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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mes-
    ser auf, das Franzens Hand entfallen ist und dringt damit
    auf die nicht zurückweichende Gestalt ein.
    Franz stürzt sich auf ihn, um den tödlichen Stoß, der der
    unglücklichen Wahnsinnigen droht, abzulenken.

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    Es ist zu spät, das Messer zuckt nach ihrem Herzen.
    Da hört man das Zerbersten einer großen Scheibe,
    und mit dem Niederfallen von tausend Glasscherben ver-
    schwindet La Stilla.
    Franz steht an den Boden gewurzelt, er begreift nicht,
    was hier vorgeht. Ist auch er jetzt des Verstands beraubt?
    Da ruft Rudolph von Gortz höhnend: »La Stilla ent-
    geht Franz von Telek noch einmal! Ihre Stimme aber, ihre
    Stimme bleibt mir zurück! Ihre Stimme gehört mir, mir al-
    lein. Sie wird niemals einem anderen gehören!«
    In dem Augenblick, wo Franz sich auf den Baron von
    Gortz stürzen will, verlassen ihn die Kräfte und er bricht
    bewußtlos am Fuß der Estrade zuammen.
    Rudolph von Gortz kümmert sich nicht um den jun-
    gen Grafen. Er erfaßt das auf dem Tisch stehende Kästchen,
    stürmt aus dem Saal und eilt die Treppe ins erste Turmstock-
    werk hinunter; auf der Terrasse angelangt, läuft er schnell
    um sie herum und bis zur anderen Tür, als ihn plötzlich ein
    scharfer Knall erschreckt.
    Am Rand des Wallgrabens stehend, hat Rotzko auf den
    Baron von Gortz Feuer gegeben.
    Der Baron selbst wurde nicht verletzt; Rotzkos Kugel
    zertrümmerte aber das Kästchen, das jener in den Armen
    trug.
    Er stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    »Ihre Stimme! Ihre Stimme!« jammerte er. »Ihre Seele –
    die Seele La Stillas – sie ist vernichtet, zerstört, zerschmet-
    tert!«
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    Mit emporgesträubtem Haar und krampfhaft geballten
    Händen sah man ihn längs der Terrasse hinstürmen, im-
    mer mit dem Schmerzensruf: »Ihre Stimme! Ihre Stimme!
    Sie haben mir ihre Stimme geraubt! Fluch und Verdamm-
    nis über sie!«
    Dann verschwand er durch die Tür, als Rotzko und Nic
    eben die Burgmauer, ohne die Polizeisoldaten abzuwarten,
    erklettern wollten.
    Plötzlich erzitterte der ganze Bergstock des Plesa von ei-
    ner furchtbaren Explosion. Flammengarben schossen bis zu
    den Wolken empor, und eine Steinlawine donnerte auf die
    Straße über den Vulcan hernieder.
    Von den Bastionen, der Verbindungsmauer, dem Wart-
    turm und der Kapelle des Karpatenschlosses war nichts
    mehr übrig als ein Haufen rauchender Trümmer auf der
    Hochfläche des Orgall.
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    Nach dem Inhalt des Gesprächs zwischen dem Baron und
    Orfanik sollte die Explosion das Schloß erst zerstören, nach-
    dem Rudolph von Gortz daraus geflohen war. Zu der Zeit
    aber, wo sie erfolgte, schien es ganz unmöglich, daß er Zeit
    genug gehabt hätte, den nach dem Vulcanrücken führenden
    Tunnel zu erreichen. Hingerissen von seinem Schmerz und
    im Wahnsinn der Verzweiflung nicht mehr wissend, was er
    tat, hatte Rudolph von Gortz eine sofortige Katastrophe her-
    beigeführt, zu deren ersten Opfern er höchstwahrscheinlich

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    zählte. Nach den unverständlichen Worten, die ihm entfuh-
    ren, als Rotzko den Kasten in seinen Armen zerschmettert
    hatte, mochte er sich wohl freiwillig unter den Ruinen der
    Burg begraben haben.
    Jedenfalls war es ein Glück zu nennen, daß die durch
    den Gewehrschuß Rotzkos überraschten Polizeisoldaten
    sich noch in gewisser Entfernung befanden, als die Explo-
    sion die ganze Bergmasse erschütterte. Nur wenige wurden
    von den Trümmern verletzt, die bis zum Rand des Plateaus
    des Orgall niederfielen. Rotzko und der Förster befanden
    sich dabei allein nah bei der Verbindungsmauer, und es war
    ein Wunder zu nennen, daß sie nicht unter diesem Steinre-
    gen zermalmt wurden.
    Die Explosion hatte also schon die Zerstörung vollbracht,
    als es Rotzko, Nic Deck und den Polizisten jetzt ohne große
    Mühe gelang, die Umwallung von dem durch die geborste-
    nen Mauern halb ausgefüllten Graben aus zu ersteigen.
    50 Schritte hinter der Verbindungsmauer wurde inmit-
    ten der Trümmer am Fuß des Wartturms zuerst ein toter
    Körper gefunden.
    Es war der Rudolphs von Gortz. Einige ältere Bewohner
    der Nachbarschaft, darunter Meister Koltz, erkannten ihn
    sofort wieder.
    Rotzko und Nic Deck bemühten sich allerdings in erster
    Linie, den jungen Grafen zu entdecken. Da Franz nach der
    mit seinem Diener verabredeten Frist nicht erschienen war,
    hatte er wahrscheinlich nicht wieder aus dem Schloß ent-
    kommen können.
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    Rotzko wagte jedoch nicht zu hoffen, daß er

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