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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Erneut tätschelte sie ihm die Schulter. Er wehrte sich heftig gegen die Berührung. »Zunächst einmal wird dein Freund und großartiger Geliebter Egar, Töter von Drachen, vergebens auf deine Rückkehr und seine Befreiung warten. Er wird hingerichtet, langsam, unter so viel Qual, wie deine ziemlich begrenzte Einbildungskraft sich vorstellen kann. Das habe ich bereits gesehen, in der Zukunft. Er wird bis zum bitteren Ende auf dich warten, und er wird sterben, kreischend, entmannt und im Wissen, dass du ihn im Stich gelassen hast. Ich werde dir die Nachricht überbringen, als Würze für dein sonstiges Leiden.
    Und erst, wenn das vollbracht ist, werden wir die Krallen der Sonne loslassen.«
    Ringil hob den Kopf. Es war, als würde er einen behauenen Stein mit bloßen Händen anheben. Sein Blickfeld ruckte wie
verrückt hin und her, war durchschossen mit Schwarz und Rot und weitaus zu viel Licht. Risgillen war eine wabernde Gestalt, wie jemand, den man von unter Wasser aus sieht. Das Zittern verzehrte ihn.
    Er glaubte, es könne ihm gelingen, sie anzuknurren, aber sicher war er sich dessen nicht.
    »Sehr gut«, sagte sie von irgendwoher in einer sich ansammelnden Dunkelheit. »Kraft. Wohin du jetzt gehst, da gilt, dass du umso verfluchter bist, je mehr Kraft du besitzt.«
    Dann griff sie mit beiden Armen über seinen Kopf und packte den Stuhl an der Lehne. Sie wiegte ihn einige Mal versuchsweise hin und her, dann schob sie heftig, sodass er damit nach hinten fiel.
    Er wartete darauf, zu Boden zu krachen, aber vergebens.
    »Seethlaw erwartet dich«, war das Letzte, was er sie in der sich schließenden, brüllenden Dunkelheit sagen hörte, und schließlich vereinnahmten ihn die grauen Orte.
    Da fiel er auf ewig.

43
    Der Tag marschierte über das Stückchen Himmel, das von der Zelle aus zu erkennen war, und zwar weitaus schneller, als man dachte, wenn man zuvor nicht darauf geachtet hatte. Er verklang am Zellenfenster, nachdem Archeth gegangen war, und Eg sah das golden schimmernde Licht der Sonne des späten Nachmittags über der Flussmündung zu stumpfen und staubigen Rottönen verblassen. Schließlich blieben noch einige geschmolzene Flecken zwischen den dunkler werdenden Wolken, wie weggeworfene Mangoschalen im Straßenstaub.
    Diese verfluchte Stadt!
    Dunkelheit sammelte sich vom Osten her. Auch das beobachtete er, und er versuchte, nicht allzu sehr zu warten. Er wusste, dass Gil nicht käme. Gib dem Homo ’ne verfluchte Chance, Eg! Er hat drei Tage, die Sache zu erledigen.
    Aber jetzt waren es nur noch zwei Tage.
    Archeth hatte keine Neuigkeiten gebracht. Jhiral hatte ihr eine Audienz verweigert, und die Königsfänger redeten nicht. Sie saß auf einem der Betten in der Zelle und spielte mit der Lumpenpuppe vom Fußboden herum.
    »Er hat eine Fackel«, sagte sie. »Wie diejenigen, die wir im Krieg verwendet haben. Wenn er sie abfeuert, werden wir ihn von überall in der Stadt aus sehen.«

    »Ja, falls sie funktioniert.«
    Mitgebracht aus einem längst vergessenen Behälter in An-Monal, zusammen mit anderen seltsamen und offensichtlich nicht gerade idealen kiriathischen Kriegswerkzeugen, waren die Fackeln nie sonderlich zuverlässig gewesen. Egar entsann sich, dass Flaradnam einmal verzweifelt eine verwünscht hatte, während er das Ende mit der Zündung in Rajal gegen die Schiffsreling gehämmert hatte, weil sie nicht losgehen wollte.
    »Die meisten funktionieren«, sagte Archeth rasch.
    Er sah sie stirnrunzelnd an. Heute wirkte sie uncharakteristisch konzentriert, ganz und gar nicht wie die launische, zerstreute Frau, an die er sich in diesem letzten Jahr gewöhnt hatte.
    »Es ist Tag, Archeth.« Geduldig, vernünftig – ein Versuch, nicht das Gefühl eines drohenden Verhängnisses in seinem Kopf Fuß fassen zu lassen. »Wenn er nach wie vor in der Zitadelle ist, muss er sich die nächsten sieben oder acht Stunden verstecken. Und wenn er nicht in der Zitadelle ist, dann …«
    Er zuckte die Achseln. Sah beiseite.
    Ich habe meinen Tod gesehen, das hatte er ihr nicht erzählt. Aber er erinnerte sich an grollenden Donner am Rand des Steppenhimmels, das Blut seiner Brüder im Gras rings um ihn her, den Ruf, der ihn erneut nach Süden geführt hatte. Er erinnerte sich an sein damaliges Einverständnis und versuchte, etwas Ähnliches in sich aufzubringen. Er brachte ein kleines Lächeln zustande.
    »Vielleicht ist es das«, meinte er. »Er hält sich wieder bis zum Einbruch der Nacht versteckt.«
    »Am Strand von

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