Das Kapital (Gesamtausgabe)
Gedanken, die logische Verfolgung seiner inneren Zusammenhänge.
Die entscheidende Stelle findet sich bei Marx III, I, p. 154 : "Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daß die Waren nicht einfach als Waren ausgetauscht werden, sondern als Produkte von Kapitalen , die im Verhältnis zu ihrer Größe, oder bei gleicher Größe, gleiche Teilnahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen." Zur Illustration dieses Unterschieds wird nun unterstellt, die Arbeiter seien im Besitz ihrer Produktionsmittel, arbeiteten im Durchschnitt gleich lange Zeit und mit gleicher Intensität und 1290
DAS KAPITAL
tauschten ihre Waren direkt miteinander aus. Dann hätten zwei Arbeiter in einem Tage ihrem Produkt gleich viel Neuwert durch ihre Arbeit zugesetzt, aber das Produkt eines jeden hätte verschiednen Wert je nach der in den Produktionsmitteln früher schon verkörperten Arbeit. Dieser letztere Wertteil würde das konstante Kapital der kapitalistischen Wirtschaft repräsentieren, der auf die Lebensmittel des Arbeiters verwandte Teil des neu zugesetzten Werts das variable Kapital, der dann noch übrige Teil des Neuwerts den Mehrwert, der hier also dem Arbeiter gehörte. Beide Arbeiter erhielten also, nach Abzug des Ersatzes für den von ihnen nur vorgeschossenen "konstanten" Wertteil, gleiche Werte; das Verhältnis des den Mehrwert repräsentierenden Teils zu dem Wert der Produktionsmittel - was der kapitalistischen Profitrate entspräche - wäre aber bei beiden verschieden. Da aber jeder von ihnen den Wert der Produktionsmittel im Austausch ersetzt erhält, wäre dies ein völlig gleichgültiger Umstand. "Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten, erfordert also eine viel niedrigere Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu eine bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung nötig ist ... Abgesehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch , sondern auch historisch als das prius der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel gehören , und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbstarbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unsrer früher aus- <906> gesprochnen Ansicht, daß die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiednen Gemeinwesen, nicht zwischen den Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie für diesen ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände, die auf Sklaverei und Leiheigenschaft gegründet sind, und für die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre in die andre übertragbar sind und die verschiednen Sphären sich daher zueinander verhalten wie fremde Länder oder kommunistische Gemeinwesen." (Marx, III, I, p. 155, 156. )
Wäre Marx dazu gekommen, das dritte Buch nochmals durchzuarbeiten, er hätte ohne Zweifel diese Stelle bedeutend weiter ausgeführt. So wie sie da steht, gibt sie nur den skizzierten Umriß von dem, was über den Fragepunkt zu sagen ist. Gehen wir also etwas näher darauf ein.
Wir alle wissen, daß in den Anfängen der Gesellschaft die Produkte von den Produzenten selbst verbraucht werden und daß diese Produzenten in mehr oder minder kommunistisch organisierten Gemeinden naturwüchsig organisiert sind; daß der Austausch des Überschusses dieser Produkte mit Fremden, der die Verwandlung der Produkte in Waren einleitet, späteren Datums ist, zuerst nur zwischen einzelnen stammesfrem-den Gemeinden stattfindet, später aber auch innerhalb der Gemeinde zur Geltung kommt und wesentlich zu deren Auflösung in größere oder kleinere Familiengruppen beiträgt. Aber selbst nach dieser Auflösung bleiben die austauschenden Familienhäupter arbeitende Bauern, die fast ihren ganzen Bedarf mit Hilfe ihrer Familie auf dem eignen Hof produzieren und nur einen geringen Teil der benötigten Gegenstände gegen überschüssiges eignes Produkt von außen eintauschen. Die Familie treibt nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, sie verarbeitet auch deren Produkte zu fertigen Verbrauchsartikeln, mahlt stellenweise noch selbst mit der Handmühle, bäckt Brot, spinnt, färbt, verweht Flachs und Wolle, gerbt Leder, errichtet und repariert
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