Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
Vom Netzwerk:
des Hüters fest, solange er zuckte, wartete, wartete, und legte dann das Gesicht des toten Mannes sanft in der Schweinerei ab. Er säuberte den Dolch an einem Pergament und stand einen Augenblick lang nachdenklich im Kerzenschein da.
    Wenn Naksen mit einem Bündel weiterer Befehle auftaucht, bist du ausgepustet. Wie eine verdammte Kerze. Und das, ohne die Dwendas mit einzubeziehen.
    Das dauert alles zu lang.
    Bevor er ging, blies er sämtliche Kerzen aus. Er schloss die Tür leise hinter sich und hoffte, dass das ausreichen würde, Naksen oder seine Gefährten an weiteren Nachforschungen zu hindern. Irgendwo im Ikinri ’ska gab es eine Glyphe, die Türen versiegelte, aber er konnte sich nicht daran erinnern und hatte sie sowieso nie richtig beherrscht. Draußen im Sumpf gab es nicht viele Türen mit Schloss, an denen man üben konnte.
    Mit etwas Glück nehmen sie an, dass der alte Hund zu Bett gegangen ist.
    Mit noch mehr Glück kehren sie erst am Morgen wieder zurück. Hältst du mir den Rücken frei, Kwelgrish?
    Hoffen wir’s.
    Er schlich in den oberen Ebenen herum, horchte auf Stimmen und hielt Ausschau nach Lichtern. Er benötigte eine weitere halbe Stunde, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Er kam an einer Wohnungstür vorüber, hörte, wie man sich drinnen verabschiedete, und wich in eine düstere Nische zurück. Kurz darauf öffnete sich die Tür, und ein Mann in den Gewändern des
Hüters trat heraus. Er war beträchtlich jünger als der alte Mann in dem Studierzimmer, hatte einen ziemlichen Bauch und einen sauber gestutzten Bart, und er schritt in einer selbstgewissen Haltung dahin, die vielversprechend aussah. Gil folgte ihm durch Korridore und ein Treppenhaus zu einer Wohnungstür in einer unteren Ebene, wo der Hüter einen Schlüssel aus seinen Roben hervorholte und ins Schloss steckte. Ringil schlich Zoll um Zoll heran. Der Schlüssel drehte sich mit einem eisernen Klirren.
    Die Tür schwang auf. Ringil sprang aus den Schatten und packte den Mann von hinten. Schob ihn über die Schwelle, warf ihn zu Boden, trat selbst ein, griff sich die schwingende Tür und knallte sie hinter sich zu. Sein Blick huschte umher – eine breite Diele, unbeleuchtet, die zu einem gut ausgestatteten Wohnbereich führte. Ein Fenster ließ genügend Bandlicht herein, dass man etwas erkennen konnte.
    Der Hüter war auf einem feinen Seidenteppich, der zwischen den beiden Räumen lag, auf Hände und Knie gefallen. Ringil überzeugte sich, dass die Tür verschlossen war, trat den Mann fest in seinen üppigen Bauch und hob den Schlüssel auf. Er drehte ihn im Schloss, ließ ihn dort stecken und horchte auf ein Geräusch, aber die Wohnung war anscheinend leer.
    »Was zum heiligen blauen Scheiß glaubst du …«
    Ringil griff ihn sich erneut, zog ihn auf die Füße und knallte ihn gegen die nächste Wand. Er schlug ihn mehrmals ins Gesicht, schwungvolle Schläge mit der flachen Hand, die keinen echten Schaden anrichteten, jedoch höllisch schmerzen würden. Der Hüter stolperte umher und wollte sich fallenlassen. Gil trat dicht heran, drückte ihn fest gegen die Wand und hielt ihm den Drachenzahndolch ans Gesicht.
    »Ich hab’s eilig«, begann er.

    »Aber, aber …« Beim Anblick des Messers war der Hüter plötzlich ganz still geworden, oder vielleicht lag es auch bloß an Ringils Augen. »Was willst du? Ich bin kein …«
    »Ich suche Pashla Menkarak. Du wirst mir sagen, wo seine Wohnräume sind, oder du wirst sterben. Entscheide dich!«
    »Du …« Der Mann befeuchtete sich die Lippen. »Du bist aus dem Palast?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich, aber ich … ich habe einen heiligen Eid geschworen. Ich bin gebunden durch …«
    Ringil sah ihn an.
    »Die letzte Wohnung auf der Ebene hier drüber«, flüsterte der Hüter, dem in dem schwachen Licht die Augen aus den Höhlen traten. »Die Tür ist … du wirst es sehen … mit Buch und Zepter markiert.«
    »Und er ist da?«
    »Ja. Er zieht sich früh zurück, immer. Er wird beim letzten Gebet sein.«
    Ringil beugte sich näher heran. »Du weißt, ich werde zurückkommen, wenn du lügst.«
    »Ich lüge nicht, ich lüge nicht«, plapperte der Mann jetzt. »Sein Glaube ist beinhart. Er ist beim Gebet. Die ganze Zitadelle weiß das.«
    »Ausgezeichnet.« Gil trat zurück und schlug dem Hüter mit der linken Hand auf die Schulter.
    Dann schlitzte er dem Mann die Kehle auf, trat scharf nach links und schob sein Opfer an der Schulter nach rechts. Blut sprudelte heraus,

Weitere Kostenlose Bücher