Das kalte Gift der Rache
Dollar.«
Bud setzte sich und verteilte die Sachen. Willie wickelte einen Cheeseburger aus und sah sich dabei nach den anderen Kids um, staunend, dass er wie alle anderen auch in der Cafeteria aß.
»Weißt du was, Bud? Willie sagt, er dürfe hier nicht sitzen. Der Direktor erlaubt es nicht.«
»So ’ne Pfeife, Willie. Kann mir denken, du würdest ihm gern mal sagen, was er dich kann, hm?«
Willie mampfte seinen Burger und spülte mit einem Schluck Pepsi nach. »Aber wie! Er ist …« Er sah sich um und biss sich dabei reuevoll auf die Zähne. »Ich darf solche Sachen nicht sagen. Man fliegt hier raus wie nix.«
Bud sagte: »Du wirst nicht gefeuert, nur weil du mit uns sprichst. Erzähl mehr von Dr. Johnstone. Er macht dir das Leben sehr schwer?«
»Und wie. Der Typ ist total krass. Im Krankenhaus, wo ich früher gearbeitet habe, hat man mich besser behandelt. Aber hier krieg ich mehr Geld.«
»Wie meinst du das, ›krass‹?«
»Na ja, er springt gern mit Leuten um. So wie letzten Sommer, da kommt er auf mich zu und sagt: ›Du vernachlässigst deinen Job, junger Mann. Heute Morgen hab ich Unkraut auf dem Campus gesehen, fast einen halben Meter hoch, und ich will, dass das wegkommt.‹ Sag ich: ›In Ordnung, Sir, wo ist das? Dann bin ich sofort dabei.‹ Darauf er: ›Dein Problem. Sieh zu, wo das Zeug ist, und kümmer’ dich noch heute drum, oder du bist gefeuert.‹«
Ich trank von meiner Pepsi. »Dem Typen muss mal jemand sagen, dass er nicht der Allmächtige ist, nur ein Irrer in Sandalen.«
Bud war ganz meiner Meinung: »Stimmt. Irgendjemand muss dem mal ’ne Lektion erteilen.«
Willie grinste und wirkte gleich weniger misstrauisch. Er mochte uns. Ich fragte mich, ob er Freunde hatte. Mir kam er wie ein richtiger Einzelgänger vor. »Du wohnst hier auf dem Campus, Willie?«
»Ich hab eine kleine Bude, wo ich übernachten kann, wenn ich will, da hinten einfach den Flur entlang.« Er zeigte an der Küche vorbei. »Ich hab auch ein kleines Haus für mich, gar nicht weit die Straße entlang. Hab ich geerbt.«
Mir fiel ein, dass Maxine Knight Willies Namen erwähnt hatte. »Mr Classons Sekretärin meinte, dass Classon noch eine andere Hausmeisterin schikaniert hatte. Weißt du was darüber?«
Zum ersten Mal reagierte Willie ungehalten. Er richtete sich zornig auf. »Ja, sie ist meine Freundin. Ihr Name ist Wilma Harte. Und außerdem ist sie wirklich nett, sehr nett.«
»Wie meinst du das?«
»Na sie hat Dinge erledigt für Leute, wofür sie niemand bezahlt hat. Sie ist von hier weggegangen und hat niemandem gesagt warum, aber alle glauben, es ist wegen Mr Classon. Wenn ich in den Heizungskeller kam, wo wir unsere Tische zum Lernen haben, hat sie oft sehr geweint.«
»Was hat er denn mit ihr gemacht?«
»Er hat sie als dumme Göre beschimpft oder ihre Arbeitsschuhe billig und hässlich genannt, solche Sachen. Sie stand auf Horrorfilme, und er sagte, sie wäre der Horror und könnte selbst mitspielen.«
Tränen stiegen ihm in die Augen.
»Es tut mir so leid, Willie. Sie fehlt dir sehr, nicht wahr?«
»Ja, sie war eine gute Freundin, aber trotzdem ist sie einfach gegangen, ohne ein einziges Wort. Sie war wirklich echt fertig, richtig depressiv, wie man sagt, besonders, wenn Mr Classon auf ihr rumhackte. Ich sag das ja ungern, wirklich, aber vielleicht hat Mr Classon genau das bekommen, was er verdient hat. Vielleicht ist es gut, dass er tot ist und niemandem mehr wehtun kann.«
Ich sah ihm zu, wie er sich den Mund mit Pommes vollstopfte, und dachte mir, ja genau das, das war die allgemeine Überzeugung.
»Ach, Willie, eins noch. Wir haben gehört, du dealst hier mit Drogen. Stimmt das?«
Bud und ich sahen, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. Er stotterte: »N … n … nein, nein, Ma’am. Ich nicht, sicher nicht. Mr Classon war es, der den Kids hier Drogen beschaffte. Ich schwöre bei Gott, er war es. Wer hat das von mir behauptet? Sicher dieser Mr Rowland. Ich weiß, dass er das schon öfter gesagt hat. Aber er lügt.«
»Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn wir uns in deinem Büro kurz umsehen, oder?«
Natürlich hätten wir dafür einen Durchsuchungsbefehl gebraucht, aber das wusste Willie nicht. Außerdem war er, was das betraf, unschuldig, denn sonst hätte er anders reagiert.
»Überhaupt nicht. Sie können sofort rein. Es ist gleich am Ende des Flurs da hinten. Sie können sich alles ansehen.«
Wir standen auf und folgten ihm, aber für mich war er viel zu offen und zeigte
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