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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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hat.
    Dann sei willkommen an meinem Herd, Ringil Eskiath. Hjel zeigt zum Feuer, und mit dieser Bewegung hat er einen Teil seiner eleganten Haltung von eben zurückgewonnen. Ich betrachte uns beide als verbunden durch das Band der Gastfreundschaft.
    Dann zeigt er mit dem Daumen über seine Schulter, kunstvoll achtlos, als wäre ihm gerade noch etwas eingefallen.
    Aber deine Freunde da hinten bleiben draußen im Dunkeln.
     
    Ringil schaut sich nicht um. Wenn Hjel, der Lumpenprinz und Magier, dieses Spiel spielen kann, so kann er es auch.
    Aber da läuft es ihm erneut kalt den Rücken hinunter, und er weiß ohne jeden Zweifel, was er sehen würde, falls er sich umdrehte. Er weiß es, weil er es zuvor schon gesehen hat, wie es von den fiebrigen Rändern des Bewusstseins zurückgewichen ist, als er auf den gepflasterten Straßen von Hinerion lag und das Kreischen der sterbenden Männer Venjs hörte.
    Eine hagere Gestalt, ein vernarbtes Gesicht, eine Schwertklinge, geschwungen wie eine Sense.
    Ein kleiner Junge, der den Mund geöffnet hat, durch blutbefleckte Zähne knurrt und aus dessen Brustbein ein Armbrustbolzen sprießt wie ein eisernes Anhängsel.
    Sie stehen hinter ihm in der Kälte — er spürt sie jetzt dort – wie neue Götter. Wie ein frisches Pantheon, und sie warten darauf, geboren zu werden.
     
    Es war warm am Feuer.

22
    Die Sklavenquartiere waren bewacht.
    Harath sank mit einem Fluch durch die zusammengebissenen Zähne in die Deckung zurück. Vier Treppenfluchten unter dem Absatz, auf dem sie kauerten, sah er eine hohe Flügeltür wie diejenige, durch die sie die Galerie betreten hatten. Eine schwere Kette war durch die Griffe gezogen, und drei stämmige Gestalten saßen auf niedrigen Hockern in einem Kreis davor. Ein paar Laternen standen daneben und warfen lange, unruhige Schatten über den Boden. Leises Gemurmel auf Majakisch, gelegentliche Explosionen gutmütiger Flüche – die drei Männer spielten Würfel im Staub. Drei Stablanzen lehnten achtlos an der Seite der Tür, dünne, knochige Schatten, die im Laternenschein schräg über die Wand fielen.
    »Das ist neu«, flüsterte Harath. »Die Mühe haben sie sich sonst nie gegeben.«
    »Was passiert wohl, wenn deine angeheuerten Helfer die Ware beschädigen?«, zischte Egar zurück.
    Harath grinste dämlich, und Egar hätte ihm am liebsten erwürgt. In ihm stieg ein dünner, rastloser Ärger auf. Wegen dieses Ishlinak-Pöbels würde er es letztlich tun müssen. Wieder einmal majakisches Blut an den Händen, und das aus keinem besseren Grund als …

    Als was, Drachentöter? Als bloß aus dir selbst geborener Neugier heraus? Als müßigem Erkunden der Bollwerke des Feindes im Dienste Archeths, die sowieso nicht in der Stadt ist?
    Oder – oh, warte mal – ist es vielleicht dieser Hunger, den du mit Ishgrim nicht stillen kannst, und der Gedanke, dass eine andere gertenschlanke naomische Sklavin vielleicht so dankbar wäre, wenn du …
    Er drängte diese Überlegungen gereizt beiseite. Der rastlose Ärger schlug höhere Wellen in ihm und suchte nach einem Ausweg.
    Verdammter Pöbel.
    In seinen Tagen hätte kein Majak, der für die Bewachung von Sklaven Geld genommen hatte, davon geträumt, die Waren anzurühren oder …
    Das stimmt, Drachentöter. Und Brüder hielten stets zusammen, der Büffel kam, wenn er gerufen wurde, das Gras wuchs höher und grüner und es hat nie geregnet, verdammt.
    Reiß dich zusammen, Alter!
    Er unterdrückte die brütende Stimmung mit einer Grimasse. Zog eines seiner Messer. Kauerte sich hin und horchte auf die Stimmen, die durch die düstere Luft herauftrieben. Das Näseln des ishlinakischen Dialekts.
    Harath schob den gesenkten Kopf näher heran.
    »Ich habe gedacht, du hast gesagt, wir würden uns nicht mit diesen Burschen anlegen.«
    »Ich habe gedacht, du hast gesagt, die Sklavenquartiere sind nicht bewacht, und wir kämen mit ’ner Haarnadel rein.«
    Wiederum dieses halbe einfältige Grinsen. »Ja, aber …«
    Egar löste zwei Finger vom Griff seines Messers, schnappte sich Harath beim Kragen und riss ihn zu sich heran. Augen wie Schlitze, Zähne fest aufeinander gepresst. Die Stimme das Zischen einer Schlange.

    »Du bist bezahlt worden, Majak.«
    Harath riss sich los. Aber er sah beiseite und befeuchtete sich die Lippen.
    »Hör zu – ich gehe davon aus, dass Alnarh da unten ist«, murmelte er.
    »Gut. Das sollte es dir einfacher machen. Willst du ihm seinen Scheiß heimzahlen? Du kannst ihn übernehmen,

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