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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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für den Profit der
Pharmaindustrie. Wie könnte ich da aufhören, für die Rechte der Tiere einzutreten?
Ich mache weiter.«

    »Sie haben das Geschäft Ihrer Sponsorin vergessen, Teddy.«
Schreiber konnte es sich nicht verkneifen. »Millionen Rindern wird das Fell
über die Ohren gezogen, um Schuhe daraus zu machen.«

    »Es reicht, meine Herren!« Die Steinkamp war laut geworden.
Sie fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar, stand auf, sah sich im Raum
um, als suchte sie etwas, fand aber nichts und setzte sich wieder hin. »Wie
stellst du dir das Weitermachen vor, Teddy?«

    »Ich wechsel das Forstamt. Zieh weiter nach Westen in
Richtung Sibiu. Oder nach Osten in die Vrancea-Berge. Jedenfalls weg aus dem
Kreis Brasov. Hier kennen sie mich. Anderswo nicht. Und den Bären geht es
überall gleich schlecht.«

    Hannes dachte an die schlemmenden Petze von Ra c a d a u.
»Ich habe heute erfahren, dass der Bestand keinesfalls so bedroht ist, wie Sie
sagen, Teddy.«

    »Von wem?«

    »Von einer Biologin.«

    Der Bärenflüsterer brüllte: »Die lügen doch alle hier.
Stecken mit der Jagdmafia unter einer Decke. Für die Tiere tun sie nichts.«

    Diana Steinkamp stand wieder auf. »Am besten wir machen
für heute Schluss«, sagte sie. »Ich denke, wir brauchen alle Schlaf. Morgen
früh reden wir weiter.«

    Schreiber war das recht. Er verließ die Villa, rauchte
vor der Tür noch eine letzte Zigarette und legte sich dann hin. Innerhalb von
Sekunden fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

    Beim Frühstück fehlte Teddy. Die Steinkamp war auch schon
auf den Beinen. Dafür, dass ihr Schützling heimlich verschwunden war, wirkte
die Frau ein bisschen zu gelassen. Zwischen Kaffee und Marmeladenbrot versuchte
Schreiber, ihr auf den Zahn zu fühlen. Sie legte den Zeigefinger auf die
Lippen. Hinter ihr tauchte der Merresmisch in der Tür auf, die unvermeidliche
Schüssel mit Palukes in der Hand.

    »Noch was frei?«, fragte er und setzte sich, ohne die
Antwort abzuwarten, zu ihnen an den Tisch. Schweigend löffelte er seine
Maispampe. Diana Steinkamp aß zwei Bissen Brot mit Käse, stand dann auf und
ging aus dem Zimmer. Hannes, der nie ohne Frühstück das Haus verließ, schüttete
sich noch eine Tasse Kaffee ein, belegte sein Weißbrot mit Hartwurstscheiben
und verspeiste es in aller Ruhe. Draußen wurde der Defender gestartet. Durchs
Fenster sah man, wie die Steinkamp den Hof verließ.

    »Na, isser weg?« Der Merresmisch baggerte Palukes und sah
nicht auf.

    Schreiber brummte einen Ton, mittig zwischen Zustimmung
und Unverständnis gelegen. Dianas Gebaren ließ vermuten, dass der Merresmisch
von Teddy nichts wusste, oder wenigstens wissen sollte.

    »Für dumm verkaufen kann die mich nicht«, sagte
Steinkamps Faktotum.

    »Will sie das denn?«

    Merres schnaubte mit vollem Mund. »Meint, ich wüsste
nicht, was dieser komische Kerl hier treibt. Aber Diesel kaufen schickt sie
mich. ›Merres, ich brauche wieder zwei Kanister‹«, äffte er seine Chefin nach.
Es klang ziemlich echt. »In die Plastikflaschen abfüllen darf ich das stinkende
Zeug auch. Was sie damit macht, sagt sie mir nicht. Aber der Merresmisch ist
auch nicht blöd. Diese Städter glauben immer, sie sind allein im Wald. Da sieht
sie keiner, meinen die.« Er nahm noch einen letzten Löffel Palukes. »Der Wald
hat tausend Augen. Zwei davon gehören dem Merresmisch.«

    Schreiber holte seine Fluppen raus und hielt Merres die
Schachtel hin. Der Misch machte zuerst das Fenster auf und steckte sich dann
eine an. Rauch kräuselte nach draußen.

    »Was halten Sie denn von der Geschichte, Herr Merres?«

    »Nichts.«

    »Nichts ist wenig.«

    »Bären werden am Luder geschossen. Das war schon immer
so. Wenn es der lieben Diana wirklich um die Bären geht, dann muss sie doch
froh sein, wenn gefüttert wird. Je mehr Futter, desto mehr Bären. So einfach
ist das. Stattdessen lässt sie von diesem Banditen die Pellets verstänkern.«

    »Und worum geht es der guten Diana wirklich?«

    Der Merresmisch drückte seine Zigarette in der leeren Palukes-Schüssel
aus. »Dazu sag ich nichts. Fragen Sie den alten Steinkamp. Sie sind doch
Journalist. Vielleicht erzählt er Ihnen was.«

    »Vielleicht auch nicht.«

    »Berufsrisiko.« Der Alte stand auf und räumte den Frühstückstisch
ab. Schreiber ging ihm zur Hand. In der Küche hakte er noch einmal nach. Merres
schwieg standhaft.

     

16

    Sie trug eine knielange Hose. Ihren Waden sah man das Wandern
im Wald an.

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