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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Leitungsdraht erfuhren sie da-
    von, daß Nic Deck sich verpflichtet hatte, zur Burg zu ge-
    hen, und durch denselben hatte sich in der Gaststube des
    ›König Mathias‹ jene Warnstimme vernehmen lassen, die
    ihn davon abschrecken sollte.
    Trotz dieser Drohung hatte der junge Förster auf seiner
    Absicht bestanden, der Baron von Gortz aber sich vorge-
    nommen, dem Zudringlichen eine Lektion zu erteilen, die
    ihm die Lust, jemals hierher zurückzukehren, gründlich
    verleiden sollte. In der betreffenden Nacht brachte der im-
    mer zur Funktion bereite Apparat Orfaniks eine Reihe rein
    physikalischer Erscheinungen hervor, die das Land weithin
    mit schlimmster Furcht erfüllen mußten. Das Ertönen der
    Glocke auf dem Kapellentürmchen, das Aufblitzen zucken-
    der Flammen, die infolge einer Mitverwendung von Seesalz
    allen Gegenständen ein geisterhaftes Ansehen verliehen;
    ferner die heulenden Töne einer Art großer Nebelhörner,
    die mit Preßluft angeblasen wurden; photographische Sil-
    houetten von mächtigen Spiegeln zurückgeworfener Ge-
    spenstererscheinungen; Eisenplatten unter dem Unkraut
    der Grabensohle, die durch den elektrischen Strom stark
    magnetisch wurden und den Doktor richtig durch die Ei-
    senbeschläge seiner Stiefel festhielten, und endlich von
    den Batterien des Laboratoriums abgegebene Entladungs-
    — 260 —
    schläge, durch die der Förster, als er die Eisenteile der Zug-
    brücke berührte, getroffen und hinuntergestürzt wurde.
    Wie der Baron von Gortz angenommen hatte, stand das
    Land umher nach Erscheinung jener unbegreiflichen Wun-
    der und nach dem üblen Verlauf von Nic Decks Versuch
    unter der Herrschaft eines lähmenden Schreckens, und um
    keinen Preis hätte sich jemand – selbst bis auf 2 gute Mei-
    len – dem offenbar von übernatürlichen Wesen bewohnten
    Karpatenschloß zu nähern gewagt.
    Rudolph von Gortz glaubte sich schon fürderhin gegen
    jede lästige Neugier geschützt, als Franz von Telek in der
    Dorfschaft Werst eintraf.
    Während dieser mit Jonas, mit Meister Koltz oder einem
    der anderen sprach, meldete der Draht im Nyad schon seine
    Anwesenheit in der Gaststube des ›König Mathias‹. – Der
    Haß des Barons von Gortz gegen den jungen Mann loderte
    mit der Erinnerung an die Ereignisse in Neapel von neuem
    auf. Franz von Telek befand sich aber nicht allein in dem,
    nur wenige Meilen von der Burg entfernten Dorf, sondern
    er verspottete auch gegenüber den Notablen deren alber-
    nen Aberglauben; er zerstörte die phantastischen Anschau-
    ungen, die das Karpatenschloß schützten, und verpflichtete
    sich obendrein, in Karlsburg an die Behörden zu berichten,
    um die Polizei zur endlichen Aufklärung über die landläu-
    figen Legenden herbeizurufen.
    Da beschloß der Baron von Gortz, Franz von Telek in die
    Burg zu locken, und der Leser weiß ja, durch welche Mit-
    tel ihm das gelang. Die Stimme La Stillas, die er durch das
    — 261 —
    Telephon der Gaststube des ›König Mathias‹ ertönen ließ,
    hatten den jungen Grafen verleitet, von seinem Weg abzu-
    weichen, um näher an die Burg heranzukommen. Die Er-
    scheinung der Sängerin auf der Bastion erregte dann in ihm
    das unwiderstehliche Verlangen, in das Schloß einzudrin-
    gen; ein von einem Fenster des Wartturms ausstrahlendes
    Licht hatte ihm den Weg nach der Zugbrücke gezeigt, die
    man niederließ, um ihn eintreten zu lassen. In der Tiefe je-
    ner elektrisch beleuchteten Höhle, zwischen den Mauern
    der Zelle, wohin ihm die nötigen Nahrungsmittel während
    seines Totenschlafs gebracht wurden, in dem unter der Burg
    versenkten Gefängnis, dessen Tür sich hinter dem Eindring-
    ling schloß, befand sich Franz von Telek völlig in der Gewalt
    des Barons von Gortz, und dieser rechnete darauf, seinen
    Feind nie wieder entweichen zu sehen.
    Das alles war das Werk der geheimnisvollen Tätigkeit
    Rudolphs von Gortz und seines Genossen Orfanik. Zu sei-
    nem größten Leidwesen wußte der Baron auch, daß Rotzko,
    der seinem Herrn nicht in das Innere der Burg gefolgt war,
    in dessen Auftrag die Behörden von Karlsburg über den
    Sachverhalt informiert hatte. Eine Abteilung Polizisten war
    im Dorf Werst angekommen, und hiermit sah sich der Ba-
    ron von Gortz einer erdrückenden Übermacht gegenüber,
    da er sich mit Orfanik allein gegen eine zahlreiche Truppe
    doch unmöglich wirksam verteidigen konnte. Die zur Ab-
    wehr von Nic Deck und Doktor Patak angewandten Mittel
    erwiesen sich hier als unzureichend,

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