Ich hab ein paar Bücher aus der Bibliothek geklaut, über alle Arten von Insekten und Spinnen.«
    Gabriel war nun in seinem Element. »Ich hab auch

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