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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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wo
sonst?«

    Schreiber hörte Guttner mit dem Schraubenschlüssel
hantieren. »Danke«, sagte er und verließ den Hof. Ob dieser unhöfliche Kerl der
Richtige für Katharina wäre, wagte er zu bezweifeln. Aber vielleicht sah der
Miaten gewaschen ja wirklich so gut aus, wie die Disi meinte.

    Er brauchte eine Weile, um die Kirche von Wolkendorf zu
finden. Sie lag etwas abseits der Hauptstraße hinter einer Häuserreihe
verborgen. Ein offener Torbogen führte ihn vor eine Ringmauer, die der Kirchturm
überragte. Schreiber durchschritt die Tür und bestaunte die hufeisenförmige
Befestigungsanlage. Sie schützte eine Kirche mit weißem Turm und gelbem Schiff.
Schreiber umrundete das Gotteshaus und stand vor einem zweistöckigen Gebäude,
das nach außen Teil der Mauer war, im Innern aber eine Reihe von Vorratskammern
beherbergte. Die Turmuhr schlug fünf.

    Das Pfarrhaus lag beim Eingang der Glaubensfestung. Evangelische Kirchengemeinde Augsburgischen
Bekenntnisses Gemeinde Wolkendorf, stand auf dem Schild. Schreiber klopfte
an. Wieder rief jemand »Pufftitti!«.

    Der Raum, den Schreiber betrat, verströmte den spröden
Charme eines evangelischen Pfarrhauses alter Schule: weiß getünchte Wände, zwei
dunkle, ältliche Holzstühle vor einem Schreibtisch. Einziger Schmuck des
Zimmers war ein besticktes Leinentuch an der Wand zwischen den beiden Fenstern. Ein’ feste Burg ist unser Gott, stand
darauf, schwarz auf weiß.

    Der Pfarrer, Schreiber nahm an, dass der Mann hinter dem
Schreibtisch dieses Amtes waltete, war vielleicht Anfang sechzig. Er trug eine
graue Anzugjacke, deren Ärmel an den Ellenbogen wie Speckschwarten glänzten.
Das Hemd stand am Halse offen und gab den Blick frei auf einen faltigen
Kehlsack. Das Gesicht des Pastors war fahl und knitterig wie sein Hals. Müde
Augen unter farblosen Brauen, die Stirn in Falten gelegt wie ein Boxerhund.
Wenige, dünne Haare, deren Farbe sich nicht zwischen aschblond und mausgrau
entscheiden konnte, klebten an seinem Kopf. Ein Stumpen qualmte unter seiner
Nase. Der Hirte der evangelischen Schäfchen Wolkendorfs machte den Eindruck,
als sei er des Treibens müde.

    Auf dem Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch saß Sara
Orend und weinte. Schreiber, der selbst nahe am Wasser gebaut hatte, wusste
nicht, was tun. Der Pfarrer sah ihn fragend an. Statt sich ihm vorzustellen,
setzte sich der Reporter neben die Weinende. »Was ist mit Ihnen, Frau Orend?«

    Sara brauchte etwas, um ihn zu erkennen. Dann drückte sie
ihr Taschentuch vor Mund und Nase und schnäuzte schluchzend.

    »Ist was mit Katharina?« Schreiber hatte ein ungutes Gefühl,
seitdem er vergeblich versuchte, sie zu erreichen.

    Die Disi nickte schniefend. Ihre Finger knautschten das
Taschentuch.

    »Ist ihr was mit den Bären zugestoßen?«

    Sara Orend schüttelte den Kopf. Ein neuer Weinkrampf
schüttelte sie. Schreiber legte ihr den Arm um die Schultern und warf dem
Pastor einen Hilfe suchenden Blick zu. »Was ist passiert?«

    Der Pfarrer drückte seinen Stumpen aus. »Ich weiß nicht,
wer Sie sind«, sagte er mit einer Stimme, noch müder als seine Miene.

    Schreiber stellte sich vor. Der Pastor nicht.

    »Und in welchem Verhältnis stehen Sie zu Katharina Orend?«

    In einer anderen Situation hätte Hannes die Frage eine
Weile in seinem Kopf bewegt. Dass sein Interesse an der Biologin übers
Berufliche hinausging, war ihm klar. Sonst säße er nicht an diesem Ort. Mit dem
Pfarrer von Wolkendorf mochte er sein Gefühlsleben nicht bereden. »Ich hab sie
bei der Arbeit kennengelernt«, sagte er. »Ich recherchiere über die Situation
der Karpatenbären. Katharina hat mir das Leben gerettet, als mich eine Bärin
attackierte.«

    Der Kirchenmann wippte mit dem Kopf wie ein Wackeldackel
auf der Hutablage. »Sie ist vor vier Tagen verhaftet worden. Man verdächtigt
Treni, den Forstamtsleiter von Brasov erschossen zu haben.«

    Schreiber schluckte trocken. Ein metallischer Geschmack
breitete sich in seinem Mund aus. Er klopfte seine Taschen nach Zigaretten ab,
fand sie in der Hose, nestelte mit fahrigen Fingern eine aus der Schachtel und
steckte sie an. Das Nikotin machte die Nachricht nicht besser. Nikotin machte
überhaupt nichts besser.

    »Wie kommt die Polizei ausgerechnet auf Katharina?«,
fragte er den Pfarrer.

    »Es hat wohl am Tag vor Hulanus Tod Ärger zwischen den
beiden gegeben. Auf einer Sitzung im Rathaus. Katharina sei sehr emotional
geworden, sagt die Polizei.«

    Schreiber lachte bitter. »Wenn

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