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Das Karpathenschloß

Das Karpathenschloß

Titel: Das Karpathenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bühne todt niederfallen sah, lebte also doch noch! Während man ihn selbst halb todt nach dem Hotel zurückgebracht, hatte der Baron Rudolph zu ihr zu dringen, sie aufzuheben und mit sich nach seinem Karpathenschlosse zu entführen vermocht, und nur einem leeren Sarge war am nächsten Tage die Volksmenge nach dem Campo Santo Nuovo gefolgt!
    Alles das erschien ja unglaublich, unannehmbar und widerstritt am Ende dem gefunden menschlichen Verstande. Das grenzte an ein Wunder, war allzu unwahrscheinlich, und Franz hätte sich das immer und immer wieder sagen sollen… Ja freilich! Doch eine Thatsache blieb immer bestehen: la Stilla war von dem Baron von Gortz entführt worden, da sie jetzt hier in der Burg war! Sie lebte auch, er hatte sie ja über der Mauer erblickt! Das schien unumstößlich gewiß.
    Nichts destoweniger suchte der junge Graf seine verwirrten Gedanken wieder zu ordnen, die sich übrigens zuletzt auf den einen zuspitzten: Rudolph von Gortz seine Stilla, die seit fünf Jahren im Karpathenschlosse gefangen saß, wieder zu entreißen!
    »Rotzko, begann Franz, mit keuchender Stimme, höre mich an! – Vor Allem verstehe mich richtig… denn mir scheint, ich könnte den Verstand verlieren…
    – Herr Graf… Mein lieber, gnädiger Herr!
    – Um jeden Preis muß ich zu ihr… zu ihr vordringen!… Und das noch heut’ Abend…
    – Nein, lieber morgen…
    – Heut’ Abend, sag’ ich Dir!… Sie ist hier, hat mich gesehen wie ich sie… Sie erwartet mich…
    – Nun gut, ich werde Ihnen folgen.
    – Nein!… Ich gehe allein.
    – Allein?
    – Ja.
    – Wie werden Sie aber in die Burg dringen können, da es Nic Deck nicht gelang?
    – Ich komme hinein, sag’ ich Dir.
    – Das einzige Thor ist geschlossen.
    – Für mich wird’s das nicht sein… Ich werde eine Bresche suchen, werde sie finden… Ich komme hinein…
    – Sie wollen also nicht, daß ich Sie begleite… Gnädiger Herr… Sie wollen das wirklich nicht?
    – Nein, wir werden uns trennen, und nur wenn wir das thun, wirst Du mir nützen können.
    – Ich soll Sie also hier erwarten?
    – Nein, Rotzko.
    – Wohin soll ich denn gehen?
    – Nach Werst… Doch nein, nicht nach Werst… antwortete Franz. Die Leute da brauchen nichts zu erfahren. Geh’ nach dem Dorfe Vulkan, wo Du die Nacht bleiben magst. Siehst Du mich morgen nicht wieder, so verlasse Vulkan noch am Vormittag… Das heißt… nein, warte einige Stunden länger. Dann begieb dich nach Karlsburg… Dort wirst Du dem Polizeidirector Bericht erstatten… Du erzählst ihm Alles. Endlich komm mit Hilfsmannschaften hierher zurück. Wenn’s sein muß, mag die Burg gestürmt werden. – O, befreie sie!… Allmächtiger Gott… sie… und lebend… in der Gewalt Rudolphs von Gortz!«
    Während der junge Graf diese mehrmals unterbrochenen Worte hervorstieß, bemerkte Rotzko, wie die Ueberreizung seines Herrn zunahm und sich in den ungeordneten Empfindungen eines Mannes Bahn brach, der seiner nicht mehr Herr ist.
    »Geh!… Rotzko! rief er zum letztenmale.
    – Sie wollen es?
    – Ich befehle es Dir!«
    Diesem Zwange gegenüber hatte Rotzko nur noch zu gehorchen. Uebrigens war Franz schon weiter gegangen und die Dunkelheit entzog ihn den Blicken des treuen Dieners.
    Noch einige Minuten verweilte Rotzko, der sich nicht zum Fortgehen entschließen konnte, an derselben Stelle. Dann kam ihm der Gedanke, daß alle Bemühungen seines Herrn doch unnütz sein würden, da er nicht über oder durch die Mauer könne, daß er nach dem Dorfe Vulkan werde umkehren müssen… vielleicht morgen… vielleicht noch heute Nacht… dann würden sie Beide nach Karlsburg gehen, und was weder Franz noch der Forstwächter auszuführen vermochten das würde er mit der Polizeimannschaft erzwingen… er würde sich Rudolphs von Gortz bemächtigen… ihm die unglückliche Stilla entreißen… man würde das ganze Karpathenschloß durchsuchen… nicht einen Stein, wenn’s sein müßte, übersehen… und wenn alle Teufel der Hölle darin hausten, die Burg zu vertheidigen.
    Rotzko stieg nun wieder den Abhang von der Hochfläche des Orgall hinab, um den Weg über den Rücken des Vulkan einzuschlagen.
    Franz hatte inzwischen, indem er dem Rande der Außenböschung folgte, schon die Winkelbastion, die die rechte Seite des Schlosses deckte, umgangen.
    Tausend Gedanken kreuzten sich in seinem Hirn Jetzt hegte er keinen Zweifel mehr bezüglich der Anwesenheit des Barons Rudolph von Gortz in der Burg, da la Stilla ja hier

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