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Das Karpathenschloß

Das Karpathenschloß

Titel: Das Karpathenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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rief er sich zu.
    Nach der Richtung, in der jener Strahl in die Nacht hinausschoß, konnte er in der That nur von dem Wartthurme in der Mitte ausgegangen sein.
    Bei seinem hocherregten Zustand zweifelte Franz keinen Augenblick, daß es la Stilla sei, die ihm diese Hilfe sandte. Jedenfalls hatte auch sie ihn erkannt, als er die Geliebte auf der Eckbastion sah.
    Und jetzt war sie es, die ihm dieses Zeichen gab, sie, die ihm den Weg wies, auf dem er nach dem Thore gelangen konnte…
    Franz folgte jenem Lichte, das an Helligkeit noch zunahm, je mehr er sich demselben näherte. Da er auf dem Plateau des Orgall zu weit nach links hin gegangen war, mußte er jetzt gegen zwanzig Schritte nach rechts hin machen und entdeckte dann nach einigem Umhertasten wieder den Rand der äußeren Grabenböschung.
    Der Lichtglanz fiel ihm gerade ins Gesicht und seine Höhe ließ annehmen, daß er aus einem der Fenster des Wartthurms hervorgehen möge.
    Franz sah sich nun bald den letzten, freilich unübersteiglichen Hindernissen gegenüber.
    Da das Thor geschlossen und die Brücke aufgezogen war, mußte wohl auch er nach dem Fuße der Zwischenmauer hinunterklettern. Was begann er dann aber vor einer Mauer, die vierzig bis fünfzig Fuß fast lothrecht aufstieg?
    Franz ging nach der Stelle, wo die gesenkte Zugbrücke sich auflagerte, als er plötzlich ein Geräusch hörte, welches ihm verrieth, daß das Schloß des Thores geöffnet wurde…
    Auch die Zugbrücke fiel langsam und knarrend hernieder.

    Ohne einen Augenblick der Ueberlegung stürmte Franz auf die noch schwankende Bahn der Brücke und legte die Hand an das Thor…
    Der schwere Flügel desselben gab dem Drucke nach.
     

    Franz drückte die Hand auf die Thür. (S. 160.)
     
    Franz trat eiligen Schrittes in das dunkle Gewölbe über ihm. Kaum aber ein kleines Stück weitergekommen, da hob sich die Brücke wieder und schlug geräuschvoll an die Thorpfeiler an.
    Der Graf Franz von Telek war im Karpathenschloß gefangen.
Dreizehntes Capitel.
    Die Bewohner Siebenbürgens und die Reisenden, die den Vulkanrücken hinauf-oder hinuntergingen, kannten das Karpathenschloß nur nach seiner äußeren Erscheinung. Bei der respectvollen Entfernung, in der das Gefühl der Furcht auch die muthigsten Männer im Dorfe zurückhielt, erscheint es ja nur als der ungeheure Steinhaufen einer in Ruinen liegenden Burg.
    Innerhalb der Umfassungsmauer war die Burg indeß keineswegs so zerfallen, wie man hätte voraussetzen können; durch das feste Mauerwerk geschützt, hätten die unversehrt gebliebenen Gebäude des alten Rittersitzes noch einer ganzen Besatzung Unterkommen gewähren können.
    Große gewölbte Gallerien, tiefe Höhlen, verzweigte Gänge, Höfe, deren Steinbelag allerdings unter wucherndem Grase und Unkraut verschwand, unterirdische Festungsräume, in die niemals ein Strahl des Tageslichts eindrang, geheime Treppen, die im dicken Mauerwerk selbst ausgespart waren, Kasematten mit schwacher Beleuchtung durch die Schießscharten der Zwischenmauer, in der Mitte ein dreistöckiger Wartthurm mit noch recht gut bewohnbaren Zimmern und einer Plattform mit Zinnenrand darüber, zwischen den verschiedenen Baulichkeiten endlose, in allen Richtungen verlaufende Gänge, wie Stollen eines Bergbaues, die hier nach den Bastionen hinauf und dort wieder bis tief in den Unterbau hinabführten, hier und da auch eine Cisterne, worin sich das Regenwasser sammelte, dessen Ueberschuß nach dem Nyad abfloß, endlich lange Tunnel, die nicht, wie man hätte glauben können, von Geröll verstopft, sondern noch bis zur Bergstraße des Vulkan hinabführten, das war das Karpathenschloß, dessen Plan und Anlage sich fast nicht minder verwickelt erwiesen, als die Labyrinthe des Porsenna oder jene auf Lemnos und auf Kreta.
    Wie bei Theseus, als er die Tochter des Minos gewinnen wollte, so war es auch ein mächtiges, unwiderstehliches Gefühl, das den jungen Grafen durch die unzähligen Irrgänge der Burg trieb. Würde er auch den Ariadnefaden finden, der dem griechischen Helden den Rückweg angab?
    Franz hatte nur den einen Gedanken gehabt, durch die Umfassungsmauer zu dringen, und das war ihm ja gelungen. Vielleicht hätte ihm hierbei auffallen sollen, daß die – soweit bekannt stets aufgezogene – Brücke scheinbar ganz allein dazu herabzugleiten schien, ihm den Eintritt zu ermöglichen!… Ebenso hätte es ihn wohl beunruhigen müssen, das Thor sich hinter ihm urplötzlich schließen zu sehen… doch an dergleichen

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