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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Gesicht.
    »… bestimmt sollten wir nicht …«
    »Glaub mir, Pashla Menkarak, er kann dir nichts tun. Wir haben seine Waffen ebenso unter Kontrolle wie seine Zauberkünste. Wenn Engel über dich wachen, musst du dich vor keiner Bedrohung fürchten.«
    Ein merkwürdiger, abgehackter Tonfall in jener letzten Stimme  – ein richtiges Zerfleischen der tethannischen Silben. Und Archeth behauptet, mein Akzent sei schlimm, dachte er benommen und versuchte, den Kopf zu heben.
    Jemand tat es für ihn. Eine Hand in einem glatten Handschuh. Er blinzelte und riss das Kinn aus dem Griff los. Versuchte, klar zu sehen.
    Menkarak stand vor ihm, in schwarzen Roben, die wesentlich mehr Zierde und Schmuck aufwiesen als die simplen grauen
Gewänder, die sein Ersatzmann getragen hatte. Die Ärmel und Schöße waren dick mit Goldbrokat bestickt. Seine Augen waren wachsam und eindringlich, seine hageren Züge durchsetzt mit Triumph. Er wirkte wie eine besonders eitle hurenhafte Krähe.
    »Was jetzt, Ungläubiger?«, höhnte er.
    Ringil nickte erschöpft. »Arschgesicht.«
    Größtenteils war er damit beschäftigt, die anderen Gestalten zu erfassen. Diejenige, die ihm das Kinn angehoben hatte, stand am nächsten, vom Hals bis zu den Stiefeln gekleidet in den glatten, lederähnlichen Dwendakörperschutz. Den Helm hatte sie abgesetzt, und so zeigte sich ein Gesicht, das kalkweiß und hart war – dünner Mund, schmale Nase, Wangenknochen hoch angesetzt und sich scharf unter der Haut abzeichnend. Ausdruckslose Augen, wie Kugeln aus frischem, feuchtem Pech, die man in weiße steinerne Höhlen gedrückt hatte, auf deren glatter, schwarzer Leere jedoch schwach die Regenbogenfarben schillerten. Wie eine Statue, die gerade zum Leben erwachte. Und dahinter …
    Risgillen.
    Sie trat näher. Dasselbe Dwendagesicht, bleicher als bleich und streng geformt bis auf die Kochen; ein Gesicht, dem bloß die Schwere von Stirn, Kinnlade und Nase fehlte, die Seethlaws ansonsten zierlichen Zügen die Männlichkeit verliehen hatten. Offenbar hatte sie seit ihrer letzten Begegnung etwas an Gewicht verloren. Sie war hagerer um Augen und Mund geworden.
    Es schmerzte ihn, wie sehr sie ihrem Bruder ähnelte.
    Sie trat noch näher. Sie hatten ihn mit Stricken über der Brust an einen schweren Eichenstuhl gefesselt, Arme und Beine mit dicken Windungen desselben Materials gesichert. Das Zeug sah aus, als wäre es verzaubert, es schimmerte leicht in dem schwachen
Licht, und er hatte den unbehaglichen Eindruck, dass es sich hin und wieder rastlos wand, wie aufgeschreckte Schlangen in einem Nest.
    »Ringil.« Sie berührte sein Gesicht fast wie das eines Geliebten, dasselbe drängende Gefühl unter der Sanftmut, dasselbe Versprechen von etwas Kommendem. »Es ist lange her. Aber am Ende bis du zu mir gekommen, wie es immer zweifellos und gänzlich bestimmt war.«
    Er hustete. »Hallo, Risgillen. Wie ich höre, ist dein Naomisch besser geworden.«
    »Ich hatte Grund, seine Struktur zu üben.« Sie ließ sein Gesicht los und vollführte eine Geste der Bescheidenheit. Bei der Bewegung schimmerten ihre Fingernägel in allen Regenbogenfarben. »Glaubtest du etwa, die Kabale in Trelayne sei unser einziger Zugang nach Norden gewesen?«
    Menkarak wandte sich selbstgewiss an den anderen Dwenda. »Was ist mit diesen Zaubersprüchen?«
    »Sie bindet ihn«, erwiderte der andere Dwenda uninteressiert. Das Tethannisch nach wie vor mit einem schrecklichen Akzent. »In ihm ist viel Zauberkunst, da sind Rituale erforderlich.«
    »Aber – welche Rituale? Und warum nicht in der Sprache des Buchs?« Menkarak richtete sich auf. »Lathkeen hat es mir eindeutig gesagt – Zauberei aus dem Norden muss im wahren Licht der Offenbarung stets welken. Warum benötigen wir …«
    »Lathkeen enthüllt dir so viele Wahrheiten, wie Sterbliche ertragen.« Der andere Dwenda warf Risgillen einen Blick zu – Gil glaubte, eine Spur Erschöpfung auf seinem Gesicht zu erkennen. »Du solltest besser die Offenbarung nicht in Frage stellen und uns stattdessen die Kraft deines Glaubens und deiner Gebete leihen.«
    »Nun gut.« Menkarak räusperte sich. »Ja. Aber Erleuchtung
zu suchen ist Teil dessen, was die Offenbarung lehrt. Zu verstehen …«
    Der Dwenda wandte sich ihm zu, und Menkarak verstummte. Ringil, der die Macht dieses leeren Blicks kannte, war sogar ziemlich beeindruckt davon, wie der Hüter seine Stellung hielt.
    »Vergebt mir.« Menkarak neigte den Kopf und murmelte: »Atalmire, vergebt mir

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