Das kalte Gift der Rache
hinter seinem Rücken, aber wenn er Auge in Auge vor ihm stand, verließ ihn der Mumm, und er nahm Reißaus.«
»Ist Mr Rowland denn heute auf dem Campus? Ich will ihn unbedingt auch sprechen.«
»Eher nicht. Er hat sein Auto gestern Abend auf dem Nachhauseweg in den Graben gefahren und musste im Büro übernachten. Von daher nehme ich an, dass er heute Morgen nach Hause gefahren ist, nachdem sie seinen Mustang herausgezogen haben.«
Plötzlich brannte ich regelrecht darauf, das Alibi von diesem Professor Teufelsanbeter zu überprüfen. »Meinen Sie, er wird morgen hier sein?«
»Müsste er eigentlich. Der Direktor hat angekündigt, dass der Unterrichtsbetrieb ab morgen wieder aufgenommen wird.«
»Verstehe. Gibt es sonst noch jemanden, der Mr Classon verbal bedroht hat?«
Maxine nickte. »Das haben fast alle getan, aber immer hinter seinem Rücken und nur so als Witz, verstehen Sie. Man dachte sich Szenarios aus, was man mit ihm machen würde, wenn man die Gelegenheit dazu hätte.«
Ich sah mir dieses Plappermäulchen länger an. Sie beschrieb ihren Boss als eine Art Hitler, verdammt noch mal. So schlimm konnte Classon doch gar nicht gewesen sein?
»Wer wäre Ihrer Meinung nach in der Lage dazu, ihn umzubringen?«
Sie lachte doch tatsächlich. »Wiederum jeder könnte infrage kommen, wirklich jeder. Vor allem, nachdem er Wilma vertrieben hatte.«
»Wer ist bitte schön Wilma?«
»Wilma Harte, arbeitete halbtags als Hausmeisterin hier und besuchte auch etliche Kurse. Ich erinnere mich sogar, dass sie auch in seinem Kurs und im Heidentum-Kurs war. Simon begann, auf ihr herumzuhacken und sie vor allen anderen Studenten bloßzustellen.« Maxine schüttelte den Kopf und spielte mir ein weiteres Schlittenlied vor. »Die Arme. Wilma war leicht exzentrisch, wissen Sie, stand auf Slasher-Filme wie Halloween und Hellraiser mit vielen Leichen und Blut. Sie hatte schwarze Fingernägel und trug überwiegend Schwarz. Gothic-Szene, würden Sie wohl sagen, aber sie war trotzdem nett. Sie hatte so lange rote Haare, immer zu Zöpfen geflochten. Manchmal wirkte sie ein bisschen schlicht, aber harmlos. Ich weiß, sie hatte immer Notenprobleme, hat aber meines Wissens niemandem was getan. Sie war garantiert nicht böse wie Simon.«
Damit wären wir von gemein über grausam bei einem schlichten böse angekommen. Vielleicht sollte ich Maxines Äußerungen mit Vorsicht genießen. Niemand konnte so schlimm gewesen sein, außer vielleicht Adolf Hitler oder die Ausgeburt Satans.
»Sie sprechen von Wilma in der Vergangenheitsform. Ist sie tot?«
»Das weiß man nicht. Sie ist einfach eines Abends Hals über Kopf verschwunden. Manche glauben, dass sie depressiv war und vielleicht Selbstmord begangen hat, aber Genaueres weiß keiner.«
»Wann ist das alles passiert?«
»Dürfte mittlerweile eine Woche oder so her sein. Simon hatte sie wirklich auf dem Kieker. An allem, was sie tat, ob es gut oder schlecht war, hatte er was auszusetzen, bis es der Kleinen, vermute ich mal, einfach zu viel war. Sie war kein sehr starker Mensch, psychisch meine ich. Sie können sich bei Christie Foxworthy nach ihr erkundigen. Die beiden waren vorübergehend befreundet, denn ich hab sie ein paar Mal zusammen beim Mittagessen gesehen. Sie waren auch zusammen in Stuart Rowlands Kurs. Aber dann haben sie sich angeblich verkracht und konnten sich nicht mehr ausstehen. Ich meine also, Sie können nicht alles für bare Münze nehmen.« Sie zuckte mit den Schultern.
»War sonst jemand hier mit ihr befreundet?«
»Sie arbeitete mit einem anderen Hausmeister namens Willie Vines zusammen. Und Stuart schien dick befreundet mit ihr zu sein, nachdem sie seinen Kurs belegt hatte.«
Ich merkte mir vor, Wilma Hartes Freunde nach ihrem Verschwinden zu befragen. Seltsamer Zufall, dass sie unmittelbar vor Simons Ermordung verschwand, der Ermordung des Mannes immerhin, der sie so schikaniert hatte. Es gab auch in unserem County keine Vermissten- oder Selbstmordmeldung in ihrem Fall, denn das hätte ich mitbekommen. Vielleicht könnten wir sie ja aufspüren. Allem Anschein nach könnte sie mehr als ein paar interessante Dinge über Simon Classon berichten.
»Sie sagten, diese Wilma Harte arbeitete als Hausmeisterin hier, richtig?«
»Ja.« Maxine schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie wusste, was Simon von ihr hielt. Sie gab ihm eine Weihnachtskarte, ehe sie wegging, und er zerriss sie vor ihren Augen in kleine Stücke.«
»Warum? Hatten sie eine
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