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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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sich wohl um das braune Haus handeln. Die einzige anwesende Person schlief tief und fest, schnarchte und gab dabei seltsame Prustgeräusche von sich. Hatte offenbar eine Allergie gegen braun. Ich steuerte die Bibliotheksaufsicht an.
    Der Mann hinter dem Schalter erhob sich sofort. Er hatte an einem Laptop gearbeitet und ließ ihn aufgeklappt. Typisch Mann.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Er lächelte, ein großer Schwarzer mit schwarz geränderter Brille, dichtem, links gescheiteltem Haar, ruhiger Stimme, guten Manieren, gepflegten Zähnen, höflich. Sicher ein Bibliothekar wie aus dem Bilderbuch.
    »Ich bin Detective Morgan vom Canton County Sheriff’s Departement. Ich würde gern Ihr Mikrofichelesegerät benutzen.«
    »Gern. Kein Problem. Kennen Sie sich aus?«
    »Aber klar doch. Ich bin Detective, falls Sie das noch wissen.«
    Er lachte. »Na dann. Ich bin Morton DeClive, der leitende Bibliothekar hier. Sehr erfreut.«
    »Ganz meinerseits. Und, falls ich das sagen darf, Mr DeClive, Sie sind die einzige normale Person, die mir hier je über den Weg gelaufen ist.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Eine wirklich angenehme Ausstrahlung. Endlich jemand, bei dem es mich nicht gleich packte, die Faust zu ballen und ihm eins auf die Mütze zu geben.
    »Eine üble Geschichte. Ich meine, was mit Simon passiert ist.«
    Ich nickte. »Das stimmt. Kannten Sie ihn gut?«
    »Nein.«
    »Mochten Sie ihn?«
    »O Gott, nein.«
    Wie gesagt, er hatte ein nettes Lächeln und zeigte es jetzt. »Hatten Sie und Classon größere Auseinandersetzungen?«
    »Er rief mich regelmäßig an, um mich zusammenzustauchen, meistens mittwochs.«
    »Mittwochs?«
    »Ja, stellen Sie sich vor!«
    »Er starb an einem Mittwoch.«
    »Stimmt. Sie halten das für bedeutsam?«
    Ich zuckte nur kurz mit den Schultern. Dieser Fall war so abstrus. Mich konnte nichts mehr überraschen. »Wer weiß? Möglich wär’s.«
    »Ihn hat keiner gemocht, zumindest niemand, den ich kenne, aber deswegen hätte ihn keiner umgebracht. Die meisten haben ihn ignoriert und hinter seinem Rücken über ihn gelästert. Ich habe erwachsene Männer gesehen, die ihm die Zunge rausstreckten oder ihm den Stinkefinger zeigten, wenn er vorbeikam.«
    »Wirklich? Ist das nicht ein bisschen kindisch?«
    »Klar. Aber das Gefühl dabei war sicher gut.«
    Wir lachten beide. Ich mochte ihn wirklich. Unglaublich. Zum ersten Mal mochte ich einen Mitarbeiter der Begabtenakademie Höhlensystem. Daraufhin führte er mich in den hinteren Bereich des Lesesaals und zeigte mir das Mikrofichegerät. Dann sagte er mir, er hätte eine Auflistung aller in den Lokalblättern erschienen Artikel über die Akademie. Ich fragte Morton, ob er sie mir ausdrucken würde, damit ich sie in meiner Freizeit durchlesen könnte, die ich natürlich nicht hatte. Ebenso wenig hatte ich natürlich weder Zeit noch Lust, bis zehn Uhr in der Bibliothek zu sitzen, auch nicht in der Gesellschaft von Morton DeClive.
    Ich überflog ein paar Broschüren über die Akademie und ihre fragwürdigen Vorzüge, während er einen ganzen Stapel von Zeitungsartikeln ausdruckte. Dann bot er mir an, mir eine Sammlung eigener Veröffentlichungen der Akademie zur Verfügung zu stellen, die er in seinem Schreibtisch für persönliche Zwecke verwahrte. Ich nahm das gern an, und bat ihn, noch andere ermittlungsrelevante Unterlagen dazuzupacken. Ich sagte ja, dass wir uns gut verstanden. Andererseits handelte ich mir dadurch einen höchst unangenehmen Berg häuslicher Zusatzarbeit ein, aber was sollte ich sonst auch machen? Black war verreist, und meine Weihnachtseinkäufe hatte ich schon erledigt.
    Es stellte sich heraus, dass ich mir über die Gestaltung meiner Freizeit keine Sorgen machen musste. Mein Handy meldete sich just, als ich meinen Explorer erreichte. Ich holte es aus der Tasche, während ich einstieg.
    »Ja. Morgan.«
    Bud informierte mich: »Joe hatte eine Vision, sah angeblich das zweite Mordopfer. Charlie sagt, wir sollen dem nachgehen.«
    »Vergiss es.«
    »Doch. Du wirst sobald wie möglich dort erwartet.«
    »Wer, sagtest du noch mal, war es?«
    »Unser Satanist Stuart Rowland.«
    »Gut. Wir haben ihn doch heute Morgen noch gesehen. Wo wohnt er?«
    »Lake Road 565. Kennst du das?«
    »Kenn ich.«
    »Die Abzweigung ist gleich nach dem Wal Mart. Wir treffen uns dort.«
    Mein Adrenalinpegel schoss in ungeahnte Höhen, während ich aus der Parklücke ausscherte und schlingernd in die Hauptstraße einbog. Lake Road 565 war ungefähr fünfzehn

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