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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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das Gesicht von Vivien Leigh durch eigene Aufnahmen ersetzt. Stattdessen hingen diverse Abschlusszeugnisse herum, die meisten von namenlosen Junior Colleges irgendwo in der Pampa. Die Schmuckausgabe mit Schnörkeln.
    Eine halbe Stunde später bekam Bud einen Anruf von Charlie. Es wurde eine Hofsondervorstellung verlangt, nicht mehr und nicht weniger, und dieses Mal war Bud an der Reihe, sich mit Se-her-Joe zu treffen und ihm den Mordschauplatz zu zeigen. Ich riet ihm, sich von ihm bloß nicht anfassen zu lassen; da bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen, antwortete er. Er fuhr los, und ich setzte mich an Mrs Harpers Computer und gab Joe McKay ein. Er hatte gesagt, er sei hier irgendwann mal selbst Schüler gewesen, und ich musste das überprüfen. Ich minimierte das Fenster, als Ms Beulah hereinstakste und nett und ganz normal ohne Singsang fragte: »Hallo, Detective, kann ich vielleicht helfen?« Ich lehnte höflich ab, worauf sie scheinbar erleichtert zu ihrem roten Mantel mit Pailletenkränzchen auf dem Revers griff, ihren grünen Schal stilvoll um den Hals drapierte und von dannen schlich wie ein verdammter begossener Pudel. Ich hab diese Wirkung ab und an – egal, ob dumme Ziege aus dem Süden oder sonst wer.
    Dann setzte der Feierabendexodus voll ein, und die Angestellten verschwanden eilends wie Aschenputtel Schlag Mitternacht, nur früher. Genau wie ich mir das vorstellte. Jesus steckte den Kopf zur Tür herein und sagte mir, ich solle mich wie zu Hause fühlen. Er musste zu einer Essenseinladung um 19.30 Uhr zu Hause sein. Eingeladen wurde ich nicht. Bud auch nicht. Zum Glück erteilte er mir aber auch keine Rüge, weil ich auf Asholt mit meinen genagelten Schuhen herumgetrampelt war. Eine angenehme Überraschung.
    Im Haus wurde es dunkel und still, und auch draußen war die Nacht nun hereingebrochen. Ich würde nach Herzenslust herumschnüffeln können. Joseph McKays Name erschien auf dem Bildschirm. Ich las seine persönlichen Daten und stellte fest, dass seine Zeit an der Akademie fast fünfzehn Jahre zurücklag. So ziemlich alle relevanten Angaben waren vorhanden: Körpergröße: 1,85 m, Gewicht: 84 kg, Haarfarbe: blond, Augen: blau etc. Kreuzchen für Psychocrack oder Telepathie gab es keine. Dann landete ich einen Volltreffer. Die Rubrik »Sonstiges«. Aber hallo!.
    Ich klickte eilends drauf, und da stand es auch schon, mit allen hässlichen Details. McKay war der Schule verwiesen worden, rausgeflogen, und warum? Weil er Simon Classon eine lebende Strumpfbandnatter aufs Pult gelegt hatte. Schon mal was von persönlicher Vendetta gehört? Ich las weiter, sabberte beinahe auf die Tastatur, und stellte fest, dass er so einiges auf dem Kerbholz hatte. Er hatte vier Verweise bekommen, davon drei von Classon, der einen ausführlichen, überaus gemeinen Kommentar über McKays geschmacklosen Streich hinterließ und darin auch erklärte, wie sehr er darunter gelitten und sich gefürchtet hatte. Wahrscheinlich hatten seine Schutzengel gerade frei. Ich las weiter. Der Psychojunge war ein einziges Ärgernis, eckte überall an, machte Probleme noch und noch und trieb Classon und Jesus fast in den Wahnsinn. Mir wurde er immer sympathischer.
    Dann drang ich etwas tiefer in seine Vergangenheit vor, biss aber auf Granit, als ich herausfinden wollte, wer McKay empfohlen und ihm die Schule finanziert hatte. Neben dem grün blinkenden Cursor hieß es »vertraulich«. Aha. Höchst verdächtig und eine Sache, der man nachgehen musste. Ich druckte mir alle Angaben Joe McKay betreffend aus. Vielleicht würde Charlie ja gern einen Blick auf die jugendlichen Eskapaden seines Schützlings werfen. Und vielleicht jagte er ihn ja dann zum Teufel und tat damit auch noch was Gutes gegen meine grausige Stimmung.
    Ich durchsuchte die Daten weiter nach aufmüpfigen Schülern und druckte die Angaben aus. Dann schaltete ich den Computer aus, zog meinen Parka und die Handschuhe an und düste nach draußen zum Auto. Plötzlich wollte ich unbedingt meinen Boss sprechen. Im Bibliotheksgebäude gegenüber waren alle Fenster von Leselampen hell erleuchtet. Ich steuerte darauf zu, in der Hoffnung, dort noch mehr belastendes Material gegen McKay zu finden; zudem fragte ich mich, ob es dort vielleicht Artikel aus Lokalzeitungen auf Mikrofiche gab, in denen von Todesfällen durch Spinnen oder Schlangen auf Lehrerpulten die Rede war. Drinnen war es warm und gemütlich mit den teuren braunen Ledersofas und Tischen und Stühlen zum Arbeiten. Musste

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