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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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neuesten
    Erfindungen der Elektriker, wußte deren Verwendung zu
    vervielfältigen und damit die wunderbarsten Wirkungen
    zu erzielen.
    Nach den Vorfällen, die die dramatische Laufbahn La
    Stillas beendeten, verschwand der Baron von Gortz, ohne
    daß jemand hätte sagen können, was aus ihm geworden war.
    Als er Neapel verließ, hatte er sich nämlich sofort nach dem
    Karpatenschloß zurückgezogen, wohin Orfanik – höchst
    befriedigt, sich mit ihm einschließen zu können – seinem
    Mäzen folgte.
    Als er den Entschluß gefaßt hatte, sich hinter den Mau-
    ern dieser alten Burg zu begraben, ging die Absicht des Ba-
    rons von Gortz auch dahin, keinem Bewohner des Landes
    seine Rückkehr bekannt werden zu lassen und jedermann
    von einem Besuch des alten Rittersitzes fernzuhalten.
    Selbstverständlich fehlte es Orfanik und ihm nicht an Mit-
    teln zur Erhaltung des materiellen Lebens im Schloß. Von
    diesem aus bestand nämlich eine geheime Verbindung mit
    dem Vulcanrücken, und auf diesem Weg besorgte ein ver-
    läßlicher Mann, ein früherer Diener des Barons, den nie-
    mand als solchen mehr kannte, zu gewissen Zeiten alles,
    — 257 —
    was zur Existenz des Barons Rudolph und seines Gesell-
    schafters nötig war.
    Was von der Burg noch bestand – und vor allem der
    Wartturm in der Mitte – war weit weniger zerfallen als man
    allgemein glaubte und sogar ausreichender bewohnbar, als
    es die Bedürfnisse ihrer Bewohner erheischten. Mit allem
    versehen, was er zu seinen Versuchen brauchte, konnte sich
    Orfanik ungestört den wunderbaren Arbeiten hingeben, zu
    denen ihn die gewaltigen Errungenschaften der Chemie
    und Physik anspornten. Da kam ihm der Gedanke, diese
    auch zur Abhaltung jedes unbequemen Besuchs anzuwen-
    den.Der Baron von Gortz ging auf einen diesbezüglichen
    Vorschlag mit Feuereifer ein, und Orfanik stellte einen be-
    sonders konstruierten Apparat her, der ausschließlich be-
    stimmt war, die weitere Umgebung durch Erscheinungen zu
    erschrecken, die die etwas beschränkten Bewohner nur ei-
    ner Mithilfe des Höllenfürsten zuschreiben konnten.
    In erster Linie kam es dem Baron von Gortz darauf an,
    immer über das informiert zu sein, was die Leute im nächs-
    ten Dorf redeten. Gab es also ein Mittel, diese Leute bei ih-
    ren Gesprächen zu belauschen, ohne daß sie etwas davon
    ahnten? – Gewiß, dazu gehörte ja nur, daß eine telephoni-
    sche Verbindung zwischen dem Schloß und der Gaststube
    des ›König Mathias‹, wo die »Standespersonen« von Werst
    verkehrten, hergestellt wurde.
    Eine solche führte denn Orfanik, nicht minder geschickt
    als unbemerkt, auf einfachste Weise aus. Ein mit isolieren-
    — 258 —
    der Schicht umhüllter Draht, dessen eines Ende am ersten
    Stockwerk des Wartturms befestigt war, wurde durch das
    Wasser des Nyad bis zum Dorf Werst geleitet. Nachdem das
    geschehen war, brachte Orfanik, der sich als Tourist vor-
    stellte, eine Nacht im ›König Mathias‹ zu, um jenen Draht
    mit der Gaststube des Hauses in Verbindung zu setzen. Be-
    greiflicherweise machte es ihm keine besonderen Schwie-
    rigkeiten, das im Bett des Bergbachs versenkte andere Ende
    bis zur Fensterhöhe der hinteren Hauswand an einer Stelle
    hinaufzuführen, wo ihn niemals eine Menschenseele suchte.
    Nachdem er hier ein Telephon, unter dem Blätterwerk der
    Mauer verborgen, angebracht hatte, verknüpfte er es mit
    dem Leitungsdraht. Der betreffende Apparat war übrigens
    ebenso zum Auffangen von Lauten wie zum Selbstsprechen
    eingerichtet, und infolgedessen konnte der Baron von Gortz
    alles hören, was im ›König Mathias‹ gesprochen wurde, aber
    auch alles, was er wollte, hier zur Vernehmung bringen.
    Während der ersten Jahre wurde die Ruhe der Burg in
    keiner Weise gestört. Der üble Ruf, in dem sie stand, genügte
    schon, die Bewohner von Werst davon fernzuhalten. Übri-
    gens war es bekannt, daß sie seit dem Ableben der letzten
    Diener der Familie verlassen war. Eines Tages aber – im Be-
    ginn unserer Erzählung – hatte der Schäfer Frik durch sein
    Fernrohr eine Rauchsäule entdecken können, die sich aus
    einer der Schornsteine des Wartturms emporschlängelte.
    Von dieser Stunde an blieb der Mund der Leute wieder in
    Bewegung, und der freundliche Leser weiß ja, was daraus
    folgte.
    — 259 —
    Jetzt erwies sich die telephonische Verbindung von be-
    sonderem Nutzen, da der Baron von Gortz und Orfanik
    stets auf dem Laufenden über alles bleiben konnten, was in
    Werst vorging. Durch

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