Das Karpatenschloß
Or-
faniks zu prüfen.
Dabei wurden zwischen beiden Männern mit gedämpf-
ter Stimme folgende Worte gewechselt.
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»Ist die Verbindung mit der Kapelle hergestellt, Orfanik?«
»Eben werd’ ich damit fertig.«
»In den Kasematten der Bastion ist auch alles vorberei-
tet?«
»Alles.«
»Jetzt ist also die Verbindung der Kapelle und der Bas-
tion mit dem Wartturm in Ordnung?«
»Vollständig.«
»Und wenn der Apparat den Strom entläßt, werden wir
noch Zeit genug zum Fliehen haben?«
»Ganz sicher.«
»Ist auch nachgesehen worden, daß der nach dem Vulcan
ausmündende Tunnel völlig gangbar ist?«
»Natürlich, das ist geschehen.«
Es folgten nun einige Minuten des Schweigens, während
der Orfanik seine Laterne wieder ergriffen hatte, deren
Schein er durch die finsteren Winkel der Kapelle schwei-
fen ließ.
»Ach, meine alte Burg«, rief der Baron, »die wird einem,
der deine Mauern zu erstürmen wagte, teuer zu stehen kom-
men!«
Rudolph von Gortz sprach diese Worte in einem Ton, der
den jungen Grafen erbeben machte.
»Sie haben gehört, was man in Werst erzählte?«, fragte
Orfanik. »Vor 5 Minuten erst meldete mir der Draht die
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Pläne, die im Gasthaus zum ›König Mathias‹ geschmiedet
worden sind.«
»Ist der Angriff für diese Nacht geplant?«
»Nein, er wird erst bei Tagesanbruch stattfinden.«
»Seit wann ist Rotzko nach Werst zurückgekehrt?«
»Seit 2 Stunden mit den Polizeisoldaten, die er aus Karls-
burg mitgebracht hat.«
»Nun gut; da sich das Schloß nicht mehr verteidigen
kann«, stieß der Baron von Gortz hervor, »wird es wenigs-
tens jenen Franz von Telek und alle, die ihm zu Hilfe kom-
men, unter seinen Trümmern begraben!«
Nach wenigen Augenblicken fuhr er fort: »Und jener
Leitungsdraht, Orfanik? Es braucht auch später niemand zu
erfahren, daß er eine Verbindung zwischen dem Schloß und
dem Dorf Werst herstellte.«
»Das soll auch keiner erfahren; ich werde den Draht zer-
stören.«
Es scheint uns nun an der Zeit, verschiedene Vorkomm-
nisse zu erklären, die im Lauf dieser Erzählung wiederge-
geben oder gestreift wurden, und deren Ursachen, wohl
wissenschaftlich begründet, für den Laien aber nicht sofort
verständlich sind.
Zu jener Zeit – wir betonen ausdrücklich, daß diese Ge-
schichte sich in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts ab-
spielte – war die Anwendung der Elektrizität, die mit Recht
als »die Seele des Weltalls« betrachtet wird, zur höchsten
Vollkommenheit gediehen. Der berühmte Edison und seine
Nachfolger hatten ihr Werk selbst übertroffen.
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Unter anderen Apparaten fungierte das Telefon mit so
wunderbarer Sicherheit, daß die von der Schallplatte aufge-
nommenen Töne ohne Hilfe eines Hörrohrs deutlich zum
Ohr drangen. Was da gesprochen, gesungen und geflüstert
wurde, konnte man auf jede beliebige Entfernung hin ver-
stehen, und zwei durch tausende von Meilen getrennte Per-
sonen plauderten miteinander, als ob sie sich Auge in Auge
gegenüber am Tisch säßen*.
Schon seit Jahren konnte Orfanik, der Unzertrennliche
des Baron Rudolph von Gortz, bezüglich der praktischen
Verwendung der Elektrizität als ein Erfinder ersten Ranges
gelten. Bekanntlich fanden aber seine wunderbaren Erfin-
dungen nicht die verdiente Aufnahme. Die gelehrte Welt sah
in dem Mann nicht ein – Genie, sondern nur einen Narren;
das erklärt auch den unversöhnlichen Haß, den der arme,
überall abgewiesene und gekränkte Mann seinen Mitmen-
schen geschworen hatte.
Unter solchen Umständen traf der Baron von Gortz mit
dem vom Unglück verfolgten Orfanik zusammen. Er er-
mutigte ihn in seinen Arbeiten, stellte ihm seine Börse zur
Verfügung und nahm den Mann schließlich ganz in seine
Dienste, allerdings unter der Bedingung, daß er allein zu-
nächst den Nutzen seiner Erfindungen genösse.
Diese beiden originellen und jede nach ihrer Art über-
spannten Persönlichkeiten waren übrigens wie geschaffen,
* Sie konnten sich sogar durch mit Drähten verbundene Spiegel,
dank der Erfindung des Telephots, deutlich sehen.
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einander zu verstehen. Seit ihrem Zusammentreffen trenn-
ten sie sich nicht wieder – nicht einmal, wenn der Baron La
Stilla nach allen Städten Italiens nachreiste.
Doch während der Musiknarr sich mit dem Gesang der
unvergleichlichen Künstlerin berauschte, beschäftigte sich
Orfanik einzig mit der Vervollkommnung der
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