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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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an der weißen Holzkirche und starrte in das offene Grab hinunter. Dieses Mal weinten alle, die gekommen waren, vor allem Freddys Familie. Seine Mutter weinte am heftigsten und rief immer wieder: »Nein, nein, nein, das kann nicht sein, er ist nicht tot! Ich geb ihn nicht her! Wie sind diese Hornissen bloß reingekommen? Warum habe ich das Gitter nicht überprüft?«
    Uriel wusste genau, wie sie sich fühlte, und fragte sich, ob er zu ihr gehen und sagen sollte, die Engel hätten Freddy schon frühzeitig abgeholt, damit er nicht so viel leiden musste. Uriel traute sich nicht. Stattdessen nahm er hinten Platz, zwischen seiner Großmutter und Gabriel, und hörte dem Priester zu, der nur Gutes über Freddys Familie berichtete.
    Der Sarg war offen, und Uriel defilierte daran vorbei wie die anderen auch und starrte entsetzt auf den darin liegenden Jungen. Sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit verschwollen. Dann wurde der kleine Sarg verschlossen und hinaus ans Grab getragen. Als sie Freddie in die Erde senkten, flüsterte Gabriel Uriel zu: »Da siehst du mal, wer ins Gras beißt, nicht du, Uriel, sondern er. Und er hat es auch verdient, vergiss das nicht. Von nun an wird jeder, der sich mit uns anlegt, seine Strafe bekommen. Wir werden Gottes Racheengel sein, Uriel und Gabriel, und wir lassen die Schurken büßen. Verstanden, Uriel? Du und ich für alle Zeit?«
    Uriel fühlte sich mächtig und stark, nun, da Gabriel und Gott auf seiner Seite waren. Uriel lächelte und flüsterte Gabriel ins Ohr: »Er hat den Tod sicher verdient. Und wehe, es wagt noch einer, sich mit mir anzulegen …«
    »Guter Junge.« Gabriel wirkte zufrieden. Er tätschelte Uriels Kopf, und beide gingen sie zu den schwer beladenen Tischen unter den Bäumen und bepackten ihre Teller mit Scheiben von Roastbeef, Kartoffelauflauf, grünen Bohnen und Kirschkuchen. Die Frauen der Kirchengemeinde kochten alle sehr gut, und die Jungen aßen, bis sie keinen Bissen mehr hinunterbrachten.

10
    Es stellte sich heraus, dass Classons Computer sowieso beschlagnahmt werden musste, und nach einem ausführlichen Telefonat mit dem Direktor bekamen wir die Erlaubnis, ihn mitzunehmen. Wir vernahmen sämtliche Dozenten, aber wir fanden keinen, der sich auch nur das Geringste aus Simon Classon machte. Es hatte schon fast was Befremdendes, denn immerhin hat ja sogar Osama bin Laden seine Anhänger. Und einen derart schrecklichen Tod hatte Classon nicht verdient, aber offenbar waren Bud und ich die Einzigen mit dieser Meinung.
    Wir aßen zu Mittag in der Cafeteria der Akademie, die eher wie der Essbereich in einem Einkaufszentrum aussah, außer dass es keine Franchise-Läden gab, nur Pizza, Spaghetti oder Cheeseburger. Wir nahmen Pizza mit Pepperoni und schwarzen Oliven und beobachteten die problematischen Genies, wie sie Pommes in Ketchup tunkten und die in jeder Ecke aufgestellten Computerspiele spielten.
    »Meine Güte, Morgan, und diese Kids sollen alle einen IQ wie Bill Gates haben? Ich hätte ein vergrößertes Großhirn erwartet, das sie aussehen lässt wie Außerirdische, oder andere Auffälligkeiten.«
    »Die sind vielleicht gar nicht so begabt. Vielleicht übertreibt der Direktor ja ein bisschen, um Sponsoren wie Black zu gewinnen.«
    Bud sog am Strohhalm seines Drinks. »Verdammt, wir können hier niemandem ein Wort glauben. Weißt du was? Das alles ist vielleicht eine neue Realityshow, und sie machen sich alle einen Jux mit uns. Wo sind denn die versteckten Kameras?«
    »Ich habe noch nie von einer Schule gehört, an der alle gestört sind. Dr. Phil, unser Fernsehpsychiater, hätte seine wahre Freude an diesen Leuten.«
    »Einen Moment mal, Black kennt doch Dr. Phil, nicht wahr? Vielleicht sollten wir Black bitten, ihn anzurufen und ihn einzuschalten.«
    »Vielleicht ging Dr. Phil ja auch hier zur Schule.«
    Wir kippten unsere Tabletts in den Mülleimer und traten in die klare und eiskalte Schneeluft hinaus. Christie hatten wir bereits darüber informiert, dass wir unsere Vernehmungen morgen fortsetzen würden.
    Dann fuhren wir eilends in die Gerichtsmedizin, um an der Obduktion unseres so unbeliebten und bis dahin unbetrauerten Mordopfers teilzunehmen. Ich war nicht sehr angetan von dem, was uns in der nächsten Stunde erwartete, noch dazu, als ich unseren Boss, Charlie Ramsay, dort vorfand, rot angelaufen und außer sich vor Zorn.
    »Wird auch langsam Zeit. Ich warte hier schon seit zehn verdammten Minuten.«
    Wow, geschlagene zehn Minuten. Was musste er

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