Das kalte Gift der Rache
Minuten entfernt, in einer entlegenen, mit Einfamilienhausparzellen zugepflasterten Gegend. Ich brauchte zehn Minuten bis zum Wal Mart, flott, flott. Vor mir sah ich Buds Bronco abbiegen und auf Rowlands Haus zufahren. Ich gab Gas, holte ihn ein und sprang schon vor der Zufahrt zum Haus aus dem Wagen, noch bevor der Motor stillstand.
Rowlands Haus war eine Ranch im Stil der 50er-Jahre, ein brauner Ziegelbau mit Panoramafenster neben der rostroten Eingangstür, sehr hübsch und gepflegt. Die Vorhänge hinter dem Fenster waren geschlossen, und es brannte kein Licht bis auf eine Kutscherlaterne am Haus. Die Garagentür war offen, drinnen stand der blaue Mustang, den wir zuletzt im Straßengraben vor Classons Leiche gesehen hatten.
»Bleiben Sie hier, McKay. Wir sondieren die Lage.«
»Okay, aber er ist bereits tot. In einer Art Truhe oder Kommode oder was auch immer. Der Mörder ist weg.«
Bud sagte: »Sicher?«
Ich sagte: »Gehen wir. Bud, nimm du die Rückseite. Ich gehe durch die Garage. McKay, rufen Sie, wenn jemand aus der Haustür kommt.«
Ich öffnete meinen Parka und griff nach meiner Glock, während Bud um das Haus herum in die Dunkelheit eintauchte. Dann bewegte ich mich auf den Mustang zu und legte die Hand auf die Motorhaube. Sie war kalt. Ich knipste meine Taschenlampe an und tastete mich vorsichtig um das Auto herum. Es gab keine Auffälligkeiten, keine Spinnen, keine Schlangen, keine perversen Serienmörder.
Ich stellte mich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür und legte die Hand um den Knauf. Er ließ sich leicht drehen. Ich drückte die Tür auf und tastete nach einem Schalter. Ich fand ihn, machte Licht und sah mich blitzschnell um. Niemand war in der Küche, und so ging ich hinein, die Waffe im Anschlag. Stille. Weiße Schränke, rote Bodenfliesen, glänzende Edelstahlgeräte. Alles in scheinbarer Ordnung, keine Hinweise auf einen Kampf. Aus dem Augenwinkel heraus nahm ich eine Bewegung wahr und riss die Waffe herum. Es war Bud. Er stand vor dem Fenster und bedeutete mir, ihn hereinzulassen. Rückwärts bewegte ich mich darauf zu und schob das Fenster mit der Taschenlampe am Griff hoch.
»Schon was entdeckt?«
»Noch nicht.«
Bud übernahm eine Seite der Küche, ich die andere. Eine Schwingtür führte irgendwohin, und ich bedeutete Bud, vorzugehen. Er schritt in gebückter Haltung durch, ich gab ihm Rückendeckung und drückte auf einen Lichtschalter. Eine Lampe in der Ecke ging an und erleuchtete das Wohnzimmer und den bereits geschmückten Weihnachtsbaum. Die elektrischen Kerzen waren nicht eingesteckt, und einige Weihnachtskugeln lagen zerbrochen auf dem Boden. Sonst schien alles an seinem Platz. Dann überprüften wir die drei Schlafzimmer und die zwei Bäder. Ich steckte meine Waffe ein und sah mich um. Dann fiel er mir ins Auge, ein antiker roter Überseekoffer, den Rowland als Kaffeetisch verwendete. Ein Anhänger für Weihnachtsgeschenke lag darauf.
»Das ist es, Bud.«
»Was steht auf dem Anhänger?«
Ich sah den Anhänger an, dann ihn. »Erst Weihnachten öffnen.«
»Du meine Güte. Etwas bewegt sich da drinnen. Hör doch.«
Ein leises, schabendes Geräusch drang nach außen.
»Hörst du’s?«
»Ja. Da ist tatsächlich was drinnen. Gib mir Deckung, Bud, ich mach auf.«
Plötzlich hatte ich Simon Classons Leiche vor Augen, und in dem Moment wusste ich, Stuart Rowland war da drin, genau wie es McKay vorhergesehen hatte. Ich machte mich auf einen unangenehmen Anblick gefasst. Bud richtete seine Waffe nach unten auf den Koffer, während ich vorsichtig das Schloss aufmachte und den Deckel hochklappte. Ich leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
»O mein Gott, was sind das für schwarze Tiere?«
Buds Gesicht drückte Entsetzen aus.
»Skorpione«, sagt er leise. »Du meine Güte, und so viele.«
Und Stuart Rowland befand sich mit drinnen. Er trug einen blauen Trainingsanzug. Seine Handgelenke waren gefesselt, sein Gesicht von einer roten indonesischen Teufelsmaske bedeckt, wie sie der Direktor an der Wand hinter seinem Schreibtisch hängen hatte. Dutzende von Skorpionen wimmelten mit aggressiv aufgerichtetem Schwanz überall auf seinem Körper. Es war ein grausiger Anblick.
Ich begann unwillkürlich zu zittern und fuhr beinahe aus der Haut, als jemand gegen die Haustür pochte. Bud und ich schnellten beide herum und richteten die Waffe in Richtung Tür. Eine männliche Stimme gellte: »Öffnen! Polizei!«
Bud steckte die Waffe weg und öffnete die Tür, woraufhin
Weitere Kostenlose Bücher