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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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aus dem centru kam. Hier ein flotter Fummel um
die Hüften, da ein Paar stöckelige Treter am Fuß. Mit klimpernden Ohrringen
ging eine schwarzhaarige Schönheit an ihm vorbei. Die Bauarbeiter pfiffen ihr
hinterher.

    Katharina Orend war anders als die Rumäninnen, nicht so
verspielt, sondern auf eine ernste Art schön. Fand er. Diese Frau imponierte
ihm. Während er sich beim Bier von der Bärenattacke erholte, kehrte Katharina
zu der Falle zurück, wissend, dass die Bärin auf sie wartete.

    Schreiber fragte sich, wie gut der Förster mit der Flinte
sei. Einen frontal angreifenden Bären mit Brennekes zu stoppen,
fingerkuppendicken Bleibatzen, war ein Kunststück, das Hannes sich nicht
zutraute. Die Fläche für tödliche Treffer glich einem sichelförmigen Latz unter
dem Kopf des Bären, und sie kam rasend schnell auf den Schützen zu.

    Er sah auf die Uhr. Kurz vor zwölf. So langsam sollten
Katharina und der Förster bei der Falle angekommen sein. Nicht zu wissen, wie
es ihr da oben erging, war fast so schlimm, wie dabei zu sein.

    Beim Eingang der Straßenkneipe hatten sie einen Grill angeworfen,
nicht viel mehr als ein Blechfass, in dem Holzkohlebrocken glommen. Auf dem
Rost brutzelten Hackfleischfinger. Es roch nach Knoblauch und Lamm. Als die
Bedienung ein zweites Bier brachte, wippte Schreiber mit Daumen und Zeigefinger
zwischen sich und dem Grillfass hin und her. Drei Minuten später landete ein
Pappteller mit vier Hackröllchen auf seinem Tisch. Ein Zahnstocher ersetzte das
Besteck. Schreiber spießte ein Röllchen auf und biss ein Stück ab. Das Fleisch
war mit Piment gewürzt und schmeckte gut. Er fragte sich, wie lange es noch
dauern würde, bis in Ra c a d a u eine McDoof-Filiale eröffnete und der Grill wegen Verstoßes
gegen die Hygienerichtlinien der EU geschlossen würde.

    Um nicht schwermütig zu werden, holte der Reporter den
Notizblock heraus und begann, seinen Tag mit Teddy in Stichworten festzuhalten.
So gut es ging, rekonstruierte er ihren langen Marsch zum Fichtencamp, den
nächtlichen Überfall und seine Flucht aus dem Bergwald. Das Treffen mit Teddy
am Abend danach fiel ihm wieder ein. Er notierte, wie ausgeflippt der
Bärenflüsterer auf ihn reagiert hatte. Je länger Schreiber darüber nachdachte,
desto merkwürdiger erschien ihm die Zusammenarbeit zwischen dem Tierschützer
und der Unternehmerin. Er konnte sich keinen Reim auf Diana Steinkamps Motive machen.
Politische PR? Imagewerbung fürs Unternehmen? Alles schön und gut. Aber das
Treiben ihres Schützlings würde ihr hier eine Menge Ärger einbringen,
spätestens, wenn Schreiber im Magazin darüber berichtete. Und die Firma Steinkamp ließ einen großen Teil ihrer Schuhe
in Rumänien produzieren. Irgendwie passte das nicht zusammen.

    »Fragen Sie den alten Steinkamp«, hatte der Merremisch
gesagt. Das sollte er tun.

    Der Reporter holte sein Handy aus der Hosentasche und
wählte das Reisebüro an, das die Dienstreisen für Magazin -Redakteure organisierte. Er bat, ihm für den nächsten Tag
einen Flug von Bukarest nach Berlin zu buchen. Bartelmus’ Sekretariat drohte er
seinen Besuch für die nächsten Tage an. So einfach, wie Stefan sich das
vorstellte, war die Geschichte von Diana Steinkamp und ihrem Bärenflüsterer
nicht.

    Er war längst von Hackfleisch und Ursus auf Mineralwasser und Kürbiskerne umgestiegen, als Katharina
wieder auftauchte. Hannes sprang vom Tisch auf. Der Versuchung, sie in die Arme
zu nehmen, widerstand er mannhaft. Die Biologin warf sich in einen der
Plastiksessel und strahlte.

    »Jetzt ein Radler«, sagte sie und gab eine Bestellung
auf. Die Bedienung brachte eine Flasche Ursus, eine klare Frutti-Fresh -Limo und
sogar ein Glas. Die Frau blieb am Tisch stehen, um mitzubekommen, was diese
Sächsin mit ihren Getränken veranstaltete. Katharina kippte Limo ins Glas,
schüttete Bier darauf und trank. Kopfschüttelnd ging die Kellnerin zur
Getränkeausgabe zurück.

    »Wie ist es gelaufen?«

    »Super.« Sie leckte den Schaum von ihrer Oberlippe. »Wir
haben den Kleinen besendert.«

    »Und was hat seine Mama dazu gesagt?«

    »Es war merkwürdig. Wir kommen zur Falle. Ioan die Flinte
schussbereit, ich die Spraydose in der Hand. Die Bärin ist nicht zu sehen und
zu hören. Wir warten eine Weile. Nichts passiert. Dann gehen wir zu dem Kleinen
in den Käfig. Ioan macht vorsichtshalber die Tür hinter uns zu. Noch immer kein
Zeichen von der Alten. Das Junge sitzt in der hintersten Ecke der Falle. Ich
hole

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